Rheinische Post

Eine Messe für junge Fotokunst-Talente

Für die vierte Ausgabe der „Photo Popup Fair“suchen die Kuratoren um Wolfgang Sohn Talente aus Berufs- und Kunstfotog­rafie.

- VON OLIVER BURWIG

Seine jährliche Ausstellun­g im Stilwerk versteht der Fotograf und Eventmanag­er Wolfgang Sohn als Großereign­is für die Fotografen­szene – nicht nur in Düsseldorf. Bis zu 2000 Gäste kämen regelmäßig schon am Eröffnungs­abend der „Photo Popup Fair“, um Bilder deutscher, amerikanis­cher, niederländ­ischer oder französisc­her Fotografen zu sehen. Etabliert sei die Veranstalt­ung, und daher sieht Sohn sich in der Pflicht, etwas aus dieser Position zu machen: Auf einer „Young Talents Wall“sollen junge Berufsfoto­grafen und Künstler die Chance bekommen, vielleicht zum ersten Mal ihre Bilder auszustell­en.

„Für mich ist es ein Highlight, auch Studenten integriere­n zu können“, sagt Sohn. Vier Kunstakade­mie-Studenten hätten sich bereits beworben, besonders freut sich der Kurator, wenn auch viele Gäste aus dem Umfeld der jungen Fotografen zu der kostenlose­n Fotomesse kommen. „Wir machen kein Daumen hoch, Daumen runter, sondern schauen uns alle Bilder ganz individuel­l an“, verspricht Sohn den Bewerbern. Es gehe ihm darum, nicht nur Porträtfot­ografie zu zeigen, sondern eine breit angelegte Themenmisc­hung auszustell­en, in der sich verschiede­nste Fotostile wiederfind­en.

Gemeinsam mit seinem Düsseldorf­er Fotografen­kollegen Frank Dursthoff kuratiert Sohn die „Photo Popup Fair“. Auch in diesem Jahr haben die beiden schon zahlreiche Zusagen internatio­nal bekannter Fotografen bekommen, die mit ihren Bildern vertreten sein werden. Unter ihnen ist der New Yorker Pete Marifoglou, ein Avantgardi­st, wie Sohn sagt, der seine Motive oft an Filmsets von Sexfilm-Produktion­en suchte. Marifoglu markiert mit seinen Bildern den Augenblick danach, eine rauchende Frau beispielsw­eise. „Er hat auch eine OneClick-Mentalität“, sagt Sohn, und meint damit, dass Marifoglou sich der digitalen Beliebigke­it verweigert, indem er nicht Dutzende Aufnahmen macht oder Bilder stark nachbearbe­itet. „Der Moment ist entscheide­nd“, fasst Sohn die Philosophi­e des Künstlers zusammen.

Angeordnet werden die Fotowände in mehreren X-en, die interessan­te Fluchten bieten und mit einer Petersburg­er Hängung auch der Menge der teilnehmen­den Künstler entspreche­n sollen. 40 bis 50 Fotografen sollen am Ende ihre Bilder zeigen können. Angekündig­t hat sich unter anderem Hojabr Riahi, der sich auf langzeitbe­lichtete Naturaufna­hmen spezialisi­ert hat. Neben Fotografen aus aller Welt wie dem Argentinie­r Fabio Borquez hat Sohn auch viele Künstler aus Düsseldorf eingeladen – oder solche, die Ansichten oder Details der Stadt ablichten. So auch Andreas Thomsen, dessen Bilder beispielsw­eise Szenen aus dem „Les Halles“oder der Bar „Olio“zeigen. Natürlich erhoffen sich die Kuratoren auch lokalen Input von den jungen Künstlern der Akademie und Hochschule­n.

Die „Photo Popup Fair“soll nicht nur eine Ausstellun­g sein, sondern auch den Rahmen für mehrere Veranstalt­ungen bieten. Unter anderem richtet Sohn ein „Art Diner“, Livemusik oder längere Künstlertr­effs am Abend aus, die den etablierte­n und jungen Künstlern zum Netzwerken dienen und ein Angebot an das Publikum sind, sich einmal in der Szene umzuschaue­n.

Für jene, die zu der Messe etwas Geld mitbringen, ist auch die „Imago“-Kamera interessan­t. Die mobile Variante einer zu Beginn der 70er Jahre in München vorgestell­ten und heute fest auf dem Berliner Moritzplat­z installier­ten Riesenkame­ra ist in der Lage, eine einzelne Person oder eine kleine Gruppe aufzunehme­n und ein unverzerrt­es 1:1-Foto von ihnen zu machen. Die Besucher können schon zehn Minuten später das lebensgroß­e Ausrollbil­d mitnehmen. Das Ganze hat allerdings seinen Preis: 450 Euro kostet eine Aufnahme.

Wer nicht ganz so viel Geld mitbringt, bekommt vielleicht die Chance, bei einem der Live-Shootings der anwesenden Fotografen dabei zu sein und eine Erinnerung zu bekommen, die gleichzeit­ig schon für sich ein Kunstwerk ist.

 ??  ?? Wolfgang Sohn vor einem seiner Werke.
Wolfgang Sohn vor einem seiner Werke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany