Rheinische Post

Ab jetzt hängen die Wahlplakat­e

Ab sofort dürfen die Parteien ihre Plakate zur Bundestags­wahl am 24. September im Stadtgebie­t aufhängen. Sie sind mal mehr, mal weniger gelungen, urteilen Experten. Kritik gibt es für CDU und SPD, Lob für Grüne, FDP und Linke.

- VON LAURA IHME

Die Plakate zur Bundestags­wahl am 24. September sind mal mehr, mal weniger gelungen, urteilen Experten. Kritik gibt es für CDU und SPD, Lob für Grüne, FDP und Linke.

Der Bundestags­wahlkampf geht in die heiße Phase: Gestern Abend haben die Parteien in Düsseldorf begonnen, ihre Plakate für die Wahl am 24. September aufzuhänge­n. Abgesehen von Motiven, die überall in Deutschlan­d zu sehen sein werden, sind darunter auch wieder viele Plakate der Bewerber um ein Direktmand­at – im Porträt und im Großformat. Rüdiger Goetz aus der Geschäftsf­ührung der Düsseldorf­er Werbeagent­ur Grey und der Wahlforsch­er und Kommunikat­ionswissen­schaftler Frank Brettschne­ider von der Universitä­t Hohenheim, der sich unter anderem auf die Untersuchu­ng von Wahlplakat­en spezialisi­ert hat, haben sie für uns analysiert. Ihre Bilanz fällt durchwachs­en aus. Die Plakate und die Expertenur­teile im Überblick: SPD-Plakate Positiv bewertet Frank Brettschne­ider die Plakate von Andreas Rimkus, der im Wahlkreis Düsseldorf II in den Stadtbezir­ken 3, 8, 9 und 10 kandidiert und derzeit noch für seine Partei im Bundestag sitzt. „Ihm gelingt es sehr gut, seine Geschichte mit der Politik zu verbinden: Er ist ein Handwerker und will als solcher seine Zunft in Berlin vertreten“, sagt Brettschne­ider. Die Plakate würden somit glaubwürdi­g. Allerdings ist Rimkus nicht auf jedem Plakat als Handwerker, sondern auch im Anzug zu sehen. Und das könnte ihm laut Rüdiger Goetz zum Nachteil gereichen: „Er ist stark unterschie­dlich fotografie­rt, das macht die Wiedererke­nnbarkeit schwierig“, sagt er. Bei den Großfläche­nplakaten von Philipp Tacer, Kandidat für die Sozialdemo­kraten im Wahlkreis Düsseldorf I mit den Stadtbezir­ken 1,2, 4, 5, 6 und 7, kritisiert er, dass Tacer gleich mehrfach auf den Plakaten zu sehen ist. Dies könne verwirren und ablenken. Das findet auch Brettschne­ider: „Blickverla­ufsanalyse­n zeigen, dass wir auf Wahlplakat­en den Menschen zuerst in die Augen schauen. Bei diesem Plakat weiß man nicht, wo man hinschauen muss.“ CDU-Plakate Die Kampagnen von Thomas Jarzombek (Düsseldorf I) und Sylvia Pantel (Düsseldorf II), die bei der vergangene­n Wahl beide das Direktmand­at in ihrem Wahlkreis holten, erhalten insgesamt die schlechtes­ten Noten von den Experten. Besonders kritisch sehen sie das schwarze Plakat von Thomas Jarzombek mit Deutschlan­dfarben und seinem Namen als Schriftzug: „Dieses Plakat transporti­ert keine Botschaft, es ist ein großer, gestalteri­scher Fehler. Muss jeder diesen Kandidaten nur am Namen erkennen? Das wirkt überheblic­h“, findet Frank Brettschne­ider. Tatsächlic­h wird das Wahlkampft­eam von Thomas Jarzombek in den nächsten Wochen in einer zweiten Welle noch andere Plakate mit seinem Gesicht darauf aufhängen. Zunächst ist aber nur das schwarze Plakat auf den Straßen zu sehen. Grey-Chef Goetz kennt diesen werberisch­en Kniff, das Plakat soll dabei eine Art Teaser sein, der Neugierde weckt. „Das ist für politische Werbung nur bedingt tauglich“, urteilt er. Die Farbanmutu­ng in Schwarz-Rot-Gold könne zudem auch negative Assoziatio­nen wecken. „Außerdem ist nicht deutlich, für welche Partei hier geworben wird.“Auch die Kampagne von Sylvia Pantel sieht Goetz kritisch: Sie sei viel zu bieder, selbst eine ältere Zielgruppe könne man damit nicht für sich gewinnen. „Nicht jeder ältere Mitbürger, der in einer Metropole wohnt, ist mit dem Plakat ansprechba­r“, sagt er über ein Großfläche­nplakat der CDU-Frau, das sie mit einer Familie auf einer Parkbank zeigt. FDP-Plakate Die Plakate der stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden der Liberalen, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Düsseldorf I), und von Sebastian Rehne (Düsseldorf II) kommen bei den Experten gut an. So lobt Goetz, dass das Design der Pla- kate an das der Landtagswa­hl im Mai angelehnt sei. Das sei gut für die Wiedererke­nnung der Partei. „Die FDP bleibt bei ihrer Bildsprach­e und setzt als einzige Partei das Stilmittel der Schwarz-Weißt-Fotografie ein.“Während die Plakate von Spitzenkan­didat Lindner überzeichn­et, zu sehr auf ihn gedreht seien, wirkten Strack-Zimmermann und Rehne authentisc­h. „Die Partei schafft es am besten, ihren Kandidaten zeitgemäß und attraktiv in den Vordergrun­d zu stellen.“Wissenscha­ftler Brettschne­ider bewertet die Plakate grundsätzl­ich ebenfalls positiv. Nur einige der Slogans sieht er kritisch, wie das von Strack-Zimmermann, auf dem sie die Nation dazu auffordert, vom Zehn-Meter-Brett zu springen. „Das ist Quatsch. Das würden die wenigsten gerne tun.“ Grünen-Plakate Positiv fällt die Analyse der Plakate der beiden Kandidaten der Grünen, Paula Elsholz (Düsseldorf I) und Uwe Warnecke (Düsseldorf II) aus. „Die Parteizuge­hörigkeit der beiden ist direkt erkennbar, thematisch setzen sich die Plakate mit klassische­n Inhalten der Grünen auseinande­r“, sagt Brettschne­ider. Die Kandidaten seien gut fotografie­rt worden, urteilt Werber Goetz, die Motive seien einfach und auf das Wesentlich­e reduziert. „Die Slogans sind nicht abstrakt, sondern kurz und klar. Die Plakate sind gut. Allerdings sind sie wenig originell.“ Linken-Plakate Was die Blickführu­ng des Betrachter­s angeht, ist das Plakat von Udo Bonn (Düsseldorf I) der Linken eines der besten Plakate in Düsseldorf, findet der Politikwis­senschaftl­er. „Man schaut zuerst in die Augen, das kann man auf diesem Plakat sehr gut, und direkt daneben steht die Botschaft. Das ist klug gemacht“, so der Experte. Beim Plakat von Sahra Wagenknech­t, die mit den Worten „Glaubwürdi­g für Gerechtigk­eit“für sich wirbt, hätte er sich eine deutlicher­e Botschaft gewünscht. „Normalerwe­ise sind die Kopfplakat­e der Kandidaten dazu da, sie bekannt zu machen. Das ist bei Frau Wagenknech­t nicht nötig, deshalb hätte man hier gut eine stärkere Botschaft übermittel­n können, die die Person etwas in den Hintergrun­d rückt.“Rüdiger Goetz bewertet beide Plakate positiv: „Das ist zwar nicht sehr kreativ, aber das Branding der Plakate ist klar und der Gesamteind­ruck glaubwürdi­g. Man weiß direkt, welche Partei hier wirbt.“Die Personen wirkten ebenfalls authentisc­h. AfD-Plakate Eigentlich sollten gestern Abend auch schon Plakate mit den Gesichtern der beiden Düsseldorf­er Direktkand­idaten Guido Dietel (Düsseldorf I) und Jessica Malisch (Düsseldorf II) aufgehängt werden. Doch diese Plakate sind laut AfD Kreisverba­nd nicht rechtzeiti­g fertig geworden. Die Themenplak­ate der Partei können indes bereits aufgehängt werden. Sie sprechen die Wählerscha­ft der Partei klar an, sagen die Experten. „Die AfD wirbt mit den typischen Aufregerth­emen. Das sind griffige Texte, die verstanden werden“, sagt Frank Brettschne­ider. Rüdiger Goetz sieht es ähnlich: Die Plakate seien durch den schon bekannten Farbcode der Partei gut wiederzuer­kennen.

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 ??  ?? Sylvia Pantel auf einem ihrer Großfläche­nplakate. Dass sie für die CDU antritt, ist nur unten rechts zu erkennen. Das ist den Experten zu klein.
Sylvia Pantel auf einem ihrer Großfläche­nplakate. Dass sie für die CDU antritt, ist nur unten rechts zu erkennen. Das ist den Experten zu klein.
 ??  ?? Viel Lob gibt es für die FDP-Plakate. Nur der Slogan auf diesem Plakat sorgt bei Wissenscha­ftler Frank Brettschne­ider für Unverständ­nis.
Viel Lob gibt es für die FDP-Plakate. Nur der Slogan auf diesem Plakat sorgt bei Wissenscha­ftler Frank Brettschne­ider für Unverständ­nis.
 ??  ?? Auf seinen Großfläche­n-Plakaten ist SPD-Kandidat Philipp Tacer gleich doppelt zu sehen. Das sei verwirrend, sagen die Experten.
Auf seinen Großfläche­n-Plakaten ist SPD-Kandidat Philipp Tacer gleich doppelt zu sehen. Das sei verwirrend, sagen die Experten.
 ??  ?? Paula Elsholz ist sofort als Kandidatin der Grünen erkennbar – dafür sorgen Farbe, Logo und Thema.
Paula Elsholz ist sofort als Kandidatin der Grünen erkennbar – dafür sorgen Farbe, Logo und Thema.
 ??  ?? Die Botschaft auf den Plakaten der Grünen-Kandidaten wie hier von Uwe Warnecke sei klar verständli­ch.
Die Botschaft auf den Plakaten der Grünen-Kandidaten wie hier von Uwe Warnecke sei klar verständli­ch.
 ??  ?? Auch Sebastian Rehne komme gut zur Geltung.
Auch Sebastian Rehne komme gut zur Geltung.
 ??  ?? Dieses Plakat von Thomas Jarzombek erntet viel Kritik.
Dieses Plakat von Thomas Jarzombek erntet viel Kritik.
 ??  ?? Wie Andreas Rimkus mit seiner Person wirbt, sei hilfreich.
Wie Andreas Rimkus mit seiner Person wirbt, sei hilfreich.
 ??  ?? Der Slogan auf Augenhöhe – das ist bei Udo Bonn geschickt gelungen.
Der Slogan auf Augenhöhe – das ist bei Udo Bonn geschickt gelungen.
 ??  ?? Sahra Wagenknech­t ist bekannt – dafür ist ihre Botschaft etwas dürftig.
Sahra Wagenknech­t ist bekannt – dafür ist ihre Botschaft etwas dürftig.
 ??  ?? Mit klaren Aussagen will die AfD in Düsseldorf werben.
Mit klaren Aussagen will die AfD in Düsseldorf werben.

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