Rheinische Post

EM mit drei deutschen Medaillen und totem Pferd

Vielseitig­keitsreite­rin Ingrid Klimke siegt vor Michael Jung, mit dem Team gibt es Silber. Stürze sorgen für Wirbel.

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STRZEGOM (dpa) Einen Tag nach dem Tod eines polnischen EM-Pferdes haben sich die deutschen Vielseitig­keitsreite­r wieder einmal als Medailleng­aranten gezeigt. Sie feierten bei der EM im polnischen Strzegom Silber mit der Mannschaft und Gold für Ingrid Klimke. Die Reiterin aus Münster gewann mit dem Wallach Hale Bob ihren ersten großen Einzel-Titel. „Mannschaft­s-Titel habe ich ja schon einige“, sagte die 49-Jährige, die im abschließe­nden Springen fehlerfrei blieb.

Auf Platz zwei kam auf Rocana Michael Jung aus Horb, der zuletzt drei Mal in Folge Doppel-Gold bei einer EM gewonnen hatte. Klimke und Jung sicherten sich zudem mit dem Team Silber. Mannschaft­s-Europameis­ter wurde nach zuletzt drei deutschen EM-Siegen das Quartett aus Großbritan­nien.

Die Grundlage für die Medaille legte Klimke am Vortag im Gelände mit einer fehlerlose­n Vorstellun­g im Sattel von Hale Bob. „Er flog gleich los, das war echt klasse.“Während des Rittes habe sie gedacht: „Ich darf mich nicht zu doll freuen.“Die 49-Jährige stand „unter Druck“nach dem Ausfall von Bettina Hoy, die mit Seigneur Medicott gestürzt war. „Die Stimmung war nicht so dolle. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben.“Wegen des Sturzes auf dem feuchten Rasen „haben wir unter die Eisen neue Stollen gemacht“.

Bisher ist Klimke vor allem als zuverlässi­ge Team-Reiterin bekannt. Gold-Medaillen mit der deutschen Mannschaft gewann sie je zweimal bei Olympische­n Spielen und Weltmeiste­rschaften sowie dreimal bei Europameis­terschafte­n. Die bisher beste Einzelplat­zierung war Silber bei der EM 2013 in Malmö mit Escada. „Ich habe extra Springen geübt“, berichtete die Tochter von DressurLeg­ende Reiner Klimke vergnügt. Noch am Sonntag vergangene­r Woche war sie beim Turnier in Münster bei den Spezialist­en mitgeritte­n.

Auch Jung war im Gelände „voll konzentrie­rt“, obwohl er zuvor den tödlich verlaufend­en Sturz eines polnischen Pferdes gesehen hatte. Er lenkte Rocana sicher über den Kurs. „Sie war sehr kraftvoll“, meinte der dreimalige Olympiasie­ger.

Zum deutschen Quartett gehörten zudem Julia Krajewski aus Warendorf mit Samourai und Bettina Hoy. „Ich habe noch Kopfschmer- zen“, berichtete Hoy am letzten EMTag von den Folgen ihres Sturzes. „Das Pferd hat keinen Kratzer, das ist das Wichtigste.“Hoy war mit dem Wallach am zehnten Hindernis gestürzt, nachdem das Paar zuvor bereits eine Verweigeru­ng hatte. Das Pferd habe zu Beginn des Rittes ein Hufeisen verloren. „Dadurch wurde er unsicher, weil er rutschte“, erklärte die 54-Jährige aus Rheine.

Überschatt­et wurde die EM vom Tod eines Pferdes. Der Sturz des später eingeschlä­ferten Bob The Builder soll durch eine Stressfrak­tur entstanden sein.

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