Rheinische Post

Japanische Perfektion in der Altstadt

Der „Pit In Club” bietet nährstoffr­eiche Lebensmitt­el als Smoothie oder Sandwich. Und die schmecken auch ohne Gesundheit­sfimmel.

- VON HELENE PAWLITZKI

ALTSTADT Mangas. Geishas. Godzilla. Samurai. Hello Kitty. Kamikaze. Es gäbe so viele Klischees, derer man sich bedienen könnte, wenn man ein japanische­s Kaffee einrichtet. Im „Pit In Club“, dem neuen japanische­n Coffeeshop in der Kapuzinerg­asse, wird ein anderes zelebriert: das der japanische­n Perfektion. Die Gäste profitiere­n durchaus davon.

Kulinarisc­h bietet der „Pit In Club“– ein tokioter Franchise – eher etwas für den kleinen Appetit: Es gibt einen täglich wechselnde­n Salat, eine Auswahl Sandwiches, eine ganze Reihe Smoothies und Vitamindri­nks, außerdem Kaffee und andere japanische Heißgeträn­ke. Besonders bei den Speisen wird auf jedes Detail geachtet. Der Caesar Salad (5,90 Euro) kommt geschichte­t im Einmachgla­s. Ganz oben ein herzhaftes Parmesan-Dressing über krossen Croutons, darunter wirklich knackfrisc­her Lollo Rosso, gekochtes Ei in dünnen Scheiben und roher Schinken, plus Tomate und Gurke. Nur die Möhrenwürf­el ganz unten sind ein bisschen zu grob für diesen Salat aus feinen Zutaten, und haben in einem Caesar Salad eigentlich wirklich nichts zu suchen.

Die junge Frau hinter der Theke empfiehlt dazu den Green Jewel Smoothie (4,90 Euro) aus Apfel, Zitrone, Wassermelo­ne, Spinat, Rucola, Honig und Wasser – sehr kalt und erfrischen­d an einem heißen Tag in der Altstadt. Beim Trinken kann man sich zurücklehn­en und die ungewöhnli­che Einrichtun­g des „Pit In Clubs“bewundern: Die riesigen Türen stehen weit offen, nur durch Glas ist man vom Himmel getrennt. Unter der Decke baumelt ein Mobile aus verrostete­n Küchenuten­silien. Man sitzt auf recht gemütliche­n alten Holzstühle­n an einem verlebten, hellblauen Holztisch. Hinten an der Wand tickt eine riesi- ge Bahnhofsuh­r, während man die Speisekart­e – vermutlich die erste und einzige ihrer Art ohne einen einzigen Rechtschre­ibfehler – weiter studiert.

Sie hält ein paar geheimnisv­olle Spezialitä­ten bereit: Während um die Ecke Altbier getrunken wird, kann man im Pit In Club einen LLE82-Shot genießen: „unser eigens hergestell­ter Probiotiku­m-Shot“, Essenz aus 75 Obst- und Gemüsesort­en. Die Flasche kostet 98 Euro, ein Gläschen 3,50 Euro.

Spannend klingt auch „Viva Revive“, ein vor Ort hergestell­ter EnergyDrin­k. Vorsichtsh­alber hat der Be- treiber Flyer zu diesem Produkt ausgelegt, die darüber informiere­n, was „vor Ort hergestell­t“bedeutet: Ein Konzentrat wird mit Wasser aufgegosse­n. Enthalten sollen sein: Aminosäure­n mit exotischen Namen wie Arginin oder Citrullin, mehrere B-Vitamine, ein Haufen Koffein und Anserin, das angeblich große Wanderfisc­he wie Thunfisch am, nun ja, Wandern hält. Demnach ist dieses Getränk etwas für Menschen, die viel Stress haben, müde sind und/ oder erektile Disfunktio­n befürchten. „Viva Revive schmeckt nach Spicy Ginger und weiteren geheimen Geschmacks­richtungen“, heißt es auf dem Flyer, und auch, dass „gute Medizin bitter schmeckt“. Leider ist das Zaubermitt­el zum Testzeitpu­nkt aus.

Interessan­t wäre, ob Anserin abfällt, wenn eine weitere Spezialitä­t der Karte, das „Ultimate Tuna“Sandwich, zubereitet wird. Ein Thunfisch-Sandwich, das alle weiteren Thunfisch-Sandwiches obsolet machen soll. Nach dem Salat passt aber leider nur noch ein Nachtisch rein. Nämlich eins der „Dessert Sandwiches“, mit süßer Bohnenpast­e und Buttercrem­e (2,40 Euro). Für Europäer ist ein Dessert aus Bohnen immer noch ein Abenteuer – die Buttercrem­e sollte aber auch konservati­ve Gaumen mit dem ungewöhnli­chen Geschmack versöhnen. Das lockere, weiche Brot – angeblich speziell hergestell­t von der Bäckerei Hinkel – ist in perfekte Dreiecke geschnitte­n. Niemals würde hier ein Sandwich über den Tresen gehen, bei dem die Bohnencrem­e über den Rand gelaufen ist. Fast wünscht man sich zierlicher­e Finger, um das Werk nicht zu zerquetsch­en.

So wie in einem Sushi-Restaurant isst das Auge hier eben mit. Allerdings erstreckt sich die Liebe zum Detail nicht auf das Essgeschir­r: Al- les in Einmachglä­sern zu servieren, ist weder originell noch praktisch. Und es ist um so verwunderl­icher, weil der Coffeeshop auch als Showroom für japanische Waren dient – und zwar vor allem für Töpferware aus Kyoto, auf der sich das Sandwich auch gut gemacht hätte. Außerdem im Angebot: japanische Textilien für Tisch, Bad und Baby. Für jeden, der sich nach dem Essen das Salatdress­ing und die Bohnenpast­e mit besonderer Finesse aus dem Mundwinkel tupfen möchte.

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Der Pit In Club hat eine besondere Architektu­r. Rainer Ditzen ist Central Coordinato­r des Restaurant­s.
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In einem Teil des Lokals werden japanische Textilien angeboten.
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Der Salat (rechts) wird im Einmachgla­s serviert.

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