Rheinische Post

I-Dötzchen üben den Schulweg

Die Verkehrswa­cht rät Eltern, in den kommenden Tagen den Weg zur neuen Schule zu erkunden. Von Eltern-Taxis raten die Experten ab, zumindest einen Teil des Weges sollen Kinder zu Fuß gehen.

- VON PAUL NACHTWEY

Salih steht an der Kreuzung und schaut konzentrie­rt in alle Richtungen. In gut einer Woche wird er in die erste Klasse der Sternwarts­chule in Bilk kommen und jeden Morgen mit seinen Freunden dorthin gehen. Dafür hat der Junge schon viel vorbereite­t: Hefte und Stifte liegen bereit, die Schultüte ist fertig gebastelt – und an diesem Vormittag übt er mit seiner Mutter auch schon mal den Schulweg. „Wenn ich an der Straße stehe, schaue ich nach Autos und Fahrradfah­rern”, sagt der Sechsjähri­ge, während er die Merkurstra­ße und den Dahlacker entlangläu­ft. „Salih soll ein Gefühl für den Straßenver­kehr entwickeln”, sagt Mutter Lara. „Ich übe mit ihm, damit er sicher unterwegs ist, wenn er den Weg demnächst alleine läuft.”

Frühzeitig mit den Kindern den neuen Schulweg zu üben, sei sehr zu empfehlen, sagt Simon Höhner von der Verkehrswa­cht. Zuerst müsse dafür aber ein sicherer Schulweg gefunden werden: „Wenn der kürzeste Weg keine guten Überquerun­gsmöglichk­eiten bietet, ist es sinnvoll, einen sichereren Weg zu suchen, selbst wenn dieser etwas länger ist”, erklärt der Experte. Besonders wichtig sei es, den Kindern die Gefahren zu erklären. „Wie verhalte ich mich vor Ausfahrten, was geschieht bei Haltestell­en und was kann passieren, wenn Schienen meinen Weg kreuzen? Darüber sollte man mit den Kindern sprechen”, rät Höhner. Salih hat Glück; sein Schulweg dauert nur wenige Minuten. Er muss keine große Straße mit Ampeln überqueren, Gefahren gibt es aber dennoch: „Die Kinder vergessen immer wieder, sich umzuschaue­n”, erzählt Salihs Mutter. Gerade weil sein Schulweg keine Ampeln habe, werde der Junge nicht regelmäßig an die Autos erinnert.

Heute zeigt das angehende iDötzchen aber, wie man sicher zur Schule kommt: Salih bleibt auf dem Bürgerstei­g stehen, schaut nach Autos und überquert erst die Straße, wenn keine sich nähernden Fahrzeuge zu sehen sind. „Für Kinder, die richtig trainieren und sich korrekt verhalten, ist der Schulweg heute absolut sicher”, glaubt Höhner. Seit acht Jahren habe es in Düsseldorf auf einem Schulweg keinen tödlichen Unfall mehr gegeben”, berichtet er. Salih ist mittlerwei­le sicher an der Schule angekommen. Die letzten Meter haben noch seine volle Konzentrat­ion gefordert.

„Morgens gibt es hier ein riesiges Verkehrsch­aos”, sagt Mutter Lara. „Wenn die Eltern ihre Kinder voller Hektik mit dem Auto zur Schule bringen, ist es hier gefährlich!” Sogenannte Eltern-Taxen seien tatsächlic­h ein großes hausgemach­tes Problem, berichtet Simon Höhner. Die vielen Autos brächten die Gefahren direkt vor das Schultor. Der Experte empfiehlt, das Auto im Notfall einfach einige hundert Meter entfernt zu parken, damit das Kind den letzten Teil der Strecke gehen kann.

Salih soll sogar die gesamte Strecke mit seinen Freunden zu Fuß gehen. „Ich hole meine Freunde ab und dann gehen wir alle gemeinsam”, erzählt er stolz. Nur eine Sicherheit­slücke könne er morgens nicht ganz ausschließ­en, sagt er und lacht: „Ich muss gucken, dass ich nicht gegen die Bäume laufe, weil ich noch ganz müde bin.“

 ??  ?? Übung macht den Meister: Mutter Lara übt mit Sohn Salih (6) den Weg zur Bilker Sternwarts­chule.
Übung macht den Meister: Mutter Lara übt mit Sohn Salih (6) den Weg zur Bilker Sternwarts­chule.

Newspapers in German

Newspapers from Germany