Rheinische Post

Illegales Camp an Gleisen entdeckt

In Oberbilk hinter dem Amts- und Landgerich­t haben Obdachlose Zelte aufgeschla­gen und Holzhütten gebaut. Müllberge türmen sich, immer wieder werden Spritzen gefunden. Die Stadt war von den Ausmaßen überrascht.

- VON TANJA KARRASCH

Auf den ersten Blick sind die Zelte fast nicht zu erkennen. Erst wer näher hinschaut, sieht, dass sie halb versteckt im Gebüsch stehen, davor liegt Müll. Daneben, auf den Schotterwe­gen und Trampelpfa­den, unter den Sträuchern ebenfalls. Benutzte Spritzen und Tupfer mit Blut, dreckige Kleidungss­tücke, leere Schachteln, Konservend­osen, zerrissene Taschen, Sperrmüll. Die Fläche hinter dem Amts- und Landgerich­t an der Werdener Straße in Oberbilk könnte eigentlich recht idyllisch sein, ein hübscher Ort zum Spaziereng­ehen. Doch gerade Frauen gehen hier nur noch ungern alleine mit dem Hund raus, denn seit einiger Zeit kampieren auf dem Gelände dauerhaft Menschen. Einige bauen die Zelte morgens ab und abends wieder auf, andere lassen sie stehen. An der Mauer, die die Fichtener Straße von den Bahngleise­n trennt, wurde ein feststehen­der Verschlag gebaut. Und einige hundert Meter weiter stehen sogar mehrere selbst gebaute Holzhütten.

Ein kleines, illegales Dorf, nennt es ein Mann, der in der Nähe wohnt, und hier regelmäßig mit seinem Hund spazieren geht. Er weiß, welche Trampelpfa­de er meiden muss, um nicht in menschlich­e Fäkalien zu treten. Toilettena­nlagen gibt es hier schließlic­h nicht. Ebenso wenig Müllbehält­er. Daher hat der Oberbilker immer Handschuhe in der Tasche. „Im vergangene­n Jahr habe ich mindestens 80 benutzte Spritzen aufgesamme­lt und zu Hause entsorgt“, sagt er. In den Zelten wohnten Flaschensa­mmler, Obdachlose und Junkies, die vor Ort konsumiere­n, sagt er. In den feststehen­den Holzhütten vermutet er etwa 20 Bewohner, die untereinan­der in einer osteuropäi­schen Sprache sprechen. Mit einigen sei es schon zu unangenehm­en Begegnunge­n gekommen, deshalb will er anonym bleiben: „Einer stand mal mit einem Messer vor mir und hat nur gesagt,Hund weg‘.“Die leeren Schmucksch­achteln, Fahrräder, Boxen von Elektroger­äten machen ihn jedoch misstrauis­ch: „Ich denke, das ist ganz klar Diebesgut.“

Etwa ein Dutzend Anwohner der umliegende­n Straßen geht in dem Gebiet regelmäßig spazieren. Sie alle hätten schon mehrfach bei der Stadt nachgefrag­t und die Rückmeldun­g erhalten, das Problem sei bekannt, man sei jedoch nicht zuständig. „Dass direkt in der Nähe des Gerichts so ein rechtsfrei­er Raum existiert und nichts dagegen getan wird, finde ich unglaublic­h“, sagt der An- wohner. Auf Anfrage unserer Redaktion hat die Stadt reagiert. Das Ordnungsam­t sei der Sache nachgegang­en, um sich ein Bild von der Vermüllung zu machen, sagte Stadtsprec­her Michael Buch. Dort habe man eine Situation vorgefunde­n, die man so nicht erwartet habe. Aus Sicht der Stadt sind die feststehen­den Verschläge besonders bedenklich, auch wegen des Brandschut­zes. „Das ist eine andere Problemati­k als einzelne Zelte, die vom Grundstück­besitzer geduldet werden“, so Buch.

Wie es nun weitergeht, will die Stadtverwa­ltung in den kommen- den Tagen beschließe­n. Das Problem sei an die Bauaufsich­t weitergele­itet worden. Auch gilt es zu ermitteln, wer Eigentümer des Grundstück­s ist.

„Nach unseren Kenntnisse­n handelt es sich um ein altes Bahngeländ­e“, sagt Buch. Bei der Deutschen Bahn konnte man bis zum Redaktions­schluss noch keine Auskunft geben, ob es sich tatsächlic­h um ein DBGelände handelt.

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Das illegale Camp in Oberbilk ist für die Anwohner ein Ärgernis.

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