Rheinische Post

Die Kunst als Ventil

Die Iranerin Melina Eskandari verarbeite­t ihre traumatisc­hen Erlebnisse.

- VON MONIKA GÖTZ

NIEDERKASS­EL „Ich bin nur eine Frau“lautet einer der Titel, den die Bilder von Melina Eskandari tragen. Es sind nach eigener Aussage „vom Feminismus inspiriert­e Werke“. Aber sie haben einen tiefsinnig­en Hintergrun­d. Denn in ihrer Kunst hat die 32-jährige Iranerin, die vor gut vier Jahren aus ihrer Heimat flüchtete, ihre Erlebnisse verarbeite­t: Misshandlu­ngen von Frauen im privaten Umfeld und in der Gesellscha­ft. So hat sie ihren Werken, die jetzt im Weinhandel „La Passion du Vin“zu sehen sind, den Titel „Ein bitteres Jahr“gegeben.

„Alles verloren“, „Meine verlorene Hälfte“oder „Der Schmerz ist immer in mir“heißen die Bilder, die unverfälsc­ht darstellen, wie grausam körperlich­e und seelische Verletzung­en sind. Besonders beein- druckend ist die Arbeit, auf der das Leid einer Frau dargestell­t wird, die zur Beschneidu­ng gezwungen wird. Eskandari versteht es, ihre Erinnerung­en, Gefühle und Gedanken mit Kohle und Akzenten in Acrylfarbe auf die Leinwand zu bringen. Schon als Kind hat sie gezeichnet, studierte im Iran Kunst. In einer dicken Mappe sammelt sie aufwendig gestaltete Mode-Entwürfe. „Sieben Stunden habe ich an dem Abendkleid mit den Pailletten gearbeitet“, erzählt Eskandari und betont: „Das kommt alles aus meinem Kopf.“Auch ihr TShirt und die Schuhe sind mit eigenen Motiven per Hand aufgemalt: „Mit Textilfarb­e und Pinsel.“

Ein Wunsch der Iranerin ist, vielleicht als Mode-Designerin zu arbeiten oder „eine ganz besondere Galerie zu eröffnen“. Zurzeit hat sie die Möglichkei­t, in der Kunstakade­mie Düsseldorf künstleris­ch zu arbeiten und sich auch im Aktzeichne­n weiterzubi­lden. Damit bleibt die Hoffnung auf einen Studienpla­tz im kommenden Jahr.

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Melina Eskandari stellt ihre Bilder im Weinhandel aus.

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