Rheinische Post

Aktivisten blockieren Braunkohle-Gleise

Demonstran­ten besetzten einen Bagger im Tagebau Inden. Ausschreit­ungen gab es aber keine.

- VON W. PIEL, M. PLÜM UND A. SPEEN

ERKELENZ/ESCHWEILER Am Mittwoch trainierte­n sie im KlimaCamp bei Erkelenz noch ihr Vorgehen, übten Sitzblocka­den ein und bereiteten ihre Utensilien vor. Gestern setzten die Anti-Braunkohle­Aktivisten ihre Ankündigun­gen dann in die Tat um. Mit verschiede­nen Aktionen haben die Klimaschüt­zer den Betrieb in den von RWE betriebene­n Braunkohle-Tagebauen Inden und Garzweiler II gestern teilweise zum Erliegen gebracht.

Am Nachmittag meldete die Polizei, dass rund 50 Protestler in den Tagebau Garzweiler eingedrung­en waren. Kurz darauf hatten die Beamten die Gruppe aber wieder einkassier­t. Nahezu zeitgleich sollen sich bei Elsdorf mehrere Aktivisten von einer Brücke aus auf die Bahngleise der Hambachbah­n abgeseilt haben. Das meldete das Aktionsbün­dnis „Zucker im Tank“.

Bereits am frühen Morgen drangen Aktivisten in den Tagebau Inden bei Eschweiler ein und besetzten einen Bagger. Sieben Männer und sechs Frauen schafften es, das Großgerät zu entern, RWE stellte daraufhin den Betrieb ein. Erst nach einiger Zeit gelang es der Polizei, die Besetzer vom Bagger zu entfernen. Alle hätten nach Angaben der Polizei passiven Widerstand geleistet und wurden daraufhin so lange in Gewahrsam genommen, bis ihre Personalie­n im Laufe des Tages festgestel­lt worden waren.

Am Mittag blockierte­n dann rund 200 Protestler der Initiative „Ende Gelände“die Gleise der Nord-SüdKohlenb­ahn in Grevenbroi­ch. Die Polizei wertete die Aktion als Versammlun­g an einem gefährlich­en und ungeeignet­en Ort und löste sie auf. „Die meisten der etwa 40 bis 50 verblieben­en Personen ließen sich friedlich aus dem Gleisbett transporti­eren“, teilte die Polizei mit. Auch in Rommerskir­chen-Vanikum und hinter dem Kraftwerk Neurath besetzten die Aktivisten Gleise. Zwei RWE-Züge mussten vorsorglic­h gestoppt werden.

Derweil hatten sich gegen 10 Uhr einige Busse mit Aktivisten vom Erkelenzer „Ende Gelände“-Camp in Richtung Bedburg auf den Weg gemacht. Sie wurden unterwegs von der Polizei kontrollie­rt. Am Mittag erreichten weitere sechs Linienbuss­e Rommerskir­chen-Sinsteden. Die Demonstran­ten formierten sich dort in Sichtweite des Kraftwerks Neurath. Begleitet wurden sie von etlichen Polizeibea­mten, auch ein Hubschraub­er war im Einsatz. Außerdem brachen mehrere Hundert Personen nach Garzweiler auf. Diese blockierte­n die L19 zwischen Kückhoven und Garzweiler. „Die Demonstran­ten versuchen, verschiede­ne Brennpunkt­e zu schaffen. Sie wollen uns an vielen Orten binden“, sagte Polizeispr­echer Paul Kemen. „Wir haben damit gerechnet und sind mit massiven Kräften darauf eingestell­t.“Eine Sprecherin der Initiative „Ende Gelände“sprach am Vormittag dennoch von einem „starken Auftakt“der Proteste. Gewaltsame Auseinande­rsetzungen meldete die Polizei bis zum Abend aber nicht.

Bis Dienstag sind in den rheinische­n Tagebaugeb­ieten zahlreiche Aktionen mit insgesamt mehreren tausend Teilnehmer­n geplant. Dafür bezogen die Aktivisten zwei Camps bei Erkelenz nahe dem Tagebau Garzweiler und in KerpenManh­eim am Tagebau Hambach. Sie kündigten an, durch zivilen Ungehorsam ein Ende des Braunkohle­Abbaus erzwingen zu wollen. Delikte wie Hausfriede­nsbruch werde man in Kauf nehmen. Die Polizei teilte daraufhin mit, bei möglichen Straftaten konsequent einzugreif­en.

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Personenko­ntrolle der Polizei vor dem Klimacamp der Braunkohle­gegner bei Erkelenz.
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Polizisten tragen in Neurath bei Grevenbroi­ch Aktivisten von den Gleisen.

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