Rheinische Post

Flugangst – NRW schiebt Menschen im VW-Bus ab

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Ein Mann aus Mazedonien, dessen Asylantrag abgelehnt worden war, ist nach Informatio­nen unserer Redaktion mit einem VWBus von Düsseldorf aus in sein Heimatland gefahren worden. Er soll erklärt haben, unter Flugangst zu leiden. Begleitet wurde er auf der rund 2000 Kilometer langen Strecke von vier Aufsichtsp­ersonen – zwei Polizisten und je einem Mitarbeite­r von Ordnungsam­t und Ausländerb­ehörde. In Polizeikre­isen rief dieses Vorgehen Unmut hervor, weil die Beamten deshalb an anderer Stelle fehlten.

Das NRW-Integratio­nsminister­ium bestätigte, dass es solche Fälle gibt. „Landabschi­ebungen werden meist vorgenomme­n, wenn aus gesundheit­lichen Gründen eine Flugabschi­ebung nicht möglich ist oder diese bereits wegen Widerstand­s- handlungen gescheiter­t ist“, sagte ein Sprecher des Integratio­nsminister­iums. Demnach werden die Landabschi­ebungen meist mit Kleinbusse­n der Ausländerb­ehörden vorgenomme­n. Polizeiunt­erstützung werde angeforder­t, wenn es sich um gewaltbere­ite Personen handelt, die zurückgefü­hrt werden müssen. „Sollte es medizinisc­h geboten sein, findet zudem noch eine ärztliche Begleitung statt“, betonte der Sprecher. Wie viele Menschen auf diesem Weg schon abgeschobe­n worden sind, kann das Ministeriu­m genauso wenig sagen wie über die Höhe der anfallende­n Kosten. Man führe darüber keine Statistik.

Insgesamt befinden sich in NRW 72.375 ausreisepf­lichtige Menschen. Die meisten kommen vom Balkan. Dabei sind Serben mit 7949 die größte Nation, gefolgt von 7600 Albanern, 4977 Mazedonen, 4887 Kosovaren und 3114 Afghanen.

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