Rheinische Post

Rheinbahn zahlt Kurzurlaub

Die Rheinbahn repariert das ganze Jahr über Gleise in der Stadt. Die Anwohner werden wegen des mitunter ohrenbetäu­benden Lärms vorausscha­uend in Hotels untergebra­cht.

- VON BRIGITTE PAVETIC

Das Hotel Central in der Nähe des Hauptbahnh­ofes ist wahrlich nichts Besonderes, aber dafür ist es dort lustig: Der Portier erinnert mit seiner leicht toupierten Haarpracht ein wenig an den längst verstorben­en Modedesign­er Rudolph Moshammer. Er erzählt beim Einchecken heitere Anekdoten, und zum Abschied wedelt er locker-lässig mit der Hand und flötet: „Winke, Winke.“Ganz normale Touristen aus aller Welt kommen in den Genuss dieser niedlichen Begegnung sowie die ganz normalen Anwohner Düsseldorf­s, denen die Rheinbahn Ausweich-Stätten anbietet, wenn es an den Gleisen mal wieder so richtig zur Sache geht und ein ruhiger Schlaf wahrschein­lich ausbleiben würde.

19 solcher Hotels hat die Rheinbahn nach Angaben einer Sprecherin im Portfolio – allesamt Kooperatio­nspartner, die das Kombi-Ticket im Programm haben, das den Hotelgäste­n freie Fahrt durch die Stadt und sogar bis nach Oberhausen garantiert. Beim Hotel Central ist der Name Programm: Es liegt mitten in der Stadt, und bizarre Erlebnisse sind programmie­rt: Die Subkultur tummelt sich bekanntlic­h in der Nähe des Hauptbahnh­ofes, einige Irre und Abhängige passieren den Weg. Ein Sex-Shop ist in der Nähe, und ein Mitarbeite­r in dem Shop bestätigt mit Blick auf Düsseldorf­s Anwohner: „Gelegenhei­t macht Liebe. Wenn die schon mal hier sind, dann schauen die auch gerne mal rein.“Das Zimmer (36 gibt es ) im Central ist simpel, aber total sauber, die Matratze ist solide, sogar die Klobürste ist neu. Nicht einmal die speziellen Schiebegar­dinen in psychedeli­schem Design können das Klischee einer billigen Absteige bedienen, sie sind nämlich neu – über Geschmack lässt sich natürlich streiten.

Während das Central eingebette­t ist in eine turbulente und eher unfeine Gegend, liegt das Hotel am Hofgarten – wie der Name es schon verrät – in greifbarer Nähe von dem beliebten Rückzugsor­t im Grünen. Es ist ruhig im offizielle­n Partnerhot­el der Düsseldorf­er Symphonike­r, und wenn es die Buchungen in dem gemütliche­n 24-Zimmer-Haus zulassen, dann können sich dort – wie auch in allen anderen von der Rheinbahn angebotene­n Hotels – die vom Lärm geplagten Anwohner komplett breit machen. Das üppige Frühstück hat Top-Qualität, an den Wänden hängt Fotokunst, und Geschäftsf­ührer Marcel Jügel schwört auf die persönlich­e Ansprache, wie er betont. Musiker wie Goto Midori und Sharon Kam und Künstler Klaus Rinke (Uhrenpark) würden in seinem Hotel ebenso zuvorkomme­nd behandelt wie Düsseldorf­s Anwohner.

Am Wochenende war sein Hotel zu gut einem Viertel von ihnen belegt. „Viele Düsseldorf­er haben auch einfach Lust, ihre Stadt mal von einer anderen Seite kennenzule­rnen, und dieser Hotelaufen­thalt ist für sie dann wie ein Kurzurlaub“, sagt Jügel. In vielen anderen Hotels hielten sich die Buchungen übrigens in Grenzen. Mitunter hatte sich dieses Mal kein Einziger in die Herberge geflüchtet, was auch den Sommerferi­en geschuldet ist, wie die Rheinbahn-Sprecherin berichtet. Die Arbeiten selber verliefen übrigens recht ruhig, da war der Verkehr auf den Gleisen am Hauptbahnh­of nachts definitiv lauter.

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Das Zimmer im Hotel am Hofgarten ist sehr sauber und puristisch.
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Marcel Jügel führt im Hotel am Hofarten die Geschäfte und freut sich über Rheinbahn-Gäste.
 ??  ?? Psychedeli­scher Charme: Der Frühstücks­raum im Hotel Central in der Nähe des Hauptbahnh­ofes.
Psychedeli­scher Charme: Der Frühstücks­raum im Hotel Central in der Nähe des Hauptbahnh­ofes.

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