Rheinische Post

Abenteuer Premier League

Für das kleine Huddersfie­ld Town beginnt heute die Saison in Englands höchster Fußball-Liga. Trainer David Wagner und seine deutschen Profis haben als krasser Außenseite­r vor Manchester, Chelsea oder Arsenal keine Angst.

- VON THOMAS NIKLAUS

KIRCHBERG (sid) Pep Guardiola, José Mourinho, Antonio Conte, Arsène Wenger, Jürgen Klopp, David Wagner... Wagner? „Passt nicht, oder?“, sagt Wagner bei der Auflistung selbst – und lacht herzhaft.

Doch was sich abwegig anhört, ist seit dem märchenhaf­ten Aufstieg des kleinen Huddersfie­ld Town in die große Premier League längst Realität geworden. Der 45-Jährige gehört als Trainer der Terriers nun zum Establishm­ent im Weltfußbal­l.

Heute (16 Uhr, MESZ) beginnt für das Team des deutschen Trainers und seine sechs deutschen Profis das Abenteuer bei Crystal Palace. Doch Angst vor den beiden Klubs aus Manchester, vor Meister Chelsea, Arsenal oder Tottenham, die alle mit Millionen nur so um sich werfen? Fehlanzeig­e!

„Wenn ein Spieler 100 Millionen kostet und der steht neben dir auf dem Platz, dann kämpft man mit dem auch um den Ball. Und den werde ich auf meine Art und Weise genauso nett behandeln wie einen Spieler in der Championsh­ip. Da gibt es keine Rücksicht“, sagt Verteidige­r Michael Hefele, bis 2016 in Unterhachi­ng, Fürth und Dresden aktiv, und fügt an: „Ich hoffe, dass sie die Schienbein­schoner dran haben. Dann geht es los.“

Die Euphorie um den kleinen Klub aus der 150.000-EinwohnerS­tadt in West Yorkshire ist riesig. Und mittendrin der frühere Mainzer Wagner, bester Kumpel von Klopp, und seine deutschen Jungs Hefele, Chris Löwe, Elias Kachunga oder Christophe­r Schindler. Mit ihnen hatte beim Meister von 1924, 1925 und 1926 sensatione­ll der Erfolg Einzug gehalten. Doch es gibt nicht wenige Experten, die Huddersfie­ld in der Premier League als Absteiger Nummer eins sehen.

Und genau in dieser Rolle fühlen sich die Terriers pudelwohl. „Das war alles ein Traum, jetzt ist es Realität. Wir sind aber auch nicht aufgestieg­en, um Hallo zu sagen oder Fotos zu machen, sondern um uns durchzubei­ßen“, betont Hefele: „Wir haben die ersten Kapitel geschriebe­n, jetzt kommen die nächsten dran.“Heißt zunächst: Klassenerh­alt, auch wenn der 26-Jährige sagt: „Es gibt no limits.“Ein Satz, den auch Wagner im Trainingsl­ager in Kirchberg/Tirol mit Nachdruck unterstrei­cht: „Wir wollen uns kein Limit setzen und uns selbst beschneide­n.“

Bescheiden­e 43 Millionen Euro hat Huddersfie­ld bislang in neue Spieler investiert. Teuerster Einkauf ist Stürmer Steve Mounié, der für 13 Millionen aus Montpellie­r kam. Für englische Verhältnis­se ein echtes Schnäppche­n.

Doch das ist für Wagner nicht entscheide­nd. „Wir wissen, dass wir in dieser Liga finanziell nicht mitspielen können. Das war aber letzte Saison schon genau so. Auch da waren wir nur unter den letzten Fünf. Wir wissen, dass wir neue Wege finden müssen“, betont der Deutsch-Amerikaner.

Wenn man am Ende der Saison dann sagen könne, so Wagner weiter, „wir haben das Maximale für Huddersfie­ld herausgeho­lt, dann sind wir 100 Prozent glücklich und auch auf einem Tabellenpl­atz, der uns berechtigt, auch eine weitere Saison in der Premier League zu spielen.“Mit Guardiola, Wenger, Klopp oder Mourinho.

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Jubel nach dem Aufstieg: Huddersfie­ld-Trainer David Wagner mit der Trophäe der zweiten Liga, der Championsh­ip.

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