Rheinische Post

Lange Gesichter bei den Vikings

Der Handball-Zweitligis­t unterliegt in der ersten Pokalrunde dem Bundesligi­sten SC Magdeburg mit 20:33. Das ist weniger schmerzhaf­t als die schwache Resonanz. Finanzchef Koblenzer gibt dem Verband die Schuld.

- VON THOMAS SCHULZE

Welch ein Kontrastpr­ogramm! Vor zwei Wochen war der THW Kiel bei den Rhein Vikings zu Gast. Das Castello war bei diesem HandballFr­eundschaft­sspiel mit 3300 Zuschauern ausverkauf­t. Das erste Pflichtspi­el des Zweitliga-Neulings wurde hingegen vor nahezu leeren Rängen ausgetrage­n. 330 Zuschauer verloren sich in der Halle. Das war enttäusche­nd, aber nicht überrasche­nd.

„Natürlich hatten wir auf ein paar Besucher mehr gehofft. Aber die Zuschauerz­ahlen sind in der ersten Pokalrunde überall extrem niedrig“, sagte Thomas Koblenzer. Der Finanzchef der Vikings sieht den Grund in der Preisgesta­ltung. „Die Eintrittsp­reise sind vom Verband vorgeschri­eben, und der Zuschauer überlegt sich, ob er für so ein Spiel 35 Euro bezahlt.“Schließlic­h sind die sportliche­n Unterschie­de zwischen den Erst- und Zweitligis­ten im Handball so groß, dass Überraschu­ngen nahezu ausgeschlo­ssen sind. Wenn es „nur“um guten Sport gehe, überlege der Zuschauer zweimal. „Und wenn er vorher zur Fortuna geht, ein Würstchen isst und zwei Bier trinkt, kostet ihn der Samstag fast 100 Euro. Wer kann das schon? Und für die auswärtige­n Fans kommen noch Übernachtu­ngskosten hinzu.“

Trotz dieser bekannten Voraussetz­ungen hatten sich die Vikings entschloss­en, das Final Four auszuricht­en. Rund 1100 Euro fielen an Kosten für Schiedsric­hter, Zeitnehmer und anderes an, hinzu kamen Verbandsab­gaben – da machten Vereine ein Minus. „Wir hatten überlegt, den Zuschauern nach Kiel einen zweiten Kracher bieten zu wollen“, sagt Koblenzer. „Wir wollen Spitzenhan­dball in der Region etablieren, das geht nicht von heute auf morgen, aber wir sind auf einem guten Weg. Das zeigen die vielen Gespräche mit potenziell­en Partnern. Aber das muss wachsen.“

Die sportlich einseitige Begegnung war alles andere als wertlos. „Die Niederlage ist für uns kein Beinbruch“, sagte Vikings-Trainer Ceven Klatt. „In der ersten Halbzeit hat uns Magdeburg kaum zur Entfaltung kommen lassen, da sind wir ihnen ins Tempospiel reingelauf­en.“Nach der Pause machte es seine Mannschaft besser, vor allem aber hat sie sich trotz des hohen Rückstands (6:17) nicht hängenlass­en. Das erkannte auch Klatt an. „Aber 15 technische Fehler, das sind mir entschiede­n zu viele. Das hat mir missfallen. Mit den 17 Fehlwürfen gegen so einen Gegner kann ich leben.“

Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert war ebenfalls nur sportlich zufrieden: „Das Spiel hatte eine andere Kulisse verdient. Wir sind hier profession­ell und seriös aufgetrete­n. Wenn wir das nächste Mal nach Düsseldorf kommen, ist das Castello sicherlich besser besucht.“ Die Düsseldorf­er EG hat ihre erste Testspielr­eise in die Schweiz mit einem Sieg und einer Niederlage abgeschlos­sen. Während die Mannschaft von Trainer Mike Pellegrims am Freitag noch mit 3:1 gegen den favorisier­ten EHC Kloten gewann, verlor sie einen Tag später an gleicher Stelle mit 0:5 gegen den EV Zug. Dabei erwies sich der Schweizer Vizemeiste­r als deutlich stärkerer Gegner. Dennoch fiel das Ergebnis zu hoch aus. Die Rot-Gelben konnten erneut das Tempo mitgehen, ließen eigene Chancen jedoch liegen. Coach Pellegrims sah den Grund für das Resultat zudem in der Einstellun­g: „Der Unterschie­d zwischen den Spielen war, dass wir im zweiten nicht ganz so bereit waren wie im ersten. Am Freitag waren wir aktiver. Gegen eine läuferisch starke Mannschaft wie Zug gibt es Probleme, wenn man zu passiv spielt.“ Die DEG hat sich in den beiden Testspiele­n als kompakte Einheit präsentier­t. Auffällig war, dass sich kaum Spieler durch eigene Aktionen in den Vordergrun­d drängten. Dafür funktionie­rte das Kollektiv. Gefällige Spielfreud­e wurde über weite Strecken erfolgreic­h mit solider Defensivar­beit gepaart. Zu diesem frühen Zeitpunkt der Vorbereitu­ng ist das keine Selbstvers­tändlichke­it. Weniger erfreulich war dagegen die Strafzeite­nbilanz. Trotz der äußerst fair geführten Begegnunge­n saßen an beiden Tagen zu oft Düsseldorf­er auf der Strafbank. Das kostete am Ende viel Kraft, auch wenn die Unterzahlf­ormationen – ähnlich wie das Powerplay – meist gut funktionie­rt haben. Trainer Pellegrims kündigte an, dass seine Mannschaft daran arbeiten müsse, Vergehen wie Stockschlä­ge und Haken abzustelle­n.

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Magdeburg hat die Vikings im Griff: Teo Coric wird von Piotr Chrabowski und Christian O´Sullivan (rechts) gehalten.

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