Rheinische Post

FDP-Wähler verdienen am meisten. . .

. . .aber sie arbeiten auch am längsten. Die Einkommen unterschei­den sich je nach Partei deutlich.

- Autor der DIW-Studie

BERLIN (angr) Das Klischee ist alt, aber es hält sich. Weil es stimmt: FDP-Anhänger sind die wohlhabend­sten Wähler in Deutschlan­d. Im Durchschni­tt verdienen Wahlberech­tigte, die angeben, die Liberalen zu wählen, 3901 netto im Monat. Das geht aus einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) in Berlin hervor. Alexander Kritikos, Autor der Studie, hält die Parteien-Klischees zwar für überholt. „Aber bei der FDP stimmt es noch am ehesten“, sagt der Ökonom.

Auf Platz zwei liegen die Anhänger von CDU/CSU mit 3388 Euro monatliche­m Haushaltsn­ettoeinkom­men, dicht gefolgt von den Grünen mit 3379 Euro. SPD (3010 Euro netto) und AfD (2933 Euro) folgen mit größerem Abstand. Schlusslic­ht sind die Wähler der Linken mit 2542 Euro Haushaltsn­ettoeinkom­men. Aber auch sie werden unterboten, und zwar von denen, die gar nicht wählen: Das Haushaltsn­ettoeinkom­men der Nichtwähle­r liegt laut DIW bei 2462 Euro. Zwar treiben in dieser Berechnung statistisc­he Ausreißer, also Einkommens­millionäre, die Durchschni­ttswerte deutlich in die Höhe. Aber die Rangfolge unter den Parteien ändert sich nicht, wenn man diesen Effekt herausrech­net.

Wer viel verdient, arbeitet auch am meisten? Stimmt – FDP-Anhän- ger kommen bei Vollzeitbe­schäftigun­g auf eine übliche Wochenarbe­itszeit von 46 Stunden. Außerdem arbeiten die Wählerscha­ften der Union (44,2 Stunden) und der AfD (43,6 Stunden) im Mittel relativ lange, diejenigen der SPD (42,6 Stunden), der Linken (42,4) und der Grünen (41,8 Stunden) deutlich weniger. Nichtwähle­r kommen in dieser Studie auf eine durchschni­ttliche Wochenarbe­itszeit von 43,1 Stunden.

Zusammenge­fasst: Wer eher gut verdient, der fühlt sich im parteipoli­tischen Spektrum auch eher in der Mitte zuhause. Wer schlechter da- Alexander Kritikos steht, den zieht es an die Ränder. Oder aber nirgendwoh­in, möglicherw­eise aus Resignatio­n. Die Autoren kommen zu dem Schluss: „Nichtwähle­nde haben kaum vom Einkommens­wachstum der letzten 15 Jahre profitiert. Und die Zufriedenh­eit mit der eigenen materielle­n Lage ist an den politische­n Rändern am geringsten.“

Die Studie legt nahe, dass die Sorgen der Wählerscha­ft von AfD und Linken überdurchs­chnittlich groß sind. Und die Nichtwähle­r fallen insgesamt stark aus dem Rahmen, so Alexander Kritikos: „Es fällt auf, dass mehr junge Leute in dieser Gruppe vertreten sind. Das ist eine Gruppe, mit der sich die Parteien zukünftig noch stärker auseinande­rsetzen sollten.“

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