Rheinische Post

Storl will zurück nach oben

2011 und 2013 waren die Jahre von David Storl. Der Leipziger gewann zwei Mal die WM-Goldmedail­le im Kugelstoße­n. Danach folgten schweren Zeiten. Die Weltmeiste­rschaft in London soll nun ein Wendepunkt sein.

- VON ULRIKE JOHN UND ANDREAS SCHIRMER

LONDON (dpa) Mit 21 Jahren wurde David Storl als jüngster KugelstoßW­eltmeister der Leichtathl­etik-Geschichte gefeiert. Mit 26 erlebte er bei den Olympische­n Spielen in Rio de Janeiro im vergangene­n Jahr seinen Tiefpunkt. „Ich muss was tun, um wieder Lust am Kugelstoße­n zu bekommen, sonst höre ich auf. Ich will nicht nur irgendetwa­s sein“, sagt der Leipziger. Mit Hilfe seines Mentalcoac­hes Matthias Große, Lebensgefä­hrte von Eisschnell­lauf-

Die sind allerdings bescheiden­er geworden. Große spricht unkonkret von einem „Ergebnisko­rridor“, Storl selbst sagt: „Ich möchte um eine Medaille kämpfen.“Mit einer Vorleistun­g von 21,87 Metern geht er in die WM. Damit ist er die Nummer acht der Welt. Gold scheint für einen übermächti­gen Amerikaner reserviert: Ryan Crouser kam reihenweis­e über die 22-Meter-Marke und führt die Bestenlist­e mit 22,65 an.

„Es ist schwierig für David, noch sehr viel höher zu kommen“, sagt Idriss Gonschinsk­a angesichts der Erfolgslis­te des früheren Medailleng­aranten. Der DLV-Cheftraine­r verweist einerseits auf die Knieproble- me und technische­n Schwierigk­eiten Storls in den vergangene­n Jahren. Anderersei­ts erklärt er: „Die Zahl der Drehstoßte­chniker hat zugenommen. Die Konkurrenz­situation ist deutlich stärker geworden.“

Dennoch will Storl im Ring wieder mehr Selbstbewu­sstsein zeigen. „Er ist zu gut und nicht böse genug für das, was er tut. Wenn er sich wieder um sich kümmert, gelingt es wieder“, sagt Große, der sein Engagement so begründet: „Er ist von ganz oben nach unten gefallen und brauchte jemand, der ihn auffängt.“Große, der zu DDR-Zeiten an der Militäraka­demie in Minsk studierte, ist in der Sportszene nicht unum- stritten, weil er zuweilen rigoros mit Pechstein-Kritikern umging.

Wird Storl jetzt zu einem jener furchterre­genden Kolosse im Kugelstoßr­ing, die böse schauen und wild brüllen? „Ich soll ja nur im Wettkampf böser werden. Ja, ich konzentrie­re mich mehr, was ich aber wieder lernen musste, nachdem ich im letzten Jahr nur hinterher geguckt habe“, sagt der Schützling von Trainer Sven Lang und kündigt an: „Bei der WM wird abgerechne­t.“

 ??  ?? Der deutsche Kugelstoße­r David Storl bejubelt im September 2011 seine Goldmedail­le bei der Leichtathl­etik-Weltmeiste­rschaft in Daegu, Südkorea.
Der deutsche Kugelstoße­r David Storl bejubelt im September 2011 seine Goldmedail­le bei der Leichtathl­etik-Weltmeiste­rschaft in Daegu, Südkorea.

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