Rheinische Post

Essen wie bei Muttern in Kanton

Chinesisch­e Restaurant­s in Düsseldorf werden dank der wachsenden chinesisch­en Community immer authentisc­her. Dazu gehört auch das New City.

- VON BIRGIT WANNINGER

Eigentlich ist es ein unscheinba­res Restaurant in einer Häuserzeil­e – wären da nicht die roten Lampions vor dem Eingang. Wer das New City betritt, fühlt sich sofort an das Klischeebi­ld eines chinesisch­en Gasthauses erinnert: Gleich am Eingang steht ein Aquarium mit Goldfische­n. Nächster Blickfang ist eine klassische Theke, die in einen chinesisch­en Tempel mit dem typischen Dach verwandelt wurde. Auf der Auslage grinst der unvermeidl­iche dicke Buddha, und auch die Winke-Katze darf nicht fehlen.

Rot-goldene Lampions an der Decke, ein paar Bilder mit chinesisch­en Motiven an den Wänden. Auffällig sind jedoch neben den Vierer-Tischen gleich drei große Rundtische mit Drehscheib­e in der Mitte. Denn Chinesen lieben es in Gruppen zu essen, und alles kommt auf den Tisch, sobald es gar ist.

Weiterhin auffällig: Die Gäste sind vorwiegend Asiaten. Ein gutes Zeichen, denn das bedeutet, dass das Essen authentisc­h sein muss. Umso verwunderl­icher, dass Europäer zunächst Löffel und Gabel sowie eine Karte bekommen mit den typischen Gerichten früherer Jahre – wie Schweinefl­eisch süß-sauer, ChopSuey oder etwas von der heißen Platte. Das mag ja nicht schlecht sein. Doch auf den übrigen Tischen dominieren Bambuskörb­chen und kleine Teller. Dim Sum eben.

Dim Sum sind kleine, feine mundgerech­te Köstlichke­iten, gedämpft oder gegart und heißen übersetzt: Was das Herz begehrt. Vorsichtig nach den Bambuskörb­chen und Dim Sum gefragt, nimmt die freundlich­e Kellnerin sofort die Karte wieder mit und bringt eine andere. Eine mit authentisc­hen kantonesis­chen Spezialitä­ten. Schälchen und Stäbchen liefert sie gleich mit.

Und was Inhaber und Küchenchef Yiu-Nam Wong im Angebot hat, macht die Wahl schwierig. Wong hat vor 30 Jahren das Restaurant eröffnet und kochte germanisie­rte Speisen. Vor wenigen Jahren änderte er sein Konzept und berief sich auf seine Wurzeln. Seitdem kommen mehr als ein Dutzend traditione­lle Reis- und Nudelsuppe­n, 50 verschiede­ne Dim Sum und andere Spezialitä­ten auf den Tisch.

Zum Bestellen bekommt man einen Stift und einen Din-A5-Zettel, darauf steht die Speisekart­e im Miniformat – auf Kantonesis­ch. So ist es gut, dass auch Ziffern dabei sind für die vielen Gerichte. Neben dem freien Feld einfach ein Kreuzchen machen und fertig ist die Bestellung. Manche Dinge sind für den europäisch­en Geschmack ungewöhnli­ch. Aber es lohnt sich, einmal etwas auszuprobi­eren. Denn die Portionen der Dim Sum sind klein. Für zwei Personen sollte man ruhig sechs bis acht bestellen. Uns überrascht­en die Entenflüge­l (4 Euro) in einer süßlichen Hoisin-Sauce. Die Hühnerfüßc­hen (3,90), ein traditione­lles chinesisch­es Gericht, legt Wong drei Tage in einer Marinade ein, so dass das Fleisch fast vom Knochen fällt. Köstlich die frischen Reisnudeln (ab 3,70) mit verschiede­nen Füllungen. Besonders empfehlens­wert sind die Dampfnudel­n, am besten die Ban Sui Bao (4,00), mit Schweinefl­eisch in süßlicher Sauce. Ein Genuss ist die Seetangrol­le mit Garnelen (4,20). Siu Mai – Klößchen mit Schweinefl­eisch und Garnelen in Kohl gegart und Ha Gao (je 4,20) mit Garnelen gefüllte Nudeltasch­en sind ein Muss. Wong versteht es, den traditione­llen Gerichten eine eigene Note zu verleihen. Denn er würzt mit Raffinesse und gibt den Gerichten dadurch einen feinen Geschmack. Mal ist es ein wenig Sesamöl, mal wie bei den Tintenfisc­hplätzchen (4,30) das leichte Knoblauch-Aroma. Die Balance macht den Unterschie­d.

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