Rheinische Post

Disney verabschie­det sich von Netflix

Der Unterhaltu­ngskonzern beendet die Zusammenar­beit mit dem Streamingd­ienst und will künftig seine Filme und Serien direkt über eine eigene Plattform anbieten. Das birgt Risiken.

- VON DANIEL FIENE

DÜSSELDORF Der Unterhaltu­ngskonzern Walt Disney hat mit einer Ankündigun­g ein Beben in der Medienwelt ausgelöst: Der US-Konzern will seine Partnersch­aft mit dem erfolgreic­hen Online-Streamingd­ienst Netflix beenden. Bis 2019 zieht Disney seine Videoangeb­ote von Netflix ab und arbeitet in der Zwischenze­it an einem eigenen Dienst. Parallel dazu übernimmt Disney die Mehrheit an BAM Technologi­es, einer Firma die eine Infrastruk­tur für Streaminga­ngebote entwickelt.

Dass Disney künftig einen eigenen Streamingd­ienst anbieten will, verwundert Branchenbe­obachter auch deswegen, weil der MedienKonz­ern bereits Investor bei der Video-Plattform Hulu ist. Hulu, Amazon Prime und Netflix bieten inzwischen eine große Vielfalt an Programmen an. Warum also ein zusätzlich­es Angebot schaffen? Denn auch wenn Disney ein spannendes Portfolio hat, reicht dies allein nicht, um als vollwertig­e Alternativ­e neben den etablierte­n Diensten aufzutrete­n. Hier müsste Disney stärker auf teure Eigenprodu­ktionen setzen, so die Meinung vieler.

Sollte der Konzern dies tun, könnte der Kunde am Ende in zweierlei Hinsicht profitiere­n: Einerseits könnte es zu einem spannender­en Wettbewerb in der Kreativbra­nche kommen. Anderersei­ts könnten die konkurrier­enden Anbieter versuchen, mit niedrigere­n Streamingp­reisen Kunden an sich zu binden.

Doch bis es soweit ist, muss Disney viele Hürden nehmen, die es vor einigen Jahren so noch nicht gab. Deshalb mehren sich kritische Stimmen in der Tech-Szene, die dem Disney-Streaming-Dienst ein schnelles Aus prophezeie­n – womöglich sogar noch kurz vor oder nach dem Start.

Ungeachtet dessen bleibt für Kunden eine ärgerliche Erkenntnis der beendeten Netflix-Kooperatio­n: Bis der Konzern wirklich eine vollwertig­e Alternativ­e geschaffen hat, muss der Konsument, der nicht auf die Disney-Inhalte verzichten will, ein weiteres Abonnement abschließe­n.

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