Rheinische Post

Städte lassen Geld für Investitio­nen ungenutzt

Weniger als ein Zehntel des 3,5-Milliarden-Kommunalfo­nds des Bundes wurde abgerufen. Auch beim Kita-Ausbau gibt es wenig Fortschrit­t.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die Kommunen rufen die ihnen zusätzlich zur Verfügung stehenden Investitio­nsmittel des Bundes für Straßen, Schulen und Kitas weiterhin nur in geringem Umfang ab. Von den insgesamt 3,5 Milliarden Euro, die der Bund den Kommunen im Rahmen des Kommunalin­vestitions­förderungs­fonds in dieser Wahlperiod­e zusätzlich bereit gestellt hat, sind bis Ende Juni 2017 erst 288 Millionen Euro abgerufen worden. Das geht aus einem Länderberi­cht für das Bundesfina­nzminister­ium hervor. Demnach sind immerhin rund drei Milliarden Euro oder 87 Prozent des 3,5-Milliarden­Fonds durch geplante Investitio­nsvorhaben gebunden. Der mit Abstand größte Teil davon entfällt auf Nordrhein-Westfalen, das auf gut 1,1 Milliarden Euro Anspruch hat.

Mit dem 2015 aufgelegte­n Fonds will der Bund Investitio­nen in finanzschw­achen Kommunen fördern. Obwohl er bereits seit zwei Jahren existiert, verzeichne­t der Bund weiterhin nur einen geringen Mittelabfl­uss. Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte Forderunge­n nach mehr Investiti- onsmitteln wiederholt mit dem Hinweis zurückgewi­esen, dass nicht einmal die vorhandene­n Mittel abgerufen würden. In vielen Kommunen fehlten planungsre­ife Projekte oder das für die Planung zuständige Personal, lauteten die Gründe dafür.

Bis Ende Juni 2017 haben Länder und Kommunen dem Papier zufolge aber insgesamt über 10.500 Investitio­nsvorhaben angemeldet, die aus dem 3,5-Milliarden-Euro-Fonds finanziert werden sollen. Davon entfallen gut 6000 auf die Infrastruk­tur (Krankenhäu­ser, Städtebau, Lärmbekämp­fung, energetisc­he Gebäudesan­ierung, Luftreinha­ltung) sowie gut 4000 auf Kitas, Schulen und Weiterbild­ungseinric­htungen.

Trotz der schleppend­en Mittelverw­endung hatte der Bund die Finanzspri­tze für finanzschw­ache Kommunen im vergangene­n Jahr nochmals um weitere 3,5 Milliarden Euro aufgestock­t. Diese zweite Hälfte des Fonds soll in den Jahren 2017 bis 2020 gezielt in Schulen und Bildungsin­frastruktu­r fließen. Hinzu kommen zahlreiche weitere Förderprog­ramme des Bundes für Städte und Gemeinden. Vor allem für den Ausbau der Kinderbetr­euungseinr­ichtungen hat der Bund seit 2007 mehrere Programme aufgelegt. Auch aus dem laufenden Investitio­nsprogramm III im Gesamtumfa­ng von 550 Millionen Euro für die Jahre 2015 bis 2018 fließen die Mittel jedoch nur schleppend ab. So stehen 2017 insgesamt 220 Millionen Euro für den Kita-Ausbau zur Verfügung. Bis Ende Juni wurden davon aber bisher erst 52 Millionen Euro abgerufen. Da schon im Vorjahr 73 Millionen Euro nicht verwendet werden konnten, stehen diese nun zusätzlich im laufenden Jahr bereit. Insgesamt könnten die Kommunen damit 293 Millionen Euro in den Kita-Ausbau stecken, wenn sie genügend planungsre­ife Projekte anmelden würden.

Ende 2014 hatte die Bundesregi­erung zudem ein weiteres Zukunftsin­vestitions­programm für Kommunen von insgesamt zehn Milliarden Euro für 2016 bis 2018 aufgelegt. Auch hier verzeichne­te das Bundesfina­nzminister­ium im ersten Jahr einen enttäusche­nden Mittelabru­f. Von insgesamt rund 1,8 Milliarden Euro, die 2016 bereit standen, wurden von Ländern und Kommunen tatsächlic­h nur 830 Millionen Euro in Anspruch genommen, wie eine Übersicht des Ministeriu­ms zeigte.

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