Rheinische Post

Boll ist Borussias neuer Tiger

Zum Auftakt der Tischtenni­ssaison feiern die Düsseldorf­er einen 3:1-Sieg gegen Bergneusta­dt.

- VON TINO HERMANNS

Es gab nicht so viele Tischtenni­sFans im Arag Center Court, die die Niederlage von Kristian Karlsson (Borussia) gegen Peter Sereda bedauerten. So kamen die 1.100 meist jugendlich­en Zuschauer wenigstens in den Genuss, Timo Bolls gehobene Spielkunst zum zweiten Mal bewundern zu können. Und wie so oft war der Weltrangli­stensiebte im Borussia-Trikot der entscheide­nde Spieler. Zum Auftakt der Tischtenni­s Bundesliga gewann der 36-jährige Linkshände­r zwei Matches und war damit der entscheide­nde Akteur beim 3:1 Sieg der Düsseldorf­er über den TTC Schwalbe Bergneusta­dt. „Timo bewegt sich im Moment richtig gut und spielt wahnsinnig stark“, lobte Borussia-Cheftraine­r Danny Heister. „Und auch Anton Källberg hat eine tolle Vorstellun­g geliefert und mich richtig überzeugt.“

Källberg, 20 Jahre jung und die Nummer 96 der Weltrangli­ste, hatte dem deutschen Nationalsp­ieler Benedikt Duda (Weltrangli­ste 52) beinahe eine Lehrstunde erteilt. So machte der junge Schwede im ersten Satz nach 0:3-Rückstand elf Punkte in Folge und gewann souverän. Einzig eine kleine Konzentrat­ionsdelle im Källberg-Fokus erlaubten Duda den Gewinn des zweiten Satzes.

Zuvor hatte Boll (WR 7) für eine Überraschu­ng gesorgt. Nicht, dass er Alvaro Robles (WR 83) locker im Griff hatte, sorgte für erstaunte Blicke, vielmehr Bolls WettkampfO­utfit. Mit einem Stirnband (Bandana), also im Sharat Kamal Achanta-Gedächtnis­look, stand Deutschlan­ds Tischtenni­s-Ikone an der Platte. „Das hatte ich früher schon mal, schon vor Kamal. Er hat es höchstens von mir abgeguckt“, meint Boll breit grinsend. Achanta, der immer mit einer um den Kopf geschlunge­nen Bandana spielt, war bis zum Saisonende 2016/17 Borusse und hatte sich durch seine kämpferisc­he Spielweise die Spitznamen „Tiger“oder „Biest“verdient. „Gut, dann haben wir jetzt einen neuen Tiger“, so Heister lächelnd. Und die neue gestreifte Raubkatze überzeugte durch katzenhaft-elegante Schnelligk­eit und packte dann zu, wenn sich ihm eine Chance bot. Möglich, dass Boll auch einen neuen bundesweit­en Tischtenni­s-Jugend-Modetrend auslöst. Immerhin waren mehrere hundert Zuschauer jünger als 17 Jahre und alle spielen selber Tischtenni­s. Sie hatten den ermäßigten Preis für die Teilnehmer der Kids Open, das von Borussia organisier­te europaweit größte Tischtenni­s-Turnier, dankend angenommen.

Alle waren mit dem Borussia-Saisonauft­akt zufrieden. Einzig Kristian Karlsson (WR 25) gab mit nahezu versteiner­ter Miene nach Spielende die Autogramme. Die unnötige Niederlage gegen Peter Sereda (WR 169) nervte ihn. Besonders weil Sereda eigentlich in der zweiten Mannschaft von Bergneusta­dt spielt und nur wegen der Verletzung von Steffen Mengel (WR 65) ins Bundesliga­Team gerutscht war. „Klar ist die Niederlage ärgerlich. Aber so etwas kann passieren, gerade im ersten Spiel“, meinte Heister. „Kristian wollte ab dem zweiten Satz zu viel und hat zu hart attackiert. Die Bälle kamen aber nicht auf den Tisch. Es ist kein Beinbruch. Er ist gut drauf und hat gut trainiert.“Und Karlsson tat den Zuschauern ja auch noch einen Gefallen.

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Timo Boll

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