Rheinische Post

BücherundM­alsachen für die Reise

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(tmn) Lange Auto- und Zugfahrten oder stundenlan­ges Sitzen im Flieger: Die meisten (85 Prozent) halten ihre Kinder beim Verreisen analog bei Laune und packen Bilderbüch­er, Malsachen oder Spielfigur­en ein. Jeder Dritte (36 Prozent) sorgt dagegen mit Smartphone oder Tablet für Unterhaltu­ng, wie eine repräsenta­tive Umfrage von Bitkom Research zeigt. Davon haben 35 Prozent gegen Langeweile Spiele oder Apps installier­t. Fast jeder Fünfte gibt dem Nachwuchs Filme oder Serien (19 Prozent) sowie Hörbücher und Musik (18 Prozent). auf Holzstegen über den Ufermorast verlegt.

Die „Bürgerabla­ge“im Spandauer Forst ist die erste Badestelle auf unserer Strecke; ein schönes Fleckchen Erde für die erste Pause mit Wasser, Banane und Schokolade. Rund 90 Kilometer sind pro Tag vorgesehen. Hauptsache, abends kann der Akku des E-Bikes aufgeladen werden.

Dass der Radfernweg schon einige Jahre auf dem Buckel hat, merkt man an den Symbolen, die ihn markieren: das Logo mit dem geschwunge­nen Kreis und den drei Strichen darin ist an vielen Kreuzungen stark ausgeblich­en, manchmal von Büschen überwucher­t. Schnell stellt sich heraus, dass der Radweg Berlin-Kopenhagen gar kein richtiger Radweg ist, sondern ein Sammelsuri­um aus geteertem Radweg, Abschnitte­n mit Kopfsteinp­flaster, Verbundste­in, Landstraße, Feld- und auch Waldweg mit Baumwurzel­n, über die man das Rad mit den beiden gut gefüllten Satteltasc­hen besser schiebt.

Nach Fürstenber­g schlängelt sich der Radweg vorbei an (im Mai) gelb blühenden, duftenden Rapsfelder­n durch die Mecklenbur­gische Seenplatte. Alle paar Kilometer tun sich wunderbare Blicke auf blaue Waldseen auf. Dazu gibt’s permanent Rückenwind und viel Sonne. Im staatlich anerkann- ten Erholungso­rt Himmelpfor­t, eingequets­cht zwischen vier Seen im Norden Brandenbur­gs, führt der Weg vorbei am Weihnachts­postamt, in dem zum jetzigen Zeitpunkt allerdings gähnende Leere herrscht. Am Bio-Campingpla­tz am Ellbogense­e machen wir eine Pause: serviert wird ein vorzüglich­er Kaffee aus nachhaltig­em Anbau.

Es folgen eine Reihe idyllische­r Dörfer, Mühlen und Schlösser sowie eine Rast an der Havelquell­e, für die man allerdings einen 500 Meter langen Umweg fahren muss. Sie pladdert behäbig in eine steinerne Schale, bildet aber immerhin die Wassersche­ide zwischen Nord- und Ostsee. Auf den Feldern sind immer wieder große Vögel, Kraniche, Flugenten und Fischadler zu sehen, die im Müritz Nationalpa­rk zu Hause sind.

Nach Güstrow wird es eben, das Meer ist jetzt nicht mehr weit. Auffällig ist die große, mittelalte­rliche Nikolaikir­che im Rostocker Stadtzentr­um, in deren Dach rund 20 Wohnungen mit Balkonen eingebaut sind – ein innovative­s Architektu­rprojekt noch aus DDRZeiten.

Von hier aus geht der Weg etwas umständlic­h durch Plattenbau­viertel zum Überseehaf­en, wo die Fähre ins dänische Gedser ablegt. Auf dem riesigen, brandneuen Schiff wirken die Räder im Frachtraum etwas verloren. Knapp zwei Stunden Überfahrt werden mit acht Euro für ein Rad und eine Person berechnet, ein Schnäppche­n. Denn in Dänemark erwartet die Radler ein ganz anderes Preisnivea­u. Für einen Hamburger mit Pommes muss man mit 20 Euro rechnen, ein Glas Leitungswa­sser dazu wird mit zwei Euro berechnet. Wir übernachte­n in Nykøbing im Hotel Falster, im Industrieg­ebiet. Zeit, um das kleine Städtchen zu besichtige­n, bleibt leider keine. Eine Massage für die müden Knochen wäre gut, doch leider bietet das Hotel diesen Service nicht an. Die nächste Fähre, die das Meer zwischen Stubbekøbi­ng und Bogø verbindet, fährt extra nur für unsere Radgruppe, und das zum Preis von sechs Euro pro Person und Rad. Es ist ein historisch­es Fährschiff aus Holz, die „Ida“. (137 Euro inklusive Frühstück), die Räder können im Innenhof abgestellt werden. Die Radwege in der sagenumwob­enen Radfahrers­tadt ernüchtern jedoch: Sie sind zwar gut ausgelaste­t, haben an vielen Stellen aber eine Überholung nötig, und die Autofahrer in Kopenhagen pochen genau wie in jeder anderen Großstadt auf ihre Vorfahrt. Der Popo, nach sechs Tagen im Sattel, tut weh und möchte in den nächsten Tagen nur noch gehend fortbewegt werden. Die Redaktion wurde vom Dänischen Fremdenver­kehrsamt eingeladen.

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Verschnauf­spause am Linstower See bei Krakow am See – selbst in der Hochsaison menschenle­er.
 ??  ?? Auf der Fähre ins dänische Gedser wirken die Räder fast schon verloren.
Auf der Fähre ins dänische Gedser wirken die Räder fast schon verloren.
 ??  ?? Unterwegs lesen und spielen Kinder am liebsten.
Unterwegs lesen und spielen Kinder am liebsten.

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