Terroranschlag in Barcelona
Ein Kleintransporter rast in eine Gruppe von Menschen auf der Flaniermeile Las Ramblas und tötet mindestens zwölf Menschen, rund 80 Passanten werden teils schwer verletzt. Der Fahrer kann fliehen.
BARCELONA (RP) Bei einem Terroranschlag mit einem Lieferwagen auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas hat es gestern Abend nach offiziellen Angaben mindestens zwölf Tote und 80 teils schwer Verletzte gegeben. Die Zahl der Todesopfer schwankte. Die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) reklamierte über die ihr nahestehende Nachrichtenagentur Amak den Anschlag für sich. Die Polizei hatte die Tat zuvor bereits als Terrorakt eingestuft. Demnach war ein Lieferwagen im Zentrum der Stadt gegen 17 Uhr in eine Menschenmenge gerast. Die Täter ließen den Wagen stehen und flüchteten zu Fuß.
Die Beamten waren mit einem großen Aufgebot vor Ort und forderten die Bevölkerung auf, die Gegend zu meiden. Die Läden und Lokale auf Las Ramblas wurden evakuiert, die Gegend weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Viele Menschen liefen in Panik über die Straßen. Naheliegende U-Bahn-Stationen und andere öffentliche Verkehrsmittel wurden geschlossen. Fotos von Anwohnern im Internet zeigten Körper am Straßenrand. Augenzeugen berichteten, der Lieferwagen sei im Zick-ZackKurs mit 80 Stundenkilometern näher gekommen, die Menschen hätten geschrien und sich in Hauseingänge und Geschäfte geflüchtet. „Er wurde überhaupt nicht langsamer“, sagte ein Augenzeuge der BBC. „Er fuhr einfach mitten durch die Menschenmassen auf der Ramblas.“
Der Fahrer war zunächst auf der Flucht, wurde aber am Abend nach Polizeiangaben gefasst. Der Mann komme aus Marseille und habe nordafrikanische Wurzeln, berichteten katalanische Medien. Zwei weitere Männer seien auf der Flucht, hieß es zunächst. Eine zweite Festnahme gab der Regierungschef von Katalonien, Carles Puigdemont aber noch am Abend bekannt. Zeugen berichteten auch von Schüssen, was von der Polizei aber zunächst nicht bestätigt wurde.
Der Verkehr im Zentrum der Stadt sei zusammengebrochen, berichteten Augenzeugen. Die Behörden riefen zu Blutspenden auf. Nach zunächst unbestätigten Berichten mehrerer Medien sollen sich mehrere Menschen in einem Restaurant verschanzt haben. Auch von einer Geiselnahme war zwischenzeitlich die Rede, bestätigte sich aber nicht.
Politiker weltweit reagierten geschockt und betroffen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière drückte seine Anteilnahme aus: „Ich bin tief erschüttert über die schrecklichen Nachrichten aus Barcelona. Erneut hat der Terror seine hässliche Fratze gezeigt“, hieß es in einer Mitteilung. Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb auf Twitter: „In tiefer Trauer sind wir bei den Opfern des widerwärtigen An- schlags in Barcelona.“„Bin tief erschüttert über Nachrichten aus Barcelona. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Freunden und Angehörigen“, teilte Außenminister Sigmar Gabriel auf Twitter mit.
In den vergangenen Jahren hat es in ganz Europa immer wieder Terrorattacken mit Lkw oder Autos gegeben. Der folgenschwerste ereignete sich im Juli 2016 in Nizza, als ein Mann am französischen Nationalfeiertag mit einem Sattelschlepper durch eine feiernde Menge pflügte und 86 Menschen tötete. Im Dezember 2016 kamen dann bei einem ähnlichen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin zwölf Menschen ums Leben.
Auch bei Attacken in London in diesem Jahr waren Autos zum Einsatz gekommen. Ein Angreifer tötete im März mit seinem Geländewagen auf der Westminster Bridge vier Menschen und erstach anschließend auf dem Parlamentsgelände einen Polizisten. Im Juni fuhren drei Männer mit ihrem Auto auf einen Bürgersteig an der London Bridge und stachen mit Messern auf Passanten ein. Dabei kamen acht Personen und die Angreifer ums Leben.