Rheinische Post

ÖKONOM Vorsicht vor Untergangs­philosophe­n

Einst hat der Bevölkerun­gsökonom Thomas Malthus das Ende der Menschheit prognostiz­iert. Er hat sich geirrt. Trotzdem hat er auch heute viele Anhänger.

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Der Mensch lässt sich gern von Endzeitsti­mmungen leiten. Im christlich­en Mittelalte­r erwarteten die Menschen die Ankunft des Antichrist­en, bevor Christus den Sieg davonträgt, und viele Muslime glauben an die Wiederkunf­t des Mahdi in einem endzeitlic­hen Szenario.

Die säkulare Version stammt von Thomas Malthus, der zugleich die erste wissenscha­ftliche Bevölkerun­gstheorie aufstellte. Wie die Endzeitthe­ologen kommt er freilich zum Schluss, dass die Menschheit verloren ist. Denn die Bevölkerun­g wächst geometrisc­h, während die Nahrungsmi­ttelproduk­tion nur arithmetis­ch zunimmt. Das heißt übersetzt: die Zahl der Menschen beschleuni­gt sich, während die Böden für Getreide endlich sind.

Die modernen Apokalypti­ker sind – schon etwas in den Jahren – der Club of Rome sowie – ganz neu – der Philosoph Philipp Blom und der Ökonom Niko Paech. Letztere wer- ben beredt für ihre Weltsicht, nach der rücksichts­loser Konsum, Ressourcen­verschwend­ung und Klimawande­l die Welt vernichten. Ihre Lösung: radikaler Verzicht, weniger Arbeit, Regionalis­ierung der Produktion.

Das ist als individuel­le Haltung – etwa in freiwillig­en Gemeinscha­ften – bewunderns­wert. Aber als gesellscha­ftlicher Entwurf wird der globale Verzicht scheitern. Und er ist noch nicht einmal nötig, um die Welt zu retten. Die ökonomisch­e Lösung heißt Backstop-Technologi­en. Darunter versteht man eine disruptive Neuerung, die den Fluch der Endlichkei­t der Ressourcen auflöst. Bei Malthus war es die Einführung des Düngers und des Hybridweiz­ens, der den Hunger überwand. Bei Ressourcen wie Klima, Bodenschät­zen oder Energieque­llen sind es die neuen Formen der Mobilität (selbstfahr­ende Autos, Hyperloop-Strecken) oder der Produktion (Roboter und künstliche Intelligen­z), die Knappheite­n überwinden. Bislang war der Kapitalism­us erfinderis­ch genug, um Engpässe zu überwinden. Das dürfen wir auch künftig hoffen.

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