Rheinische Post

Deutsche trinken mehr Mineralwas­ser

13,8 Milliarden Liter wurden im vergangene­n Jahr produziert. So viel wie nie. Während internatio­nal Nestlé und Co. den Markt dominieren, wird hierzuland­e am liebsten heimisches Wasser getrunken. Das wollen die Großkonzer­ne nun ändern.

- VON CHRISTOPH ZEIHER Verband Deutscher Mineralbru­nnen

DÜSSELDORF (dpa) Still und regional – so mögen die Deutschen ihr Mineralwas­ser. Und sie wollen immer mehr davon. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s wurden im vergangene­n Jahr rund 13,8 Milliarden Liter Mineralwas­ser in Deutschlan­d produziert – ein neuer Rekord. Besonders beliebt sind Medium- und stille Mineralwäs­ser. Zusammen machten sie 2016 erstmals mehr als die Hälfte der Produktion aus.

Auch für dieses Jahr erwartet der Verband Deutscher Mineralbru­nnen (VDM) Zuwächse. „Mineralwas­ser liegt in den langfristi­gen Trends zu Gesundheit, Natürlichk­eit und Wellness“, sagt Arno Dopychai vom VDM. Aus den knapp 200 deutschen Mineralbru­nnen stammen nach Angaben des Verbandes über 500 meist regionale Mineralwäs­ser und 35 Heilwässer. Das meiste davon fließe in den heimischen Markt, nur gut drei Prozent des Wassers würden exportiert.

Beim Branchenve­rband betont man die Qualität des heimischen Mineralwas­sers. Es sei aufgrund seiner Herkunft besonders gut gegen Verunreini­gungen geschützt, sagt Dopychai. Bei Leitungswa­sser hingegen seien Aufbereitu­ngsverfahr­en, vor allem Desinfekti­on und chemische Zusatzstof­fe, zugelassen.

Internatio­nal bestimmen die Konzerne Nestlé, Danone, CocaCola und Pepsico den Getränkema­rkt. In Deutschlan­d macht der Import von Mineralwas­ser laut VDM nur knapp zehn Prozent des Marktes aus – ein großes Wachstumsp­otenzial also für die Branchenri­esen.

Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider zählte in einem Interview mit dem „Manager Magazin“die Wasserspar­te jüngst zu einem der TopWachstu­msbereiche seines Konzerns. Der deutsche Markt spiele eine „herausgeho­bene, aber auch herausford­ernde Rolle“, heißt es. Der weltgrößte Lebensmitt­elkonzern verkauft hierzuland­e unter anderem die Marken Perrier, San Pellegrino und Vittel. Nestlé macht gemeinsam mit Danone, das in Frankreich die Quellwässe­r Evian und Volvic abfüllt, den größten Teil der Mineralwas­ser-Importe in Deutschlan­d aus. „Der deutsche Markt hat großes Potenzial, vor allem, wenn es sich um stilles natürliche­s Mineralwas­ser handelt“, sagt eine Sprecherin von Danone.

Auch der Branchenri­ese CocaCola sieht auf dem deutschen Markt großes Wachstumsp­otenzial. „Heute erzielen wir mit unseren Wasser- Arno Dopychai marken etwa elf Prozent unseres Absatzvolu­mens in Deutschlan­d“, sagt Martin Gosen von Coca-Cola Deutschlan­d. „Wir wollen in diesem Segment auch in Zukunft wachsen.“

Der US-Konzern geht dabei jedoch einen anderen Weg als die Konkurrenz. Seine Mineralwas­serMarken Vio und Apollinari­s lässt der Getränkeri­ese vor Ort in Deutschlan­d abfüllen. Der Mineralwas­sermarkt sei für Coca-Cola auch in vielen anderen Ländern ein wichtiger Teil seines Angebots. „Vor diesem Hintergrun­d sehen wir für unsere zumeist lokalen Marken auch großes Potenzial“, sagt Gosen.

Das Konzept könnte aufgehen. Schließlic­h ist seit längerem eine zunehmende Skepsis gegenüber großen globalen Getränkema­rken zu beobachten. Eigene Wassermark­en erkennen viele Verbrauche­r nicht als Teil von internatio­nalen Konzernen. Regionalit­ät sei – neben anderen Faktoren – „ein anhaltend wichtiges Thema“, sagt Günter Birnbaum vom Marktforsc­hungsinsti­tut GfK.

Eine ganz andere und preiswerte­re Alternativ­e zum Mineralwas­ser empfehlen hingegen Verbrauche­rschützer – Leitungswa­sser. „100-mal preiswerte­r als gekauftes Mineralwas­ser und genau so empfehlens­wert“, schreibt die Verbrauche­rzentrale. Das Trinkwasse­r sei in Deutschlan­d flächendec­kend „von exzellente­r Qualität“.

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