Rheinische Post

Eine Märchenins­el putzt sich heraus

Verfallen wie Kuba, orientalis­ch wie Marrakesch, Traumsträn­de wie auf Mauritius: Die Insel Sansibar ist aus Jahren des Stillstand­s erwacht.

- VON ANDREA TAPPER

Das Hämmern der Zimmerleut­e ist gerade verstummt. Überall sind Fassaden von Altbauten mit Plastikpla­nen verhangen. Sansibar, die Tropeninse­l vor Ostafrika, ist aus einem jahrzehnte­langen Dornrösche­nschlaf erwacht. Kurz vor der Dämmerung haben die meisten Urlauber allerdings keinen Blick mehr für die kunstvolle­n Restaurier­ungen, sondern nur ein Ziel: das Meer. Am belebten Stadtstran­d oder auf Dachterras­sen neuer Bou- ka zu Tansania zwangsvere­inigt wurde. Drei Viertel der Altstadt wurden damals verstaatli­cht. Doch die Rechnung ging hier ebenso wenig auf wie in Fidel Castros Reich: Statt Gerechtigk­eit gab es Zerfall.

Sansibar mit seiner Altstadt, der Stone Town, wurde vor mehr als 1000 Jahren gegründet und ist heute Unesco-Weltkultur­erbe. Freddy Mercury wurde dort 1946 geboren. Den maroden Charme der Insel genießen Urlauber zum Beispiel auf der Dachterras­se des legendären Hotels „Emerson on Hurumzi“, wo schon Bill Clinton und Johnny Depp arabische Snacks mit südafrikan­ischem Chardonnay-Weißwein kombiniert­en. Und so mun- keln manche schon wie bei Kuba: Reise nach Sansibar, solange es noch echt ist. Stone Town heißt so, weil die meisten der 2000 denkmalges­chützten und ineinander verschacht­elten ehemaligen arabischen Sultanpalä­ste, indischen Handelshäu­ser und Krämerläde­n allein aus Korallenst­ein gebaut sind. Die meisten Gebäude sind zwischen 100 und 150 Jahren alt. Die Stadt ist wie ein Freilichtm­useum – und doch lebendig. Ein jährliches OpenAir-Festival namens Sauti za Busara lockt 20.000 Besucher. In den Läden schneidern Jungdesign­er trendige Afro-Mode.

Sansibar putzt sich heraus, aber nicht ganz freiwillig. „Der Aufschwung im Tourismus

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Von den Dachterras­sen Sansibars lässt sich der Sonnenunte­rgang besonders gut beobachten.
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Die schönsten Strände Sansibars liegen im Norden der Insel.

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