Auf Schalke soll wieder alles gut werden
Zum Familientag rund um die Arena kommen 100.000 Fans.
GELSENKIRCHEN Etwas abseits der Arena steht eine ältere Dame, die ihrem Trikot entwachsen scheint. Auf dem Rücken die 10, darüber Gisela. „Dat bin ich“, sagt sie und genehmigt sich einen großen Biss in die Bratwurst. „Und dat da“, sagt sie und klopft ihrem Mann auf den Rücken, „dat da ist der Eeeerwin – wie dat Maskottchen von Schaaaalke.“Gisela findet das sehr lustig, sie lacht nicht nur einfach, es bricht förmlich aus ihr heraus. Jetzt klopft Erwin ihr auf die Schulter. „So, genug gelacht, wir gucken uns jetzt die Mannschaft an.“Beide verschwinden in den Massen rund um das Stadion. Es ist Schalke-Tag in Gelsenkirchen. Es gibt allerlei Attraktionen – ein Glücksrad, Rundflüge, einen Tätowierstand, an dem man sich „Schalke“in die Haut stechen lassen kann, die eSport-Abteilung präsentiert sich, und natürlich gibt es Autogramme von allen Spielern. Mehr als 100.000 Menschen sind über den Tag verteilt da. An diesem Ort sind so viele Wünsche, Träume, Hoffnungen versammelt.
Und diesmal, das ist man sich einig, wird auch alles gut. Domenico Tedesco ist der neue Hoffnungsträger. Besonders hartgesottene Anhänger trauen ihm vermutlich zu, dass er barfuß über Wasser gehen kann. Trainer Tedesco ist das Ver- sprechen für eine bessere Zukunft. Markus Weinzierl, sein Vorgänger, war einfach ein Missverständnis, wie so viele, die sich hier im Revier mit großen Visionen vorgestellt haben, dann aber an den Realitäten gescheitert sind. Tedesco, da ist man sich hier einig, wird nicht scheitern.
Es gibt immerhin ein paar vielsprechende Hinweise, die diese These untermauern können. Schalke hat (bislang) keine bedrohlichen Verluste hinnehmen müssen. Das größte Kapital des Vereins sind viele selbst ausgebildete Spieler, die über die Knappenschmiede den Sprung in den Profibereich schaffen. Das ist die Basis. Und auch Leon Goretzka ist nach wie vor ein wichtiger Baustein im Kader. Benedikt Höwedes, der Kapitän, hat sein Liebesbekenntnis erneuert und sich klar zu seinem Arbeitgeber bekannt. Und dazu sind eine Reihe von interessanten Zugängen (Pablo Insua, Bastian Oczipka) gekommen, die dem Kader nun die gewünschte Flexibilität bescheren. Fast alle Positionen sind doppelt besetzt. Besonders die Defensive und das Mittelfeld laufen über mit Kräften von gehobenem Format. Bei der Besetzung des Sturms kann man schon eher leise Zweifel haben, ob ausreichend Alternativen vorhanden sind. Hinter dem Österreicher Guido Burgstaller gibt es den Argentinier Franco di Santo, der auf Schalke dagegen bislang nicht sonderlich in Erscheinung getreten ist. Kommen noch weitere Verstärkungen, wird Sportvorstand Christian Heidel beim Gang über das Gelände gefragt. „Der Trainer ist mit seinem Personal zufrieden.“
Tedesco will sich nicht auf eine Startformation festlegen. Im letzten Test beim englischen Erstligisten Crystal Palace gab es ein 1:1. Es war noch Luft nach oben – wenig überraschend. Als Tedesco auf die Bühne kommt, trägt er einen blau-weißen Trainingsanzug, er winkt in die Menge, lächelt, winkt, lächelt. Er bekommt Applaus, wenn er sich von rechts nach links dreht. Man hat den Eindruck, er kann gerade nichts falsch machen und er sagt alles richtig. Als er gefragt wird, ob er seine Spieler in ihrer jeweiligen Landessprache anspricht, Tedesco kann fünf Sprachen (neben Deutsch, Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch), antwortet er: „Wichtig ist, dass sie alle möglichst schnell Deutsch lernen. Dass dürfen wir bei allem nicht vergessen. Die deutsche Sprache ist auf Gelsenkirchen Nummer eins.“
Applaus vom Publikum auf Schalke in Gelsenkirchen.