KULTURTIPPS
schäftigt sich der Giacometti-Film „Final Portrait“, der gerade in die Kinos gekommen ist, auf höchst vergnügliche Weise. Der Film von Stanley Tucci basiert auf der großen Giacometti-Biographie, die James Lord verfasst hat. Doch bewegt sich die Kamera kaum aus dem Atelier heraus, bleibt ganz beim Künstler und den Menschen, die um ihn kreisen. Das bleibt spannend, weil der australische Schauspieler Geoffrey Rush sich mit Inbrunst in diese Rolle wirft, den Egozentriker gibt, der an den eigenen Ansprüchen fast zu Grunde geht. Für seine Darstellung eines hochtalentierten Pianisten in „Shine“hat Rush vor ein paar Jahren einen Oscar bekommen. Selbst in den Szenen, in denen er Klavier spielen musste, ließ er sich nicht doubeln. Auch als Giacometti ist er tief in die Welt eines bildenden Künstlers eingetaucht, spielt glaubhaft ein Genie, das den Höhepunkt seiner Schaffenskraft bereits überschritten hat, dessen Werke hochgehandelt werden, dessen innere Zweifel aber weiter nagen. Manchmal wird es in diesem Film ein wenig viel mit der Exzentrik, vor allem, wenn Giacomettis Geliebte auftaucht, durch das Atelier wirbelt und allein durch ihre Anwesenheit dessen Ehefrau demütigt. Dennoch ist „Final Portrait“ein hinreißender Atelierfilm, der sich auf einen kurzen Zeitraum, einen engen Ort konzentriert und doch weit in die Biografie des Künstlers ausgreift.
Dorothee Krings