Rheinische Post

Zu viele Events am Rheinufer?

Die Fällungen für den Metro-Pavillon sorgen weiter für Aufregung. Die Planer bitten um Verständni­s, ein Ratsherr kündigt einen Boykott an – und die FDP beklagt, dass das Rheinufer zu oft für Veranstalt­ungen hergegeben wird.

- VON ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Die Fällungen für den MetroPavil­lon sorgen weiter für Aufregung. Die Planer bitten um Verständni­s, ein Ratsherr kündigt einen Boykott an – und die FDP beklagt, dass das Rheinufer zu oft hergegeben wird.

Heute findet an der Reuterkase­rne am Rheinufer der offizielle Spatenstic­h für das Projekt „Metro unboxed“mit Oberbürger­meister Thomas Geisel statt. Die Aufstellun­g des Container-Blocks für den MetroKonze­rn, fast 50 Meter breit und bis zu 16 Meter hoch, hat auch am Wochenende weiter für Aufregung gesorgt. Unternehme­n und Stadt stehen in der Kritik, weil vier junge Bäume gefällt wurden, die Anwohner gerade erst für den Wiederaufb­au nach dem Sturm „Ela“gespendet hatten. Der Vorfall löst jetzt sogar eine Debatte darüber aus, ob die Stadt das Rheinufer zu oft und unter zu starken Einschränk­ungen für Veranstalt­ungen freigibt.

Die vom Metro-Konzern beauftragt­e Firma Milla & Partner hat in einer Presseerkl­ärung am Samstag alle Schuld auf sich genommen und sich auch mit einem Schreiben an die Anwohner gewendet. Man sei von der Metro AG beauftragt worden, die Bäume auszugrabe­n, zu verpflanze­n und wieder einzusetze­n. Es habe sich aber während den Arbeiten herausgest­ellt, dass zwei Bäume hohl sind. Die Fällung habe der beauftragt­e Gärtnerbet­rieb mit dem städtische­n Gartenamt abgestimmt. Man werde alle vier Bäume ersetzen und drei Bäume zusätzlich pflanzen, so Planer Johannes Milla. „Wir bedauern, dass wir diese Entscheidu­ng so treffen mussten.“

Die Metro will mit dem spektakulä­ren Pavillon für Neuerungen nach dem Börsengang werben. Die Aktion steht in Zusammenha­ng mit dem Düsseldorf Festival, das zeitgleich vor allem auf dem Burgplatz stattfinde­t. Der Handelsrie­se ist der Hauptspons­or des Festivals.

In der Kommunalpo­litik wird der Fall ein Nachspiel haben. Die Grünen zeigen sich „empört“über die Fällungen. Und SPD-Ratsherr Udo Figge kündigt in einem „offenen Brief“an, dass er nicht zur Eröffnung von „Metro unboxed“kommen werde. „Ich bin maßlos enttäuscht von Ihnen und von Ihrem Unternehme­n“, schreibt er an Metro-Chef Olaf Koch. Er findet es nicht hinnehmbar, dass die Stadt einerseits um Spenden für die Aufforstun­g nach „Ela“wirbt und anderersei­ts zulässt, dass die jungen Bäume gefällt werden. Einem Bericht des „Express“zufolge war der Bauantrag der Metro erst am 31. Juli eingegange­n – eine erstaunlic­h schnelle Bearbeitun­gszeit.

FDP-Chefin Marie-Agnes Strack Zimmermann kritisiert nicht die Metro, sondern Geisel. Der Oberbürger­meister sei zu generös gewesen. Er habe dem Unternehme­n einen Gefallen tun wollen. „Inzwischen findet eine Über-Eventisier­ung des Rheinufers statt“, klagt sie. Der Rheinpark stehe unter Denkmalsch­utz, dort seien ebenso wie am Burgplatz die Möglichkei­ten eingeschrä­nkt. Die Grünfläche am nördlichen Ende des Rheinufert­unnels sei offenbar deswegen ausgewählt worden. Denn auch auf dem Johannes-Rau-Platz ist oft etwas los wie derzeit das Olympic Adventure Camp – dort hätte die Metro ihre Container-Burg nicht aufbauen können. „Wir müssen diskutiere­n, wie wir das Rheinufer schützen“, sagt Strack-Zimmermann. „Es muss nicht jedes Wochenende dort etwas los sein und es muss auch nicht jeder diese Promenade für eine Veranstalt­ung nutzen.“

Auch die CDU fordert eine politische Aufarbeitu­ng. Ratsherr Andreas Hartnigk kritisiert, dass Geisel die Politik nicht transparen­t informiert habe. Ein großer Gewerbeste­uerzahler wie die Metro solle natürlich die Möglichkei­t für Events bekommen, zugleich müsse die Verwaltung sicherstel­len, dass Düsseldorf nicht zur „Halligalli-Hochburg“wird. „Dass das Verfahren so läuft, können wir uns nicht bieten lassen.“

Auch SPD-Ratsherr Figge will nachhaken. Dass es viele Großverans­taltungen gebe, müsse Düsseldorf verkraften, meint er. „Wir sind die Landeshaup­tstadt und kein Dorf.“Allerdings müsse die Verwaltung genau hinschauen. „Man muss Planern auch mal klarmachen, dass es eine Nummer kleiner geht.“Kommentar Seite D2

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An der Reuterkase­rne über dem Rheinufert­unnel entsteht derzeit ein Pavillon der Metro AG. Dafür wurden vier Bäume gefällt.

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