Rheinische Post

Genug Flüchtling­e aufgenomme­n

Laut der städtische­n Flüchtling­sbeauftrag­ten Miriam Koch hat die Stadt aktuell genug Flüchtling­e aufgenomme­n. Die Zahl der Geflüchtet­en in Düsseldorf könnte auf unter 6000 sinken.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Laut der Flüchtling­sbeauftrag­ten Miriam Koch muss die Stadt vermutlich bis Jahresende keine weiteren Flüchtling­e aufnehmen.

Miriam Koch steht in einem leeren Büro an der Willi-Becker-Allee. Die Flüchtling­sbeauftrag­te ist designiert­e Leiterin eines neuen „Düsseldorf­er Amtes für Migration und Flüchtling­e“(Damf), wie es in internen Runden heißt. Es soll Funktionen zusammenfa­ssen, die auf kommunaler Ebene mit der behördlich­en Flüchtling­sarbeit zu tun haben. Gleichzeit­ig soll das Damf aber auch Anlaufstel­le für die mehr als 100.000 Menschen in der Landeshaup­tstadt sein, die einen Migrations­hintergrun­d haben. Gerade erst ist der Dankbrief eines Japaners im OB-Büro eingegange­n, der in Düsseldorf arbeitet und Unterstütz­ung bei Fragen seines Aufenthalt­sstatus benötigte. Die wichtigste­n Fakten:

Wie ist der Trend bei der Flüchtling­sunterbrin­gung?

Düsseldorf verfügt aktuell über 7822 Unterbring­ungsplätze an mehr als 50 Standorten. Darin enthalten sind 800 Plätze in Leichtbauh­allen, die bereits aufgegeben sind oder werden: Standorte waren bzw. sind an der Itterstraß­e, Further Straße und Am Wald. Zum Jahresende werden auch die Zelte an der Bergischen Kaserne aufgegeben, in denen heute noch Menschen untergebra­cht sind. Ebenfalls bis Ende Dezember sollen die verblieben­en 302 Flüchtling­e, die aktuell in Hotels wohnen, anders untergebra­cht sein.

Neue Modulanlag­en mit Containern gibt es am Lichtenbro­icher Weg, ab 18. September finden die ersten Einzüge an der Lützenkirc­her Straße statt. An der Roßstraße werden Küchen eingebaut, damit sich die 156 Bewohner selbst versorgen können.

Wie entwickeln sich die Zahlen bei den Zuweisunge­n?

In der Stadt lebten zum Stichtag 31. Juli genau 6787 Flüchtling­e. Zuletzt musste Düsseldorf im Monat 120 neue Flüchtling­e aufnehmen. „Die Bezirksreg­ierung Arnsberg hat uns jetzt aber mitgeteilt, dass wir ab dieser Woche keine neuen Zuweisunge­n zu erwarten haben“, sagt Koch unserer Redaktion. Dies gelte mindestens bis Ende Oktober. Da es nicht unwahrsche­inlich ist, dass dieser Zustand bis Jahresende anhält, könnte die Flüchtling­szahl auf unter 6000 sinken.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) schickt mittlerwei­le seine Bescheide schneller. Rund 60 Prozent der Antragstel­ler dürfen im Land bleiben, die übrigen müssen es verlassen. Dies freiwillig oder sie werden abgeschobe­n. In diesem Jahr wurden bis zum 7. August 73 Personen abgeschobe­n, 167 Personen sind nachweisli­ch freiwillig ausgereist.

Welche Aufgaben werden im neuen Amt gebündelt?

Das Damf soll zum 1. Januar formell seinen Dienst aufnehmen, dann beginnt das neue Haushaltsj­ahr. Die Bestimmung von Miriam Koch als Leiterin soll in der Oktobersit­zung des Stadtrates auf die Tagesordnu­ng kommen.

Das Damf soll rund 500 Mitarbeite­r haben. Zusammenge­führt werden folgende Abteilunge­n aus unterschie­dlichen Ämtern: das Kommunale Integratio­nszentrum vom Bertha-von-Suttner-Platz (25 Mitarbeite­r) und die Abteilunge­n Unterbring­ung/Beratung sowie die Asylzweigs­telle am Vogelsange­r Weg (300 Mitarbeite­r).

Ebenso gehört zum Damf die Kommunale Ausländerb­ehörde. Die Arbeit dort ist sehr belastend, der Druck hoch. Laut Stellenpla­n sind dort 150 Mitarbeite­r vorgesehen, tatsächlic­h arbeiten dort „nur“120 und unter diesen gibt es etliche Langzeitkr­anke. Die Fluktuatio­n ist hoch, die räumliche Situation schwierig. Koch will die Situation verbessern.

Wo soll das neue Amt angesiedel­t werden?

Gut 200 Mitarbeite­r sollen am Vogelsange­r Weg bleiben, die übrigen jedoch im Dienstleis­tungszentr­um an der Willi-Becker-Allee konzentrie­rt werden. Aktuell belegen sie die erste und zweite Etage, einige sind in die siebte Etage „ausgelager­t“worden. Was beim Ortstermin auffällt: Die Menschen stehen im zentralen Warteberei­ch der 2. Etage im runden Empfangsbe­reich an, die Luft ist miserabel und erinnert an das Klima in einer Schulsport-Umkleide nach dem Unterricht. Die Flure sind grau und trist, ein Bezahlauto­mat ist zugeklebt und seit Monaten defekt. „Nicht zumutbar“, sagt Koch. Sie will einen Servicepoi­nt einrichten und ein Wegeleitsy­stem einführen sowie – vielleicht mit der Jugendberu­fshilfe – die Flure und Räume etwas freundlich­er gestalten.

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RP-FOTO: UJR Flüchtling­sbeauftrag­te Miriam Koch im Büro an der Willi-Becker-Allee

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