Gas so günstig wie zuletzt vor zwölf Jahren
Der Gasmarkt hat sich grundlegend gewandelt. Das macht sich auch bei den Preisen bemerkbar, die deutlich gesunken sind. Nutzer von Gasheizungen können entspannt in die Zukunft sehen – und sollten dennoch genau vergleichen.
HAMBURG (dpa) Die Preise für Erdgas sind in Deutschland auf den Stand vom Herbst 2005 gefallen. Das hat das Internetportal Verivox ermittelt. Auch mittelfristig können sich die Mieter und Eigentümer, deren Häuser und Wohnungen mit Gas beheizt werden, auf weiter sinkende Preise einrichten. „Das internationale Gasangebot ist groß, und neue Akteure wie zum Beispiel die USA drängen auf den Markt“, sagte Mathias Köster-Niechziol, Energieexperte von Verivox. Deutschland verbrauchten Erdgases kommen aus Russland, der Rest überwiegend aus den Niederlanden (rund 29 Prozent) und Norwegen (rund 21 Prozent). Das liegt auch an dem vorhandenen System von Pipelines. Die Abhängigkeit von Erdgas aus Russland könnte sich noch erhöhen, wenn die Kapazität der Ostsee-Gasleitung Nordstream sich wie bislang geplant künftig verdoppeln sollte.
Andererseits könnte verflüssigtes Erdgas (LNG) bald eine wachsende Rolle spielen. Die Bemühungen um einen LNG-Importterminal in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sind weit gediehen; gegenwärtig entsteht eine Machbarkeitsstudie. LNG facht den Wettbewerb an, weil es ohne Pipelines mit großen Tankschiffen geliefert wird, zum Beispiel aus dem arabischen Emirat Katar. Es kann nicht nur in das Gasnetz eingespeist, sondern auch als Treibstoff für Schiffe oder Lkw verwendet werden. Der Gasverbrauch in Deutschland wächst seit Jahren kontinuierlich, allein im ersten Halbjahr stieg er insgesamt um rund drei Prozent.
„Im Jahr 2005 waren noch über 70 Prozent der Verträge im Gasgroßhandel in Nordwesteuropa an den Ölpreis gebunden“, sagte Köster-Niechziol. „Inzwischen liegt ihr Anteil unter zehn Prozent.“Und damit schwanken die Preise mit dem Gas-Weltmarkt, nicht mehr wie früher mit dem Ölpreis. Und da ist noch Luft drin. Im Fünf-Jahres-Vergleich ist der Preis an den Spotmärkten um 36 Prozent gefallen, der Übergangspreis an der deutschen Grenze sogar um 45 Prozent. Beim Verbraucher angekommen ist davon nur ein Drittel.
Für den Verbraucher ist jedoch entscheidend, wie hoch sein Endverbraucherpreis ist. Da raten die Vergleichsportale – wie es ihrem Geschäftszweck entspricht – zum Vergleichen. „Gasversorger haben einen deutlich größeren Spielraum bei der Preisgestaltung als Stromversorger und können die sinkenden Beschaffungskosten an den Verbraucher weitergeben“, sagte Oliver Bohr, Geschäftsführer im Bereich Energie bei Check24. „Gaskunden profitieren von einem intensiven Wettbewerb der Anbieter.“Seit 2010 habe sich die Preiskluft zwischen den Grundversorgern, die in einer Region Marktführer sind, und den alternativen Anbietern verdoppelt. Zwischen dem billigsten und dem teuersten Anbieter können mehr als 300 Euro Unterschied bestehen.