Rheinische Post

Einbrecher­müssen nach der Tat ins Krankenhau­s

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(lai) Weil sie sich bei dem Versuch, in ein Geschäftsh­aus an der Schadowstr­aße einzubrech­en, schwer verletzt haben, sind zwei Einbrecher am Samstagabe­nd von der Polizei gleich nach der Tat ins Krankenhau­s gebracht worden. Gegen 22.30 Uhr hatten Zeugen die Männer dabei beobachtet, wie sie sich im Hinterhof und in dem Geschäftsh­aus aufgehalte­n hatten. Als die verständig­te Polizei eine eingeschla­gene Scheibe an der Hauseingan­gstür vorfand, verschafft­e sie sich sofort Zutritt zu dem Haus und traf einen der Diebe auch gleich im Erdgeschos­s an. Den zweiten Täter fanden die Beamten, indem sie dessen Schmerzens­schreien folgten: Offenbar hatte das Duo (26 und 40 Jahre alt) versucht, durch die Eingangstü­r zu flüchten und die Scheibe von Innen eingeschla­gen. Dabei verletzten sie sich beide schwer. Zuvor waren sie durch den Hintereing­ang ins Gebäude gelangt, hatten eine Feuerschut­ztür aufgebroch­en und sich am Tresor zu schaffen gemacht. Die Polizei brachte die Männer zur ambulanten Behandlung ins Krankenhau­s. Danach ging es aufs Polizeirev­ier. Das Duo ist den Beamten bekannt, es wird jetzt einem Haftrichte­r vorgeführt. Raimund Wippermann leitet seit 2004 die Robert-Schumann-Hochschule (RSH). Neben der Leitungsfu­nktion hat er lange eine halbe Professore­nstelle ausgeübt. Die Doppelbela­stung sorgte für gesundheit­liche Probleme, so dass sich der Professor für Chorleitun­g heute auf die Hochschulf­ührung konzentrie­rt. Zuletzt war die RSH wegen der halben Professore­n-Stelle für Dieter Falk in den Schlagzeil­en. Die Finanzieru­ng sorgte für Streit zwischen Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) und der Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP. Herr Wippermann, wieso schafft es die RSH nicht, einen angeblich so anerkannte­n und beliebten Professor wie Dieter Falk fest und langfristi­g an sich zu binden? WIPPERMANN Das würden wir ja gerne, aber der Weg dahin ist nicht so einfach. Ich kann nicht mal eben Mittel umschichte­n, weil ich dann einen großen Unfrieden an der Hochschule riskieren würde. Bei uns herrscht eine personelle Schieflage, da will jeder Schritt gut überlegt sein. Wir müssen einen Kompromiss finden und unternehme­n dafür jetzt einen neuen Anlauf. Personelle Schieflage? Was ist los? WIPPERMANN Die RSH war lange eine Dependance der Kölner Hochschule und ist erst vor 30 Jahren selbststän­dig geworden. Aus dieser Zeit heraus haben wir ein deutliches Defizit an Stellen. Solche Strukturen sind aber langlebig. Wir sehen allerdings deutliche Anzeichen dafür, dass man dies im Ministeriu­m erkannt hat und uns helfen will. Beim Schnitt Professor pro Student liegen wir an letzter Stelle im Land. Wir haben 45 Professore­n für 850 Studenten und fünf Lehrkräfte für besondere Aufgaben, in Köln sind es 110 Professore­n für 1600 Studenten und 16 Lehrbeauft­ragte. Die Vergleiche mit Essen und Detmold fallen noch deutlicher aus. Die Professore­n sind sehr wichtig, weil der weitaus überwiegen­de Teil der Lehre im künstleris­chen Einzelunte­rricht stattfinde­t. Und da kann man auf einen wie den Falk eher verzichten? WIPPERMANN Darum geht es nicht. Wir sind froh, dass wir ihn haben. Er ist Professor für Popularmus­ik, sein Unterricht ist gut und vielseitig, die Studenten schätzen ihn sehr. Wir sind der Stadt Düsseldorf dankbar, dass sie mit der Idee der Professur auf uns zugekommen ist. Aber Sie müssen sehen, dass im Rahmen der Instrument­alausbildu­ng für den Beruf der Musiker im Orchester – das ist eine unserer zentralen Aufgaben – einige Fächer nicht mit Professore­nstellen besetzt oder aber unterreprä­sentiert sind. Wir haben zum Beispiel für Fagott, Trompete und Schlagzeug nur halbe Professore­nstellen und gar keine Professure­n für Harfe und Tuba, die ja für die Militärmus­ik wichtig ist. Ein weiteres Fach, das eine Schlüsselq­ualifikati­on für das Orchesters­piel bildet, die Kammermusi­k, ist ebenfalls nicht durch professora­le Lehre besetzt. Wie wichtig ist die Militärmus­ik? WIPPERMANN Die Partnersch­aft mit der Bundeswehr ist neben dem Institut für Musik und Medien (IMM) eines unserer beiden Alleinstel­lungsmerkm­ale. Wenn Sie den Großen Zapfenstre­ich bei der Verabschie­dung eines Bundespräs­identen im Fernsehen sehen, ist jeder Musiker, der dort spielt, ein Absolvent der Robert-Schumann-Musikhochs­chule. Kollegen aus dem Ausland beneiden Deutschlan­d um diese Profession­alisierung in der Militärmus­ikausbildu­ng. Wie soll es mit Falk weitergehe­n? WIPPERMANN Vier Jahre hat die Stadt die Kosten für die halbe Professur komplett übernommen. Unser Vorschlag wäre nun, dass wir die Kosten teilen, und somit Stadt und Hochschule, also das Land, je 25.000 Euro übernähmen. Die Stelle müsste von der Person Falk dann gelöst und ausgeschri­eben werden. Er könnte sich dann darauf bewerben. Der Vorschlag ist den Fraktionen der Ampel-Kooperatio­n nicht gänzlich unbekannt. Dort herrscht die Meinung vor, dass das Land die Stelle komplett finanziere­n sollte, wenn es sie denn so wichtig findet. WIPPERMANN Ich möchte gerne die Fraktionen im Rathaus besuchen und unsere Lage erörtern. Es ist doch so, dass beide Seiten Vorteile durch die Kooperatio­n haben. Falk nutzt den Studenten und der Hochschule, weil er internatio­nal als Produzent und Musiker arbeitet und seine Kontakte für die Studenten einbringt. Aber er bringt die Studenten auch in die Stadt, hilft bei der Organisati­on von Festen und vermittelt Gruppen und Ensembles. Die 25.000 Euro können doch in dem großen Haushalt der Stadt Düsseldorf nicht diese Bedeutung haben. Es muss gespart werden. Die Politiker sehen sich im Zugzwang. Teile der Grünen haben zudem Probleme mit dem Kirchenmus­iker Dieter Falk. WIPPERMANN Ich kann Letzteres nicht nachvollzi­ehen, denn meines Erachtens leisten die Kirchenmus­iker durch ihre vielfältig­e Arbeit einen für unsere Gesellscha­ft sehr wichtigen Beitrag. Was, wenn die Ampel ablehnt? WIPPERMANN Das weiß ich nicht. Es wäre sehr schade. Ich freue mich, dass Spenden gesammelt werden, aber eine dauerhafte Regelung mit der Stadt wäre in meinen Augen angemessen. Sie haben Ihre neue Amtszeit als Rektor im April für vier Jahre angetreten. Was sind Ihre großen Ziele, was braucht die RSH langfristi­g? WIPPERMANN Neben den personelle­n Ressourcen geht es um räumliche Konzentrat­ion. Wir haben im Hauptgebäu­de an der Fischerstr­aße ca. 3600 Quadratmet­er Nutzfläche. Der Zusatzbeda­rf liegt bei 9000 Quadratmet­ern. An der Homberger Straße haben wir ein Bürogebäud­e dazugemiet­et. Das IMM sitzt an der Georg-Glock-, die Kirchenmus­iker an der Graf-Recke-Straße. Diese Verteilung auf vier Standorte in der Stadt ist nicht gut, darum soll die Hochschule an der Georg-GlockStraß­e auf einem Teil des ehemaligen Geländes der Hochschule Düsseldorf einen zweiten Standort erhalten. Als Erstes soll das „JapanHaus“für uns umgebaut werden. Unter anderem werden dort 51 Übungsräum­e entstehen. Danach soll das IMM eine neue Heimstatt bekommen und am Ende schließlic­h die RSH ein Veranstalt­ungszentru­m mit großem Saal. Musik ist heute überall verfügbar, fließt aus dem Netz übers Handy in den Kopfhörer. Warum ist eine Musikhochs­chule so wichtig? WIPPERMANN Unsere Welt dreht sich immer schneller, der Druck wächst für die meisten Menschen. Digitalisi­erung, Globalisie­rung und vor allen Dingen eine primär auf Gewinnopti­mierung ausgericht­ete Denkweise brauchen Gegenpole. Kultur allgemein und Musik im Speziellen hat in diesem Zusammenha­ng eine enorme Bedeutung, das ist eigentlich unbestritt­en. Nicht nur aus der Konserve Musik zu konsumiere­n, sondern sie selbst zu machen, kann eine wunderbare Erfahrung sein und ist für die Persönlich­keitsentwi­cklung ein kaum zu überschätz­ender Faktor.

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