Rheinische Post

Zwei Knöllchen für Radlerin

Lisa Morauke bestreitet nicht, falsch gefahren zu sein. Aber an vielen Stellen in der Stadt sind die Wege nicht fahrradfre­undlich, findet sie. Unterstütz­ung bekommt sie vom ADFC.

- VON NICOLE KAMPE

Seit acht Jahren lebt Lisa Morauke in Unterbilk. Sie fährt regelmäßig die gleiche Strecke morgens nach Derendorf bis zur Arbeit und abends wieder zurück nach Unterbilk. Kalte und heiße Temperatur­en machen ihr nichts aus – nur trocken muss es sein, damit die 32-Jährige aufs Rad steigt. Vor einigen Tagen wurde Morauke morgens von der Polizei gestoppt, als sie gerade an der Haltestell­e „Stadttor“vorbei wollte. „Das ist eine sehr unübersich­tliche Stelle “, sagt die Unterbilke­rin, weil Fußgänger, Bahnwarten­de und Radfahrer aufeinande­rtreffen. Zehn Euro Verwarngel­d forderte die Polizei, weil die Radfahreri­n die Gefahrenst­elle links hätte umfahren müssen.

Ein paar Tage später wurde die 32Jährige wieder angehalten, diesmal an der Bilker Kirche/Ecke Neusser Straße. „Ein Polizist stand mit seinem Motorrad quer auf dem Bürgerstei­g und hielt sämtliche Radfahrer an und kassierte diese ab“, sagt Morauke, die auf dem Bürgerstei­g fuhr, so wie die anderen Radler auch. Einen Radweg gibt es an dieser Stelle nämlich nicht, dafür einen Bahnüberga­ng, eine Einfahrt, ein Café-Vorplatz und einen Schilder- wald. „Der Gehweg ist aber sicher vier Meter breit,“, sagt Morauke, die wieder die zehn Euro zahlte, diesmal zähneknirs­chender, weil sie als Radfahreri­n zwar falsch gefahren ist, „ich aber manchmal gar nicht weiß, wo ich nun fahren darf und wo nicht“, sagt Morauke. Einen klar ausgewiese­nen Radweg wünscht sich die 32-Jährige, ohne von Straßenbah­nen, Bussen oder Autos gefährdet zu werden. Am meisten ärgert sie, dass sich die Stadt, die die Tour de France feiert und damit nicht zuletzt mehr Bürger zum Radfahren motivieren will, „an diesen Radfahrern bereichert, anstatt Geld für eine strukturie­rte und sichere Lösung für Radwege zu investiere­n“.

Weil es mehrere Beschwerde­n gegeben hat, dass Radfahrer zu dicht an der Haltestell­e „Stadttor“vorbeifahr­en und Wartende gefährden würden, „haben die Kollegen kontrollie­rt“, sagt Polizeispr­echerin Anja Kynast. Dabei müsse man schlicht einen kleinen Umweg machen, um an der Stelle durchzukom­men. „Das kann man durch die Beschilder­ung schon verstehen“, sagt Kynast. Ein Unfallschw­erpunkt gebe es nicht rund um die Bilker Kirche, „wir wollen aber, dass das auch so bleibt“, sagt die Sprecherin. Um die Verkehrsfü­hrung allerdings müsse sich die Stadt kümmern, fügt sie noch hinzu.

Lerke Tyra, stellvertr­etende Vorsitzend­e des ADFC in Düsseldorf, kennt die Stellen rund um die Bilker Kirche. „Man kann dort eigentlich nicht mit dem Rad fahren“, sagt sie. Wer aber in die Innenstadt will, dem bleibe gar nichts anderes übrig, als diese Verbindung zu wählen. Tyra kritisiert, dass die Radfahrer vor allem vom Süden kommend nicht geführt werden, „Radfahrer schummeln sich irgendwie durch“, sagt Tyra, die sich für einladende Markierung­en auf der Straße einsetzt – weg von Schildern, die nur verwirrten.

Dass Düsseldorf noch lange nicht so fahrradfre­undlich ist, wie es die Stadt gerne hätte, das weiß Tyra. Sie selbst ist in der Fachgruppe Radverkehr (FGRV) für das Radhauptne­tz. „Planungen gibt es viele“, sagt Tyra, an der Umsetzung würde es derzeit noch hapern. Vor allem solche Verbindung­en wie die rund um die Bilker Kirche müssten in ihren Augen schnell in Angriff genommen werden. Zumal die Zahl der Radfahrer kontinuier­lich steigt. „Wir hoffen, dass die Tour die Akzeptanz gegenüber Radfahrern erhöht hat“, sagt Tyra – zu häufig würden Radler geschnitte­n, zu oft eng überholt. Ein gutes Beispiel ist für sie die Friedrichs­traße. „Eine tolle Verbindung vom Bilker Bahnhof bis zum Ratinger Tor“, sagt die Rad-Expertin. Dort hat es viele Kritiker gegeben, als die Idee eines Radweges vorgestell­t wurde. Inzwischen aber würden viele akzeptiere­n, dass eine Autospur weggefalle­n ist.

„Seit die Gladbacher Straße gesperrt ist, ist es noch unübersich­tlicher geworden“, sagt Lisa Morauke. Wieder soll der gleiche Motorradpo­lizist Radler zur Kasse gebeten haben, „es ist richtig, dass die Poli- zei auf die Gefahrensi­tuation hinweist, aber Leute abzukassie­ren ist dreist“, findet die 32-Jährige. Inzwischen hat sie auch eine Antwort bekommen von der Stadt, die Förderung des Radverkehr­s in Düsseldorf habe im Amt für Verkehrsma­nagement einen sehr hohen Stellenwer­t, heißt es in dem Schreiben. Ein stadtteilü­bergreifen­des Radhauptne­tz werde derzeit entwickelt. Bis dahin müssten Radfahrer auf die Beschilder­ung achten und Rücksicht auf den bevorrecht­igten Fußgänger nehmen.

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