Madame Macron sucht ihre Rolle
Die Gattin des französischen Präsidenten hat großen Einfluss auf ihren Mann. Ein eigenes Aufgabenfeld aber fehlt ihr noch.
PARIS Es war einer der Termine, die Brigitte Macron sichtlich Spaß machen. Die Präsidentengattin, angetan mit einer ihrer geliebten Jacken im Armeestil, plauderte angeregt mit dem Sänger Bono. Der U2Frontman war in den Elysée-Palast gekommen, um mit Frankreichs Regierungschef Emmanuel Macron über die Armutsbekämpfung zu reden – und Madame Macron war im autistische Kinder im Palais und führte sie medienwirksam durch die vergoldeten Säle. „Nichts wird improvisiert. Viel Ernsthaftigkeit und Nähe zu den Menschen vor Ort sind nötig“, zitiert die Zeitschrift „Paris Match“Brigitte Macron zu ihrer neuen Aufgabe. „Das ist ein Job, den ich mit Freude mache und in dem ich versuche, das zu erfüllen, was die Franzosen von mir erwarten.“
Die Erwartungen scheinen hoch zu sein, denn die Präsidentengattin erhält pro Tag mehr als 200 Briefe. Fünf Leute sind in der Poststelle allein damit beschäftigt, die Korrespondenz von Madame Macron zu beantworten. Drei Mitarbeiter hat die grazile Blonde für sich allein, dazu noch zwei Leibwächter.
Damit ist Brigitte Macron für die Franzosen weniger teuer als ihre Vorgängerin Valérie Trierweiler, die erste Lebensgefährtin Hollandes nach seiner Wahl. Die hatte fünf Assistenten, die im Jahr 2013 laut Rechnungshof knapp 400.000 Euro kosteten. Dazu kamen noch vier Leibwächter, die wie das gesamte Personal der Première Dame aus dem Topf des Präsidenten bezahlt wurden. Carla Bruni, die singende Ehefrau von Nicolas Sarkozy, brachte es sogar auf acht Mitarbeiter. Die gebürtige Italienerin wurde vom Rechnungshof auch noch gerügt, weil sie in knapp zwei Jahren 410.000 Euro für die Website ihrer Stiftung gegen soziale Ausgrenzung ausgab.
Dass Geld ein heikles Thema ist, musste auch Brigitte Macron schon erfahren, deren Mann einen strengen Sparkurs fährt. „Hunderte Beamte sollen in der Nationalversammlung die Kassenzettel kontrollieren, und die Frau des Staatschefs bekommt ein eigenes Budget. Damit bin ich nicht einverstanden“, kritisierte der sozialistische Abgeordnete Luc Carvounas im Fernsehen. Der Elysée-Palast konterte mit der Bemerkung: „Die Franzosen wenden sich täglich mit Hunderten von Briefen an Brigitte Macron. Sie wird nicht sagen: ‚Ich höre auf und kümmere mich nur noch um die Tischdecken und Blumen.‘“