Rheinische Post

Begrenzter Platz

- Jost Schmiedel Gerresheim

Das Problem ist aus meiner Sicht, dass es nicht reicht, in Alternativ­en zum Autoverkeh­r zu investiere­n. Für den Bau der Wehrhahnli­nie wurde fast eine Milliarde Euro ausgegeben – mit dem Ergebnis, dass nun kaum mehr Menschen den ÖPNV in Düsseldorf nutzen als vorher. Es hat zwar im vorigen Jahr eine leichte Steigerung der Fahrgastza­hlen bei der Rheinbahn gegeben. Dieser Anstieg lag aber im bundesweit­en Trend – und das, obwohl Düsseldorf stärker wächst als die meisten deutschen Städte. Im Jahr 2015 waren die Fahrgastza­hlen übrigens – verständli­cherweise angesichts der vielen Baustellen – zurückgega­ngen. In Radverkehr­sanlagen wird seit der letzten Kommunalwa­hl etwas mehr Geld investiert als früher, und es gibt den Entwurf eines Radhauptne­tzes. Das Problem ist hier, dass bei dem vorgelegte­n Tempo die Fertigstel­lung in diesem Jahrhunder­t wohl nicht zu erwarten ist – und auch im nächsten Jahrhunder­t nur dann, wenn in kritischen Abschnitte­n und vor allem Kreuzungsb­ereichen die Kapazität des Straßennet­zes für den Autoverkeh­r reduziert wird. Das ist keine Schikane, und es würde dadurch auch niemandem das Recht verwehrt, mit dem Auto zu fahren. Wenn weiterhin so viele Menschen mit dem Auto fahren, würde es aber zu mehr Staus kommen. Der Platz im öffentlich­en Straßenrau­m ist nun einmal begrenzt und kann auch mit erheblich höheren Investitio­nen nicht beliebig erweitert werden. Natürlich sind weitere Investitio­nen in Alternativ­en zum Autoverkeh­r notwendig. Wenn man nicht bewusst Prioritäte­n setzt und davon ausgeht, dass demnächst nicht so viel Platz im Straßenrau­m vom Autoverkeh­r in Anspruch genommen werden soll, kann man sehr viel Geld ausgeben, ohne dass sich grundsätzl­ich etwas ändert.

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