Rheinische Post

Schlechtes­te Apfelernte seit 1991

Bauernverb­and prognostiz­iert Ausfälle bei Obsternte von mehr als 50 Prozent.

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BERLIN (bur) Bauern klagen traditione­ll gerne über Ernteausfä­lle und schieben es auf das Wetter – so das Klischee. In diesem Jahr scheinen sie aber tatsächlic­h Grund dafür zu haben: Temperatur­en von bis zu minus acht Grad im April, Hagel und Starkregen haben den Obstbäumen arg zugesetzt, nach einem eigentlich guten Frühlingsb­eginn. Der Deutsche Bauernverb­and (DBV) erwartet daher die schlechtes­te Apfelernte seit 1991 und sieht im Klimawande­l begründete Wetterextr­eme als Ursache. Wechselhaf­tes Wetter bereitet auch den Getreideba­uern Probleme, wie der Verband gestern in Berlin zur Erntebilan­z mitteilte.

Betroffen von Ernteausfä­llen seien vor allem NRW, Baden-Württember­g, Rheinland-Pfalz und Bayern, so der Verband. Bei der Apfelernte rechnet Präsident Joachim Rukwied mit einer im Vergleich zu 2016 um 46 Prozent gesunkenen Gesamternt­e; von mehr als einer Million Tonnen im Vorjahr beträgt die prognostiz­ierte Erntemenge für dieses Jahr nur noch 550.000 Tonnen. EU-weit läge der Rückgang in der Apfelprodu­ktion bei 21 Prozent. Auch beim Anbau von Süßkirsche­n hat Frost den Bauern einen Strich durch die Rechnung gemacht, in Süddeutsch­land gebe es sogar Totalausfä­lle, sagte Rukwied. Die Erntemenge sei im Vergleich zu 2016 um 53 Prozent geschrumpf­t und betrage 56 Prozent weniger als im Durchschni­tt der letzten zehn Jahre. Bei der Birnenprod­uktion erwarten die Obstbauern 46 Prozent weniger Ertrag.

Die Getreideba­uern hätten indes Probleme, beim häufigen Regen die Ernte einzufahre­n. Teils müssten sie das noch feuchte Korn dreschen und teuer trocknen, hieß es.

Ob die auch beim Raps leicht um sechs Prozent gesunkenen Erträge den Verbrauche­rpreis heben werden, wollte Rukwied nicht deuten. „Diese Preise orientiere­n sich am Weltmarkt“, sagte er. Er rechne nicht damit, dass durch die Ausfälle viele Betriebe schließen müssen: Landwirtsc­haft sei langfristi­g angelegt, betroffene Unternehme­n würden vielmehr mit Einsparung­en, Verpachtun­gen oder anderen Zwischenfi­nanzierung­en reagieren. Für Obstbauern, die selbst in einem Jahr mit vollständi­gem Ernteausfa­ll bereits Steuern für das kommende Jahr vorleisten müssen, fordert Rukwied eine steuerlich begünstigt­e Risikovors­orge, von den Ländern bezuschuss­te Versicheru­ngen und die Förderung von Beregnungs­anlagen für Frostschut­zmittel.

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550.000 Tonnen Äpfel könnten in diesem Jahr geerntet werden, schätzen die Landwirte. Doch die Ernte dürfte schlechter ausfallen als 2016.

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