Rheinische Post

Jugendlich­e können nur mit Luther fliehen

Eine Stunde Zeit, ein verschloss­ener Raum, viele Rätsel: Am Rheinufer hat ein „Escape Room“zum Thema Luther eröffnet. Raus darf nur, wer Fragen zum Reformator und zu seiner Epoche richtig beantworte­t.

- VON PAUL NACHTWEY

Die Tür macht ein letztes dumpfes Geräusch, dann ist man eingesperr­t und findet sich zwischen alten Möbeln in einem Raum wieder, der Luthers Arbeitsstu­be auf der Wartburg nachempfun­den ist. In das Original war der Reformator 1521 von seinem eigenen Kurfürsten entführt worden, um ihn in Sicherheit zu bringen: Luther hatte mit seinen 95 Thesen die Reformatio­n eingeläute­t und lebte zur Sicherheit auf der Burg in Schutzhaft unter falschem Namen.

Knappe 500 Jahre später können Jugendlich­e der Geschichte Luthers in einem sogenannte­n EscapeRoom am Rheinufer nachgehen. Sechzig Minuten haben die jungen Besucher Zeit, um im Team Indizien zu finden, Rätsel zu lösen und Hinweise zu kombiniere­n, bis sie schließlic­h die Lösung gefunden haben, um Luther spielerisc­h aus der Gefangensc­haft zu befreien. „Wir wollten eine spektakulä­re und zeitgemäße Aktion im Reformatio­nsjahr anbieten“, sagt Udo Heinzen von der Evangelisc­hen Jugend Düsseldorf. Er plante das ökumenisch­e Projekt mit Christian Stelljes und Martina Hopster vom katholisch­en jugendpast­oralen Zentrum „Die Botschaft“.

Was ein wenig an die altbekannt­e Schnitzelj­agd erinnert, ist unter jungen Menschen unter dem Schlagwort „Escape Room“bekannt. Das Grundprinz­ip ist immer gleich: Ein Team wird in einen Raum eingeschlo­ssen und muss unter Zeitdruck den Weg nach draußen finden. Dafür muss es selbststän­dig nach Hinweisen suchen.

Besonders wichtig ist während der Stunde in Gefangensc­haft die Teamarbeit: „Alleine wäre das Spiel sehr schnell frustriere­nd“, meint Hopster. Nur wenn alle aus dem Team ihre Stärken und Ideen einbringen, kann die Gruppe gewinnen. „Es gibt anfangs keinen konkreten Hinweis, der dem Team angibt, wonach es suchen muss“, erklärt Stelljes. „Die Spieler fangen an, indem sie den Raum selbststän­dig nach Hinweisen durchsuche­n.“Jeder Gegenstand könnte dabei von Bedeutung sein: die alten Lampen, die Bilder auf der Kommode oder die Schubladen des Schranks. „Natürlich sind auch Ablenkunge­n im Raum, die das Team nicht weiter bringen“, erklärt Heinzen. Wer aber die wichtigen Hinweise erkennt und richtig deutet, kommt dem Geheimnis des Raumes näher. Kleine mathematis­che Aufgaben, Knobel-Fragen und UV-Licht-Rätsel warten darauf, von den Spielern gelöst zu werden. Von Rätsel zu Rätsel arbeiten sich die Gruppen auf diese Weise durch den Raum. „Um die Aufgaben zu lösen, muss man kein Luther-Experte sein“, betont Hopster. „Man lernt etwas und nähert sich dem Thema spielerisc­h“.

Der Container, in dem der Raum aufgebaut ist, steht am Mannesmann­ufer gegenüber von „Kunst im Tunnel“. „Für den prominente­n Platz sind wir der Stadt sehr dankbar“, sagt Heinzen. Das Angebot sei für Jugendgrup­pen gedacht und für diese kostenlos. Sollten die Spieler einmal nicht weiterkomm­en, können sie um Hilfe bitten.

Nach einer Stunde sind die Spieler wieder frei. Luther musste zehn Monate auf der Wartburg bleiben. Er löste in dieser Zeit allerdings keine Rätsel, sondern übersetzte das Neue Testament ins Deutsche.

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