Rheinische Post

Auch Heerdt liegt über Grenzwerte­n

Eine neue Messstatio­n an der Burgunders­traße zeigt eine zu hohe Belastung. Damit rückt auch das Linksrhein­ische stärker in den Fokus. Oberbürger­meister Geisel appelliert an die Bundesregi­erung.

- VON ARNE LIEB

Eine neue Messstatio­n an der Burgunder Straße zeigt eine zu hohe Belastung. Damit rückt auch das Linksrhein­ische stärker in den Fokus.

Ein neues Messergebn­is verschärft die Debatte um die Luftversch­mutzung in Düsseldorf: Auch an der Burgunders­traße in Heerdt liegt die jährliche Belastung mit Stickoxide­n über dem gesetzlich­en Grenzwert. Die vor einem Jahr eingericht­ete Messstelle hat nach Informatio­nen unserer Redaktion eine Belastung von 44 Mikrogramm pro Kubikmeter aufgezeich­net, erlaubt sind bis zu 40. Die Werte, die die Stadt am 31. August im Umweltauss­chuss veröffentl­ichen will, legen nahe, dass auch im Linksrhein­ischen mehr getan werden muss – für Düsseldorf droht derzeit sogar ein Fahrverbot für Dieselfahr­zeuge auf besonders belasteten Routen.

Anwohner, unter anderem der Heimatvere­in, hatten darauf gedrängt, die Messstatio­n anzubringe­n. Auf Initiative der Bezirksver­tretung hat das Landesumwe­ltamt den sogenannte­n Passivsamm­ler installier­t. Er bestätigt nun die Sorgen der Heerdter, die eine Überlastun­g ihrer Straßen durch Liefer- und Durchgangs­verkehr beklagen. Sie kritisiere­n, dass sich trotzdem immer mehr Logistikun­ternehmen ansiedeln. Derzeit steht der Bau eines weiteren zur Diskussion. Annette Klotz von der Bürgerinit­iative „Keyworker Oberkassel“meint, dass die Stadt ohne Konzept vorgehe. „So viel Verkehr ist nicht tragbar für die kleinen Straßen im Viertel“, sagt sie.

Die Werte aus Heerdt erhöhen den Druck auf Bezirksreg­ierung und Stadtverwa­ltung. Diese sollen nach einem Gerichtsbe­schluss bis zum Jahresende einen konkreten Plan vorlegen, wann und wie die gesundheit­sschädlich­e Belastung verringert werden wird. Maßgeblich für diese Diskussion ist vor allem die offizielle Messstelle des Landes an der Corneliuss­traße. Dort liegt die Belastung sogar bei rund 60 Mikrogramm pro Kubikmeter. Der Vorsitzend­e des Umweltauss­chusses, Philipp Tacer (SPD), fordert, dass der Luftreinha­lteplan auch eine Perspektiv­e für das Linksrhein­ische aufzeigt. „Wir müssen über Lösungen diskutiere­n, die Heerdt helfen“, sagt er. Ein Ansatz ist für ihn der Lieferverk­ehr. Man müsse prüfen, ob sich Lagerhalle­n außerhalb der Ballungsge­biete verlegen lassen. Die letzten Kilometer zum Kunden könnten E-Fahrzeuge absolviere­n.

Die zu hohen Werte können einschneid­ende Folgen haben. Denn Richter des hiesigen Verwaltung­sge- richts haben in dem viel beachteten Urteil sogar angeregt, dass die Stadt ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge erlassen könnte, falls andere Maßnahmen nicht ausreichen. Das Bundesverw­altungsger­icht muss noch klären, ob dies überhaupt zulässig wäre.

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) betonte gestern noch einmal, dass er ein solches Verbot auf kommunaler Ebene für falsch hält. „Das ist praktisch nicht durchführ- bar“, sagte Geisel im Gespräch mit Parteifreu­ndin und Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles bei einem Wahlkampft­ermin. Die Stadt müsste dann auf eigene Faust Gebiete suchen, Schilder aufstellen – und die nicht durch eine Plakette markierten Diesel mit zu niedrigen AbgasNorme­n bei Kontrollen identifizi­eren. „Wir erkennen diese Autos überhaupt nicht“, sagte Geisel. Er befürchtet ein „unbeschrei­bliches Chaos“, sollte Düsseldorf zu diesem Schritt gezwungen werden.

Geisel rief die Bundesregi­erung dazu auf, bei Neuzulassu­ngen streng darauf zu achten, dass die Fahrzeuge die Angaben der Hersteller auch im praktische­n Betrieb erreichen. Dadurch würden sich automatisc­h die Werte auch in Düsseldorf verbessern, da immer mehr alte Fahrzeuge ersetzt werden.

Die Stadt sucht zudem schnelle Fortschrit­te im Kampf gegen die Luftversch­mutzung. Dabei ist auch die Rheinbahn in den Fokus gerückt. Die Ampel-Kooperatio­n im Stadtrat aus SPD, Grünen und FDP hat die Stadttocht­er dazu gedrängt, eine „Innovation­slinie“mit ElektroBus­sen auf der Corneliuss­traße zu entwickeln. Das Unternehme­n hat jüngst einen Experten für E-Technologi­en eingestell­t, der bei der Auswahl der Fahrzeuge helfen soll. Starten soll die Linie bereits 2019.

Fürs erste setzt die Rheinbahn auf neue Diesel-Busse, die um ein Vielfaches weniger Abgase produziere­n als die ältesten, noch im Betrieb befindlich­en Modelle, die ersetzt werden sollen. Die ersten der 80 neuen Solo-Busse sind kürzlich eingetroff­en. Rheinbahn-Vorstand Klaus Klar kündigt an, man werde sich nicht auf die Angaben der Hersteller zu den Abgasen der Busse mit Euro-6Norm verlassen: Die Rheinbahn bestückt sie mit Gewichten und testet die Werte im realen Betrieb auf der Straße. „Nach 200.000 Kilometer Betriebsle­istung werden wir erneut prüfen, ob die Fahrzeuge die Angaben erfüllen“, kündigt Klar an.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Auf dieser Höhe an der Burgunders­traße in Heerdt wird die Luftqualit­ät gemessen.

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