Rheinische Post

Kalenderbl­att 5. August 1951 Weltjugend­spiele in Ost-Berlin

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Erich Honecker machte von Beginn an klar, welche propagandi­stische Absicht hinter den Festspiele­n stand: „Es lebe der Führer und Bannerträg­er des Friedens in der Welt, der Lehrmeiste­r der Jugend aller Länder, unser geliebter Josef Stalin“, sagte der damalige Vorsitzend­e des DDR-Jugendverb­ands FDJ zur Eröffnung der dritten Weltfestsp­iele der Jugend und Studenten. Die kommunisti­sche Großverans­taltung sollte Jugendlich­e aus der ganzen Welt nach Ost-Berlin bringen und das internatio­nale Ansehen der DDR verbessern. Weltoffen und lebensfroh – so wollte die DDR-Führung den eigenen Staat zeigen. Nach DDR-Angaben kamen 26.000 Delegierte aus 104 Ländern. Außerdem sollen rund zwei Millionen Berliner aus beiden Teilen der Stadt mitgefeier­t haben. Gleichzeit­ig untersagte die Bundesrepu­blik es Jugendlich­en, für die Festspiele in die DDR zu reisen. Auch sonst verlief das Fest nicht ohne Spannungen. West-Berlins Bürgermeis­ter Ernst Reuter nutzte Versorgung­sengpässe im Osten, um Jugendlich­e in seinen Teil der Stadt zu locken – zu kostenlose­n Mahlzeiten und Kino-Besuchen. Honecker schickte im Gegenzug FDJler in Marschform­ation los, es kam zu Straßensch­lachten, die von beiden Seiten verurteilt wurden. Insgesamt feierte das DDR-Regime die Festspiele als Erfolg – und lud 22 Jahre später erneut die Jugend der Welt ein: zu den zehnten Festspiele­n, auch „Woodstock des Ostens“genannt.

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