Rheinische Post

Sie lehrt und lehrt und lehrt

Eugenia Iliescu (73) ist Lehrerin aus Leidenscha­ft – seit 51 Jahren.

- VON LISA SCHRADER

Es mag unruhig in der Klasse sein. Aber wenn Eugenia Iliescu spricht, dann hören die Schüler zu. Der Respekt vor der Lehrerin ist groß. „Wenn wir Frau Iliescu nicht hätten, würden wir viel schlechter abschneide­n“, sagt Monika. Streng, aber auch witzig sei sie – und immer bemüht, ihren Schülern alle Chancen auf gute Noten zu geben. „Sie opfert sogar ihre Freizeit“, berichtet Jovana. „In einer Woche haben wir acht Stunden Mathe gemacht, damit wir die nächste Arbeit schaffen.“

Acht Stunden in einer Woche ist ungewöhnli­ch, weil Eugenia Iliescu laut Vertrag eigentlich nur sechs Stunden am Luisen-Gymnasium unterricht­et. Die gebürtige Rumänin könnte schon seit mehreren Jahren in Rente sein – aber die 73Jährige hat zu viel Spaß an ihrem Beruf, um aufzuhören.

Iliescu studierte Mathematik und Physik in Rumänien, schloss ihr Studium mit 22 Jahren ab. Zunächst lehrte sie in ihrem Heimatland, später in Casablanca sowie an der deutschen Schule in Istanbul. 1995 kam sie ans Luisen-Gymnasium.

Dass sie dort immer noch unterricht­et, hat sie auch Schulleite­r Wolfgang Mesenholl zu verdanken. „Als ich 65 geworden bin, hat Herr Mesenholl gemerkt, wie gerne ich das mache und dass ich nicht aufhören möchte“, sagt Iliescu. Seitdem bekommt sie von Jahr zu Jahr einen neuen Vertrag. Im kommenden Schuljahr stockt sie auf zehn Stunden in der Woche auf. Und wenn mal ein Kollege ausfällt, springt sie immer gerne ein.

Fernab des Unterricht­s ist Eugenia Iliescu sozusagen „Eventmanag­erin“, nimmt ihre Klassen mit ins Theater oder in die Oper, organisier­t Klassenfah­rten und Schulfeier­n. Als das LuisenGymn­asium 2012 sein 175-jähriges Bestehen feierte, übernahm Iliescu die künstleris­che Leitung des Festakts in der Tonhalle. „Es ist schon fasziniere­nd, wie viel Energie und wie viele Ideen sie hat“, sagt Mesenholl. Das Künstleris­che liegt der 73Jährigen ebenso sehr wie die Naturwisse­nschaften. Deshalb versucht sie, den Stoff nicht „trocken“wirken zu lassen, erzählt Anekdoten über die Denker hinter den Formeln. Iliescu ist mit einem Schauspiel­er verheirate­t, hat viele Freunde in der Kunstszene und gibt gerne ihre Vorliebe für die Kultur an ihre Schüler weiter. Iliescu sagt: „Wenn ich mit 30 Schülern in die Oper gehe und danach sagen fünf, das hat mir gefallen, dann habe ich etwas erreicht.“Um ihren Schülern etwas mit auf den Weg zu geben, ist sie Lehrerin geworden. „Und wenn dann etwas zurückkomm­t, gibt das viel Kraft“, sagt sie. Kraft, um auch im 52. Jahr als Lehrerin zu arbeiten.

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