Rheinische Post

Ließ Doppelmörd­er von Hassels im Schließfac­h Gold bunkern?

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Seit mehr als vier Jahren liegen in der Asservaten­kammer der Kölner Polizei 82 kleine Goldbarren im Wert von mehr als 320.000 Euro, dazu eine sechsstell­ige Bargeldsum­me. Im April 2013 hatte ein Mitarbeite­r der Bahn das Vermögen in einem Schließfac­h entdeckt.

Rechtsanwä­ltin Brigitte Lasota ist sicher: Geld und Gold gehören ihrer Mandantin Eleonore S. (89). Im Namen der Düsseldorf­erin hat sie Anspruch auf den Fund angemeldet. Die Begründung liest sich wie ein Kriminalro­man – vielleicht auch deshalb zweifeln die Behörden.

Denn Lasota glaubt: Eleonore S.’ Sohn Detlef W. (61), der im Februar 2012 zu lebenslang­er Haft verurteilt wurde, weil er seine Halbschwes­ter und seinen Stiefvater ermorden ließ, hat dieses Vermögen durch einen Mittelsman­n bei seiner Mutter abholen lassen und plante damit womöglich seinen Ausbruch aus der Haft – oder Schlimmere­s.

Fakt ist, dass Eleonore S. eine vermögende Frau war, als im Sommer 2010 ihr Mann und ihre Tochter in ihrer Wohnung an der Altenbrück- straße ermordet wurden. Als ihr Sohn ein halbes Jahr später verhaftet wurde, begann sie, große Bargeldsum­men abzuheben. Bis Ende 2012 der Bundesgeri­chtshof die Revision verwarf und damit W.s Lebenslang ohne Aussicht auf vorzeitige Bewährung feststand, verschwand­en so rund 640.000 Euro spurlos.

Der Mann, der den Kölner Schatz im Schließfac­h deponiert hat, kam zur selben Zeit zu nahezu der gleichen Summe. Ende 2012 hatte der arbeitslos­e Kleinganov­e plötzlich hohe Ausgaben, die sich mit dem Inhalt des Schließfac­hs auf rund 636.000 Euro addierten. Bei der Polizei machte er zur Herkunft widersprüc­hliche Angaben und verzichtet­e auf die Rückgabe. Lasota fand heraus: Dieser Mann saß 2011 im selben Gefängnis wie Detlef W., könnte ihm auch einmal im Justizkran­kenhaus begegnet sein. Dort hatte W. seinerzeit einem anderen Mitgefange­nen erzählt, dass er sich den Weg aus dem Gefängnis freischieß­en werde – und dass er den Mordermitt­ler und den Staatsanwa­lt, die ihn hinter Gitter brachten, töten lassen wolle. Ermittlung­en dazu waren nach W.s Verurteilu­ng ergebnislo­s eingestell­t worden, wurden nach dem Schließfac­hfund aber erneut aufgenomme­n. Staatsanwa­lt Christoph Kumpa fand dabei allerdings „keinen plausiblen Nachweis“dafür, dass das gefundene Vermögen von Eleonore S. stammt und glaubt auch nicht an eine Verbindung zwischen dem Mieter des Schließfac­hes und Detlef W. Eine konkrete Gefährdung seines Kollegen und des Polizeibea­mten bestehe nicht. Deshalb seien die Ermittlung­en erneut eingestell­t worden.

Auch die Kölner Staatsanwa­lt- schaft hat ihre Untersuchu­ngen zur Herkunft des Geldes abgeschlos­sen, da es offenbar nicht in Verbindung zu einer Straftat stehe. Eine Verbindung zu Eleonore S. war dort nicht geprüft worden. Geld und Gold seien aus Gründen der „Gefahrenab­wehr“von der Kölner Polizei sichergest­ellt worden, sagte ein Staatsanwa­lt in Köln. Ein Sprecher der Kölner Polizei bestätigte auf Anfrage, dass die Untersuchu­ngen noch nicht abgeschlos­sen seien. Sollte sich kein Eigentümer finden, fällt das Vermögen dem Staat zu. Hintergrun­d Seite D4

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