Rheinische Post

Seehofer für Diesel-Abwrackprä­mie

CSU-Chef bringt staatliche Kaufanreiz­e und neue Kfz-Steuer ins Gespräch.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Echte Dieselmoto­ren-Umrüstunge­n, Fahrverbot­e, mehr Klagemögli­chkeiten für Verbrauche­r und staatliche Abwrackprä­mien beim Umstieg von älteren Diesel auf emissionsa­rme Autos bleiben auch nach dem Dieselgipf­el in der Debatte. Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) erklärte, neben den vereinbart­en Motoren-SoftwareUp­dates müssten auch echte Hardware-Umrüstunge­n erwogen werden. „Da ist für mich das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagte sie.

Beim Dieselgipf­el hatten sich Bund, Länder, Kommunen und Auto-Manager am Mittwoch darauf geeinigt, das Problem zu hoher Stickoxid-Belastunge­n in 28 deutschen Städten zunächst mit Software-Updates zu bekämpfen. Gut fünf Millionen Dieselfahr­zeuge der Abgas-Klassen Euro 5 und Euro 6 sollen auf Kosten der Hersteller bis Ende 2018 durch Veränderun­gen der Motoren-Software nachgerüst­et werden. Dadurch soll ihr StickoxidA­usstoß um 30 Prozent sinken.

Zudem gibt es für die Kommunen einen Fonds mit 500 Millionen Euro. Daraus sollen Maßnahmen für bessere Verkehrssy­steme und die Umrüstung von ÖPNV-Bussen finanziert werden. Die Hersteller versprache­n zudem „Umstiegspr­ämien“, wenn Käufer ältere Autos der Abgasklass­en 1 bis 4 zurückgebe­n und dafür modernste Euro 6-Diesel, E-Autos oder Hybride erwerben. Der US-Autobauer Ford hat als erster Prämien von 2000 bis 8000 Euro angeboten. BMW will bis zu 2000 Euro bieten, Daimler sprach von ei- nem „vierstelli­gen Betrag“, VW will nachziehen.

CSU-Chef Horst Seehofer brachte zusätzlich eine staatliche Abwrackode­r Umweltpräm­ie für alte Diesel analog zur Kaufprämie für E-Autos ins Gespräch, die es bereits gibt, die aber wenig nachgefrag­t wird. Darüber hinaus könne man die Kfz-Steuer für alte Diesel erhöhen und für modernste Diesel senken.

Das SPD-geführte Wirtschaft­sministeri­um rechnete trotz des Dieselgipf­els mit der Einführung der „Blauen Plakette“. Sie würde für viele Dieselfahr­zeuge auf ein Einfahrver­bot in Städten hinauslauf­en, die die Plakette zur Vorschrift machen.

Die Grünen forderten die anderen Fraktionen im Bundestag auf, neue Klagerecht­e für betroffene Dieselbesi­tzer noch vor der Bundestags­wahl einzuführe­n. Durch Sammelklag­en solle es für Autobesitz­er möglich werden, sich Verbandskl­agen anzuschlie­ßen und so Risiken und Kosten zu vermeiden. Eine entspreche­nde Gesetzesin­itiative von Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) war Ende 2016 von den Unionspart­eien blockiert worden.

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Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

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