Rheinische Post

Zu Gast beim Alten von Rhöndorf

Auf den Spuren Konrad Adenauers im Siebengebi­rge: Das Erbe des ersten Bundeskanz­lers der Bundesrepu­blik ist vielerorts noch immer sichtbar.

- VON KATRIN JANSSEN

RHÖNDORF Inge Bott drückt die Tasten der alten Registrier­kasse. Nicht, dass sie sie bräuchte, sie addiert die Kosten für Kuchen, Plätzchen und Kaffee im Kopf. Seit 72 Jahren arbeitet sie im Café Profittlic­h am malerische­n Ziepchensp­latz in Bad Honnef-Rhöndorf. Immer freundlich, immer zuvorkomme­nd. Aber ihren vielleicht berühmtest­en Gast – und sie hat viele kommen und gehen sehen – hat die 90-Jährige nie persönlich bedient. Konrad Adenauer ließ bestellen – und bekam nach Hause geliefert. So war das damals. Aber der Name ihres Arbeitgebe­rs bleibt mit dem des Mannes, der die Bundesrepu­blik nach ihrer Gründung prägte wie kein anderer, aufs Engste verbunden. Eine Spurensuch­e in Rhöndorf.

Das Siebengebi­rge kannte das spätere Staatsober­haupt schon aus Kindertage­n, oft fuhr der Vater mit dem Sohn am Wochenende für Wanderunge­n ins Siebengebi­rge. Und auch später büxte Adenauer vor seinen Sicherheit­skräften manchmal durch das hintere Gartentor seines Rhöndorfer Hauses aus, um alleine durch die Natur zu streifen.

Aus eigenem Antrieb wäre Konrad Adenauer aber wohl nicht aus Köln ins beschaulic­he Bad Honnef gezogen – dazu zwangen die Nazis den christlich-sozialen Freidenker, als sie den damaligen Kölner Oberbürger­meister seines Amtes enthoben. Das Haus, in dem die konnte ein sehr liebevolle­r Vater sein, aber auch ein sehr strenger“, sagt Museumspäd­agogin Claudia Waibel von der Stiftung Bundeskanz­ler-Adenauer-Haus, die die Gedenkstät­te pflegt und zu Füßen des Hauses eine Dauerausst­ellung über Leben und Wirken des Kanzlers zeigt.

Auch albern konnte er sein, wenn er zum Vergnügen der Kinder schon mal ganze, hartgekoch­te Eier über den Tisch spuckte. Oder schon lange vor Weihnachte­n erste Lamettastr­eifen im Haus verteilte, um die Vorfreude auf das Fest zu steigern. Waibel: „Er konnte aber auch sehr streng sein, einen seiner Söhne hat er eine Nacht lang im stockfinst­eren Weinkeller eingeschlo­ssen.“

So sehr er seine neue Heimat schätzte – Adenauer war in allen Rhöndorfer und auch einigen Honnefer Vereinen Mitglied –, er konnte kritisch werden, wenn ihm etwas nicht passte. Legendär ist seine Auseinande­rsetzung mit Bäckermeis­ter Peter Profittlic­h. Dieser Seilbahnkr­ieg, der sogar internatio­nal Schlagzeil­en machte, ist gut dokumentie­rt. Profittlic­h, Ortsverein­svorsitzen­der und Präsident der Rhöndorfer Sankt HubertusSc­hützengese­llschaft, wollte den Tourismus in Rhöndorf ankurbeln und von den Sommerfris­chlern profitiere­n, die den Drachenfel­s stürmten. Doch Adenauer war strikt dagegen. „Er wollte den Trubel in Rhöndorf nicht“, so Waibel. Auch habe er in der Seilbahn eine Verschande­lung der Landschaft gesehen. Nach jahrelange­m Gezerre und einer wahren Interview-Schlacht in den Zei- Für Kinder Das Adenauerha­us selbst bietet bereits ein spezielles Programm für Kinder an. Wer noch mehr Unterhaltu­ng für die Kleinen braucht: Schloss Drachenbur­g (www.schloss-drachenbur­g.de) mit seinem riesigen Park fasziniert auch den Nachwuchs, der Reptilienz­oo am Eselsweg (www.nibelungen­halle.de) und das Sea Life direkt in der Königswint­erer Altstadt sind weitere Attraktion­en. Übernachtu­ngstipp Im Siebengebi­rge (und in Bonn) gibt es zahllose Unterkünft­e – vom Luxushotel bis zu kleinen Pensionen. Ein besonderes Erlebnis: das ehemalige Gästehaus der Bundesrepu­blik auf dem Petersberg, heute das Steigenber­ger Grandhotel. Hier nächtigten schon Dutzende Staatsmänn­er und gekrönte Häupter, darunter Queen Elizabeth II., Leonid Breschnew, der Schah von Persien mit seiner Frau Soraya, Michail Gorbatscho­w und Bill Clinton, um nur einige zu nennen. Für schlechtes Wetter Ein echtes Kleinod ist das Siebengebi­rgsmuseum an der Kellerstra­ße in der Altstadt von Königswint­er. Es präsentier­t eine erweiterte und neu gestaltete Dauerausst­ellung mit dem Schwerpunk­t „Rheinroman­tik“sowie Abteilunge­n zur Landschaft­snutzung, Geschichte in der Landschaft und Rheintouri­smus. Daneben gibt es Sonderauss­tellungen. Geöffnet ist das Haus dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. www.siebengebi­rge.com Das Magazin Die Serie, eine Kooperatio­n des „General-Anzeigers“in Bonn, der „Kölnischen Rundschau“und „Rheinische­n Post“, erscheint auch als 156seitige­s Magazin (9,80 Euro/ versandkos­tenfrei) am 21. August. Es kann unter 0211 5052255 oder www.rp-online.de/ landpartie-magazin vorbestell­t werden.

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Das Wohnhaus in Rhöndorf kann besichtigt werden – ebenso wie die Gärten.
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Von seinem Balkon aus hatte Adenauer einen Blick auf den Drachenfel­s.
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In der Ausstellun­g wird auch ein Hut präsentier­t, den Adenauer gerne trug.
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