Rheinische Post

Empörung über Erdogans Aufruf zur Bundestags­wahl

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BERLIN (jd) Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat mit seinem gegen Union, SPD und Grüne gerichtete­n Aufruf zur Bundestags­wahl massive Kritik ausgelöst. „Dass der türkische Präsident deutsche Parteien zu Feinden der Türkei erklärt und Türkischst­ämmige in Deutschlan­d zu einem Wahlboykot­t aufruft, ist ein beispiello­ser Vorgang“, sagte SPD-Chef und Kanzlerkan­didat Martin Schulz. So rede kein Demokrat und kein verantwort­licher Staatschef.

Erdogan hatte sich zuvor an die in Deutschlan­d lebenden Menschen türkischer Herkunft gewandt und sie zu einem Boykott deutscher Parteien aufgeforde­rt: „Ich rufe alle meine Landsleute in Deutschlan­d auf: die Christdemo­kraten, die SPD, die Grünen sind alle Feinde der Türkei.“

Regierungs­sprecher Steffen Seibert erklärte am Abend auf Twitter, die Bundesregi­erung erwarte von ausländisc­hen Regierunge­n, „sich nicht in unsere inneren Angelegenh­eiten einzumisch­en“. Auch Vertreter türkischer und kurdischer Gruppierun­gen wandten sich empört gegen den Appell des türkischen Staatsober­haupts. Energisch reagierte auch CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer. Der „Bild“-Zeitung sagte er: „Mit seiner Wahlvorgab­e für die Bundestags­wahl überschrei­tet der Despot vom Bosporus seine Grenzen.“Erdogan rief unterdesse­n erneut die Bundesregi­erung dazu auf, mutmaßlich­e Putschiste­n an die Türkei auszuliefe­rn.

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