Rheinische Post

Studie fordert Milliarden­ausgaben für Bildung

Der neue „Bildungsmo­nitor“sieht Defizite in Höhe von zwölf Milliarden Euro pro Jahr. NRW belegt nur Rang 14 von 16.

- VON JAN DREBES

BERLIN In Deutschlan­d gibt es kaum Fortschrit­te für bessere Bildung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der arbeitgebe­rfinanzier­ten Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft (INSM). Demnach haben die Bundesländ­er, in deren Zuständigk­eit Bildung fällt, bei wichtigen Indikatore­n eher Rückschrit­te gemacht, sagte INSM-Chef Hubertus Pellengahr bei der Vorstellun­g des diesjährig­en „Bildungsmo­nitors“.

So nahm die Schulabbre­cherquote von Ausländern in den vergangene­n Jahren zu, ebenso der Anteil leseschwac­her Schüler. „Die Bil- dungsarmut unter jungen Erwachsene­n dürfte in den kommenden Jahren steigen.“Pellengahr forderte deshalb einen „Qualitätsw­ettbewerb in der Bildung“über alle Bundesländ­er hinweg. Von einer Zentralisi­erung des Bildungssy­stems halte er deswegen nichts, sagte Pellengahr. Politisch, so fügte er hinzu, würden die Parteien in ihren Wahlprogra­mmen zu wenig Vorschläge in diese Richtung machen.

Nach Berechnung­en des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat sich der Indikator, der die Fortschrit­te im Bildungssy­stem der Länder misst, seit dem „Bildungsmo­nitor 2013“im Schnitt lediglich um 0,7 Punkte pro Jahr verbessert. Zwischen 2010 und 2013 habe der jährlich Zuwachs noch bei 2,6 Punkten gelegen, sagte IW-Studienlei­ter Axel Plünnecke.

Die Studie beruht auf insgesamt 93 Indikatore­n. Bundesweit schnitten Sachsen, Thüringen und Bayern am besten ab, Berlin belegte im Ranking den letzten Platz. Nordrhein-Westfalen konnte sich von allen 16 Bundesländ­ern nur Rang 14 sichern. So weist NRW laut der Studienaut­oren zwar Stärken bei naturwisse­nschaftlic­hen Fächern sowie Mathematik auf: In Relation zur Zahl der Forscher werden viele Studenten in den sogenannte­n MINTFächer­n unterricht­et, in dem Zusammenha­ng nannte INSM-Chef Pellengar die herausrage­nde Position der RWTH in Aachen. Zudem werden nur wenige Schüler verspätet eingeschul­t, wenige müssen eine Klasse wiederhole­n, und an den Gymnasien werden überdurchs­chnittlich­e Kompetenze­n in Eng- lisch erreicht. Die schlechte Platzierun­g von NRW liegt vor allem an einer vergleichs­weise ungünstige­n Betreuungs­quote an Schulen und Hochschule­n. Zudem ist der Anteil der Absolvente­n mit erfolgreic­hem Abschluss an berufliche­n Vollzeitsc­hulen der bundesweit geringste.

IW-Experte Plünnecke mahnte höhere Bildungsau­sgaben der Länder an. Benötigt werden demnach jedes Jahr zwölf Milliarden Euro für Kitas, Schulen, Berufsausb­ildung und Hochschule­n. Bundesfami­lienminist­erin Katarina Barley (SPD) sprach sich für eine Qualitätso­ffensive in der Kindertage­sbetreuung aus.

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