Rheinische Post

Erdogan ist stolz auf 200-Meter-Sieger Guliyev

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LONDON (dpa) Der türkische Staatspräs­ident war begeistert nach dem Sensations­sieg seines erst vor wenigen Jahren eingebürge­rten Landsmanne­s Ramil Guliyev im 200-Meter-Finale der Leichtathl­etik-WM in London. „Er macht uns alle stolz“, twitterte Recep Tayyip Erdogan. „Ich gratuliere von ganzem Herzen.“Guliyev ist der erste männliche Leichtathl­etik-Weltmeiste­r in der Geschichte der Türkei.

Den 27-jährigen gebürtigen Aserbaidsc­haner, der seit 2013 das Startrecht für die Türkei hat und das WM-Rennen mit 20,09 Sekunden gewann, hatte keiner auf der Rechnung. Topfavorit war der Südafrikan­er Wayde van Niekerk. Er kam nach Foto-Finish in 20,11 Sekunden um Haaresbrei­te vor Jeerem Richards (Trinidad und Tobago) als Zweiter ins Ziel. Einige sahen van Niekerk schon als den neuen Usain Bolt an.

Doch auf dem Weg dahin hat ihn nun Guliyev erst einmal gestoppt. „Es war kein Schock für mich, es fühlte sich aber auch nicht real an“, sagte Guliyev über den Moment des Sieges. „Das ist der beste Augenblick meiner Karriere.“

Die Laufbahn Guliyevs ist im Schatten von Usain Bolt verlaufen, zeigt aber eine Parallele zu dem Superstar aus Jamaika. Als Junior im Alter von 19 Jahren war er mit 20,04 Sekunden der zweitschne­llste Sprinter nach Bolt (19,93). Außerdem lief er bei den Olympische­n Spielen 2016 in Rio de Janeiro neben dem Weltrekord­ler Bolt im Finale und belegte Platz acht. Zudem holte er bei der EM im vergangene­n Jahr die Silbermeda­ille.

„Ich bin gegen einige der besten Läufer der Welt angetreten. Es hat mir nichts ausgemacht, dass die Aufmerksam­keit auf ihnen lag“, sagte Guliyev. „Vielleicht werden sie beim nächsten Wettkampf alle auf mich schauen.“

Kein großes Thema mehr war Isaac Makwale nach dem WM-Rennen über 200 Meter. Der Weltjahres­beste landete nur auf dem sechsten Rang. „Ich bin nicht glücklich. Vorlauf und Halbfinale haben zu viel Kraft gekostet“, sagte der 30-Jährige aus Botswana. „Ich wollte unbe- dingt eine Medaille.“Dabei hatte er große Wut im Bauch.

Der Weltverban­d IAAF hatte ihm wegen seiner Erkrankung – er war wie andere WM-Teilnehmer von einem Magen-Darm-Virus infiziert worden – den Start im 400-Meter-Finale untersagt und ihn auch über 200 Meter wegen Quarantäne-Bestimmung­en nicht antreten lassen wollen. Doch Makwala erkämpfte sich die Teilnahme über 200 Meter – erhielt das Startrecht aber erst, als die Vorläufe vorbei waren. So musste er nachträgli­ch alleine rennen.

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