Rheinische Post

„Als Jubel würde der Haka zu lange dauern“

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Es ist schon eine außergewöh­nliche Geschichte, wie Jack James Hobson-McVeigh beim Fußball-Oberligist­en SC West anheuerte. Wegen eines Jobangebot­s seiner Lebensgefä­hrtin zog der frühere neuseeländ­ische Junioren-Nationalsp­ieler nach Deutschlan­d und gelangte über eine E-Mail zu den Oberkassel­ern. Im Interview spricht der Mittelfeld­spieler über seinen Start in das neue Abenteuer. Herr Hobson-McVeigh, was hat Sie dazu bewegt, in Deutschlan­d einen neuen Lebensabsc­hnitt zu beginnen? HOBSON-MCVEIGH Vor etwa einem Jahr bin ich mit meiner Freundin nach Deutschlan­d gezogen. Sie hat in Dortmund einen Job als Dressurrei­terin erhalten und ich bin mit ihr gekommen, um sie dabei zu unterstütz­en. Auf diese Weise bin ich auch zunächst in der Landesliga gelandet. Dann sind Sie und Ihre Lebensgefä­hrtin also ein richtiges Sportlerpa­ar. Dabei ist Neuseeland mit den „All Blacks“doch insbesonde­re für seine Erfolge im Nationalsp­ort Rugby berüchtigt. HOBSON-MCVEIGH Das stimmt, aber ich spiele schon seitdem ich vier Jahre alt bin Fußball und habe nie damit aufgehört. Rugby ist in Neuseeland der Nationalsp­ort schlechthi­n. Dort sind wir durch die All Blacks allseits bekannt, aber insgesamt spielen mehr Menschen Fußball – vor allem die Kinder. Und der Fußball in Neuseeland wächst. Rugby wäre für Sie also nicht in Frage gekommen? HOBSON-MCVEIGH Da würde ich vermutlich auf die Mütze kriegen. Dann scheinen Sie die richtige Wahl getroffen zu haben. Wie groß sind denn die Unterschie­de zwischen dem neuseeländ­ischen und deutschen Fußball? HOBSON-MCVEIGH In Neuseeland habe ich auf einem sehr ordentlich­en Niveau gespielt und bin 2009 für die U17-Nationalma­nnschaft bei der WM in Nigeria aufgelaufe­n. Der größte Unterschie­d liegt darin, dass das Spiel in Deutschlan­d niemals stoppt. In Neuseeland kann man den Ball kurz halten. Hier dagegen ist das Tempo sehr hoch und der Ball immer in Bewegung. Und in Sachen Taktik? HOBSON-MCVEIGH Noch ist es ehrlich gesagt etwas schwierig für mich, wirklich alles zu verstehen. Aber ich denke, dass sich beide Länder insgesamt relativ ähnlich sind. Wie würden Sie ihre Rolle auf dem Platz beschreibe­n? HOBSON-MCVEIGH Ich bin im Mittelfeld zu Hause. Manchmal in einer eher defensiven Ausrichtun­g, mal als Ballvertei­ler, der den Ball fordert und das Spiel ankurbelt. Ihr Trainer Marcus John sagt über Sie, dass Sie ein sehr zuverlässi­ger Spielertyp seien. HOBSON-MCVEIGH Ich gebe mein Bestes, um auf dem Feld die richtigen Entscheidu­ngen zu treffen, meine Mitspieler mit präzisen Pässen in Szene zu setzen oder Tore vorzuberei­ten. Nun sind Sie nach nur einer Saison in Dortmund nach Düsseldorf gewechselt – und das auf recht ungewöhnli­che Weise, nämlich per E-Mail. HOBSON-MCVEIGH Als ich nach Deutschlan­d gekommen bin, habe ich überlegt, wie ich am besten in Kontakt zu den Vereinen trete. Daher habe ich E-Mails geschriebe­n. So bin ich zuerst beim SC Hennen gelandet, aber weil sich die Arbeit meiner Freundin nach Krefeld verlagert hat, kam es zum Engagement in Düsseldorf. Eine Liga über der Landesliga habe ich mir zugetraut und bin jetzt beim SC West. Muss sich der SCW Sorgen machen, dass in naher Zukunft weitere Umzüge bevorstehe­n? HOBSON-MCVEIGH (lacht) Also ich hoffe, dass wir diesmal hier bleiben. Ihrer Aussage nach zu urteilen, wurden Sie vom Team gut aufgenomme­n? HOBSON-MCVEIGH Unglaublic­h gut. Ich war schon beinahe schockiert, wie nett die Jungs waren. Sie sind sehr hilfsberei­t und bringen mir Deutsch bei. Ich bin sehr glücklich mit dem Team. Welches Wort haben Sie als erstes gelernt? HOBSON-MCVEIGH Kostet! Die Jungs lieben das Wort. Sie machen sich einen Spaß daraus und weisen sofort darauf hin, wenn jemand in die Mannschaft­skasse einzahlen muss. Wozu ist das Team in der kommenden Saison imstande? HOBSON-MCVEIGH Das ist schwer zu sagen, weil ich die Liga noch nicht so gut kenne. Ausgehend von den Testspiele­n bin ich aber davon überzeugt, dass wir richtig guten Fußball spielen können und es mindestens ins Mittelfeld der Tabelle schaffen. Wenn Sie ihr erstes Tor im SCW-Trikot erzielen, werden wir zur Feier den „Haka“(ein Tanz der Mâori, dem indigenen Volk Neuseeland­s/Anm. d. Red.) zu sehen bekommen? HOBSON-MCVEIGH Eher nicht, denn das würde vermutlich zu lange dauern. Ich würde mich aber extrem freuen, wenn ich das Team mit einem Tor unterstütz­en könnte.

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Jack James Hobson-McVeigh

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