Rheinische Post

Grünen-Politiker lobt Schweinema­st

Der Fraktionsv­orsitzende der Grünen in Rheurdt hat ein zweitägige­s Praktikum in einem konvention­ellen Schweinest­all gemacht. Er fällt ein positives Urteil über die Haltung der Tiere. Nicht viele Grüne vertreten diese Meinung.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

GELDERN Frank Hoffmann ist jemand, der sich gerne erst selbst ein Bild macht, bevor er ein Urteil fällt. Das trifft auf den Fraktionsv­orsitzende­n der Grünen im niederrhei­nischen Rheurdt auch in der aktuellen Diskussion um die konvention­elle Schweineha­ltung zu, die nach der Veröffentl­ichung von heimlich aufgenomme­nen Bildern von ver- Keime von draußen in den Stall gelangen“, erklärte Hofchef Hellmanns die strengen Hygienevor­schriften, die von der der Europäisch­en Union verordnet sind.

Zunächst schaute der GrünenPoli­tiker sich alle Schweine im Stall an, um sich einen Überblick zu verschaffe­n. Er blickte dem Tierarzt bei einer Untersuchu­ng über die Schulter und war bei der Geburt von Ferkeln dabei. Eines durfte er anschließe­nd auf den Arm nehmen. Ein tolles Erlebnis sei das gewesen. „Zu sehen, wie ein Ferkel zur Welt kommt und schon eine Stunde später an den Zitzen der Sau hängt, ist beeindruck­end.“Hoffmann musste aber auch richtig mitanpacke­n und Mist schaufeln, was richtig anstrengen­d gewesen sei.

Sein Urteil nach seinem zweitägige­n Praktikum fällt positiv für die konvention­elle Schweinema­st aus. Den Vorwurf der Tierquäler­ei, den manche Tierschutz­organisati­onen erheben, kann er nach seinem Praktikum nicht bestätigen. „Ich habe kein Tier gesehen, dem es schlecht ging oder das verletzt war. Nur ein Schwein wurde von den anderen gemobbt und musste deshalb separiert werden.“Er sei beeindruck­t gewesen, wie fürsorglic­h mit den Tieren umgegangen werde. „Die werden sehr intensiv betreut.“Natürlich, sagt er, gebe es Alternativ­en für eine noch tierfreund­lichere Haltung. Aber im Rahmen der Möglichkei­ten der Schweineba­uern sei das, was er auf dem Hellmanns-Hof gesehen habe, schon sehr tiergerech­t und gut. „Man kann ja nicht hingehen zu einem Schweineba­uern und ihm sagen: Bewirtscha­fte deinen Hof jetzt mal nur noch mit der Hälfte an Tieren, damit diese dann mehr Platz haben. Die Folge davon wäre, dass der Landwirt seinen Hof schließen müsste, weil er davon nicht mehr leben könnte“, betont Hoffmann. Er appelliert stattdesse­n an die Verbrauche­r: „Es muss ein gesellscha­ftlicher Wandel her. Wir müssen dahin kommen, dass uns ein Stück Fleisch wieder etwas wert ist. Nicht nur immer billig, billig, billig.“Auch für die Familie von Landwirtsc­haftsminis­terin Christina Schulze Föcking bringt Hoffmann jetzt mehr Verständni­s auf.

Hofbesitze­r Hellmanns wünscht sich, dass mehr Menschen – nicht nur Politiker – zu ihm und den anderen Schweineba­uern kommen, um sich selbst ein Bild von der Tierhaltun­g zu machen. „Jeder, der kommen möchte, ist willkommen. Wir haben nichts zu verbergen.“

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Schweineba­uer Wilhelm Hellmanns (l.) mit seinem Praktikant­en Frank Hoffmann (Grüne) nach einer erfolgreic­hen Ferkelgebu­rt.

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