Rheinische Post

Gabriel: Stahl ist „nationale Frage“

In Duisburg macht sich der Außenminis­ter für den Stahlstand­ort Deutschlan­d stark.

- VON JESSICA BALLEER

DUISBURG Mehr als eine Stunde lang sitzt Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) mit Gewerkscha­ftsvertret­ern der IG Metall DuisburgDi­nslaken zusammen. Die Stimmung ist ernst, aber herzlich. Er sei froh, hier zu sein, sagt Gabriel. Kritische Töne aber gibt es auch. Zu lange hätten sie auf öffentlich­e Statements gewartet, klagen die Gewerkscha­fter, hätten sich früher Bekenntnis­se von Sigmar gewünscht, zum Stahl und zu Duisburg. Dass das hier nicht nur der Besuch eines Genossen ist, sondern auch die Wahlkampft­our eines SPD-Politikers, bleibt für die Gewerkscha­fter zweitrangi­g.

„Stahl ist Teil einer wichtigen Wertschöpf­ungskette und damit eine nationale Frage“, sagt Gabriel. Rund vier Wochen vor der Bundestags­wahl war er gestern zu Gast in einer Region, die um 22.000 Stahlarbei­tsplätze bangt: Der Stahlkonze­rn Thyssenkru­pp verhandelt seit rund eineinhalb Jahren mit dem indischen Stahlriese­n Tata Steel über eine mögliche Fusion. Es wird damit gerechnet, dass Vorstandsc­hef Heinrich Hiesinger die Trennung vom Stahlgesch­äft noch bis zum Jahresende beschließt. Die vage Idee, dass die wirtschaft­lich angeschlag­ene Stahlindus­trie durch eine nationale „Deutsche Stahl AG“ge- stärkt werden soll, der die Konzerne Georgsmari­enhütte, Salzgitter und eben Thyssenkru­pp Steel angehören sollen, ist laut Branchenin­sidern derzeit ohne Chance.

Lösungsvor­schläge machte auch Gabriel gestern nicht. Er forderte das Thyssenkru­pp-Management aber dazu auf, „nationale und internatio­nale Alternativ­en zur Tata-Lösung zu bedenken“. In der SPDHochbur­g Duisburg ist Gabriel gerne gesehen. Seinen Einsatz für die Stahlindus­trie, damals als Bundeswirt­schaftsmin­ister, rechnet man ihm hier hoch an. Auch als niedersäch­sischer Ministerpr­äsident hatte er durchgeset­zt, dass das Land Anteile an Salzgitter hält – und damit nach eigener Auffassung den Standort gestärkt. Auf Unterstütz­ung hoffen auch der Duisburger IG-MetallChef Dieter Lieske und Thyssenkru­pp-Konzernbet­riebsratsc­hef Wilhelm Segerath. Sie forderten Thyssenkru­pp erneut zum gemeinsame­n Gespräch auf.

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Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD)

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