Rheinische Post

So kann Düsseldorf sparen lernen

Um im nächsten Haushalt keine Schulden zu machen, muss die Stadt große Einsparung­en vornehmen. Das kann sie ausgerechn­et von den hoch verschulde­ten Stärkungsp­aktkommune­n lernen.

- VON LAURA IHME

Um für den nächsten Haushalt keine Schulden zu machen, muss die Stadt große Einsparung­en vornehmen.

In den vergangene­n Jahren war der Ausgleich des Haushaltes für Politik, Verwaltung und Kämmerer recht komfortabe­l zu erreichen: Man griff einfach auf die Rücklagen zurück, um ein Defizit bei den laufenden Kosten auszugleic­hen. Dieses Polster ist aufgebrauc­ht, die Stadt wird sparen müssen. Wie kann das funktionie­ren und welche Kniffe hat das regierende Ampel-Bündnis aus SPD, FDP und Grünen bereits angewendet? Die wichtigste­n Fragen zur Sparpoliti­k. Warum muss die Stadt sparen? Die laufenden Ausgaben sind in jedem Jahr erheblich höher als die Einnahmen. Das frisst die Rücklagen auf. Besondere Aufwendung­en wie die Mehrkosten zur Unterbring­ung von Flüchtling­en haben das Minus vergrößert. Bislang konnte die Stadt ihren Haushalt dennoch immer sozusagen aus dem Sparpolste­r ausgleiche­n, sie hatte genügend Rücklagen. Sie sind aber aufgebrauc­ht. Wie spart die Stadt? Eine Sparstrate­gie für Düsseldorf wird derzeit noch erarbeitet. Der Rat hat schon vor einiger Zeit die Einsetzung einer Haushalts-Kommission beschlosse­n. Ihr gehören Ratsleute von CDU, SPD, Grünen und FDP an, dazu Oberbürger­meister Thomas Geisel sowie Kämmerin Dorothée Schneider. Sie sollen alles im bestehende­n Haushalt auf die Wirtschaft­lichkeit prüfen und Ideen entwickeln, wie Geld gespart werden kann. Bislang ist es recht ruhig rund um die Kommission – wohl auch wegen der bevorstehe­nden Bundestags­wahl. Im Herbst sollen sich die Pläne konkretisi­eren.

Eine gute Nachricht gibt es schon: Bald werden 599 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült, damit ist zumindest wieder Kapitel für Investitio­nen da. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e hat der Stadt- rat den Verkauf des Düsseldorf­er Kanalnetze­s an den städtische­n Eigenbetri­eb Stadtentwä­sserungsbe­trieb beschlosse­n. Der Betrieb muss dafür einen Kredit aufnehmen, macht Schulden. Die Stadt aber nicht. Sie wird das Geld, das durch den Verkauf zusammenko­mmt, vor allem für Investitio­nen in Schulen und Bäder nutzen. Wie kann die Stadt noch Geld sparen? Ein Vorbild, wie man den eigenen Haushalt konsolidie­ren kann, können ausgerechn­et die hochversch­uldeten Kommunen aus dem Stärkungsp­akt sein. Städte wie Duisburg und Wuppertal werden – so ist es die Auflage vom Land – von der Gemeindepr­üfungsanst­alt (GPA) NRW beraten. Diese hat eine Maßnahmenl­iste mit allen Einsparung­en dieser Kommunen aufgestell­t, die die Kämmerer im ganzen Land genau kennen und von denen einzelne Maßnahmen sicher auch auf Düsseldorf Anwendung finden

könnten. Welche Maßnahmen sind das? Vier Wege, Geld zu sparen, sind nach der Erfahrung der Experten der GPA für eine Stadt besonders effektiv: die Erhöhung von Steuern, der Stellenabb­au in der Verwaltung, die Konsolidie­rung mit Hilfe kommunaler Beteiligun­gen und von Stadttöcht­ern und schließlic­h der Abbau von Standards innerhalb des Stadtbetri­ebs. Erst dann folgen Maßnahmen, die den Bürger (abgesehen von Steuererhö­hungen) unmittelba­r treffen, wie zum Beispiel die Schließung von Bädern oder Schulen. Welche Maßnahmen davon könnte Düsseldorf umsetzen? Steuererhö­hungen schließt das Ampel-Bündnis im Rathaus aus, zumal die Stadt ohnehin im Städteverg­leich sehr hohe jährliche Einnahmen insbesonde­re durch die Gewerbe

steuer verbucht. Es geht also vor allem um Ausgaben. Der Stellenabb­au in der Verwaltung ist ein Thema, es läuft dazu ein Programm. Ihre Tochterbet­riebe in die Pflicht nehmen kann die Stadt Düsseldorf im Gegensatz zu den Stärkungsp­aktkommune­n, die diese Betriebe zur finanziell­en Hilfe zwingen können, nicht. Um über kommunale Beteiligun­gen mehr Geld zu erwirtscha­ften, braucht es Verhandlun­gsgeschick – und einen langen Atem in dieser Sache. Beides hat Oberbürger­meister Thomas Geisel schon bewiesen, als es um die Ausschüttu­ngen der Stadtspark­asse ging. Am Ende ging das Stadtoberh­aupt als Sieger aus dieser Auseinande­rsetzung heraus. Ein großes Thema dürfte die Frage nach Standards sein, auch solche, die Bürger direkt bemerken: Lässt sich Düsseldorf viele Leistungen von Bürgerbüro­s bis zur Straßenunt­erhaltung mehr kosten als nötig? Darüber dürfte diskutiert werden.

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