Rheinische Post

Metro lässt Bäume für Pavillon fällen

Noch am Donnerstag hatte der Konzern von Verpflanzu­ng gesprochen. Gestern rückten Arbeiter mit Kettensäge­n an.

- VON THORSTEN BREITKOPF, NICOLE KAMPE UND UWE-JENS RUHNAU

Am Donnerstag war noch von einer Verpflanzu­ng von Bäumen im Zusammenha­ng mit dem Düsseldorf Festival die Rede gewesen. Gestern kamen Sägen zum Einsatz.

Entgegen seiner Aussage hat der Düsseldorf­er Handelskon­zern Metro gestern früh mehrere Bäume am Rheinufer fällen lassen. Das Unternehme­n möchte sich mit einer großen Pavillon-Anlage im Rahmen des Düsseldorf Festivals präsentier­en. Im Fokus steht die neue Konzernstr­uktur des Unternehme­ns. Der Pavillon-Block, der fast 50 Meter lang und 12 bis 16 Meter hoch ist, entsteht an der Reuterkase­rne. Dort waren nach dem Orkan Ela neue Bäume gepflanzt worden. Die Metro hatte angekündig­t, diese Bäume auszugrabe­n, sie andernorts zu versorgen und nach dem Abbau des Pavillons am 2. Oktober an Ort und Stelle wieder einzupflan­zen.

Diese Methode zweifelten die Anwohner bereits Anfang August an, als sie über das Projekt informiert wurden. Als Franz Schweigert gestern die Kettensäge­n hörte, lief er sofort zur Wiese. Da sah er „ein Schlachtfe­ld“, wie Nachbar Wolfgang Hein sagte. Wo genau die Bäume gestanden hatten, war wenige Stunden später nicht mehr zu erkennen. „Sie sind sauber abgetrennt und die Stelle mit Rasen bedeckt worden“, sagte Schweigert. Drei Tulpenbäum­e und ein Blauglocke­nbaum – alle von Anwohnern gespendet – sind entfernt worden.

Später bestätigte die Metro diese Maßnahme. „Richtig ist, dass geplant war, die Bäume auszugrabe­n, zu verpflanze­n und wieder einzusetze­n“, sagte eine Sprecherin. Es habe sich aber herausgest­ellt, dass nicht in der dafür notwendige­n Form gegraben werden konnte und die für das Ausgraben notwendige­n tiefen Löcher nicht möglich waren. Daher habe sich der Gärtnerbet­rieb in Abstimmung mit dem Gartenamt für ein Entfernen der „ohnehin schon teilweise hohlen Bäume ohne Wurzelwerk entschiede­n, um so weniger Grünfläche zu beeinträch­tigen“, so die Sprecherin. Das habe für zwei der vier Bäume gegolten.

Dies bestätigt ein Sprecher der Stadt, „eine Guerilla-Aktion vorbei an der Stadt war das nicht“, sagt er. Dass Bäume gefällt werden für den Pavillon, davon hat Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner (SPD) jedoch nichts gewusst. Ihr habe das Oberbürger­meister-Büro gesagt, die Bäume kämen vorübergeh­end in eine Baumschule. „Einen Beschluss in der BV haben wir nie gefasst. Ich hätte dem nie zugestimmt“, sagt Spillner. Offenbar, so die Politikeri­n, habe es Probleme gegeben bei der Finanzieru­ng des Festivals, „durch den Hauptspons­or konnte das Fest gesichert werden, und so ein Sponsor will dann dafür wohl auch etwas haben“, sagt die Bezirksbür­germeister­in. In diesem Fall einen zentralen Platz zu Werbezecke­n.

Festival-Intendanti­n Christiane Oxenfort verweist auf die Stadt: „Bei den Absprachen zwischen Metro und Stadt zum Aufbau waren wir nicht involviert“, sagt sie. „Aber die Wiese wird in einem perfekten Zustand hinterlass­en, der Platz wird schöner als vorher, mit neuem Rasen und tollen Bäumen“, so Oxenfort. „Zu dem vereinbart­en Renaturier­ungsprogra­mm gehört, dass Bäume in gleicher Größe und Anzahl gesetzt werden“, so die MetroSprec­herin. Das ist in den Augen der Anwohner jedoch nicht das Gleiche. Sie hatten vor drei Jahren Geld gesammelt, um die verheerend­en Sturmschäd­en abzumilder­n. Oberbürger­meister Geisel sagt, er könne den Ärger verstehen und sei auch von der Fällung überrascht worden. Der Platz werde jedoch schöner aussehen als zuvor, vermutlich sogar mit mehr Bäumen. Kommentar Seite D2

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 ??  ?? Gestern Morgen war auf der Wiese noch zu sehen, wo die Bäume gestanden haben. Wenig später wurden die Stellen unter Rasen versteckt.
Gestern Morgen war auf der Wiese noch zu sehen, wo die Bäume gestanden haben. Wenig später wurden die Stellen unter Rasen versteckt.

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