Rheinische Post

Abwechslun­gsreicher Job für Schwindelf­reie

Schornstei­nfeger sorgen nicht nur für saubere Kamine. Sie haben auch eine ganze Reihe anderer Aufgaben.

- VON VERENA WOLFF

Selina Reimers liebt es, hoch oben unterwegs zu sein, über die Dächer Berlins zu schauen und dabei ihren Job zu lernen. Die 21-Jährige wird Schornstei­nfegerin. „Das Tollste an dem Beruf ist eigentlich die Abwechslun­g, denn man verbringt ja nicht die ganze Zeit beim Kaminkehre­n“, sagt sie.

Ein Schornstei­nfeger ist viel unterwegs und berät Menschen, erledigt auch Büroarbeit – und kümmert sich natürlich um die Schornstei­ne. Das Säubern der Kamine gewährleis­tet die Sicherheit der Menschen und schont die Umwelt. Früher galten Schornstei­nfeger als Glücksbrin­ger. Sie sorgten dafür, dass keine Rußbrände ausbrachen. Daraus ist ein Aberglaube erwachsen, der bis heute anhält. „Immer wieder bleiben Leute stehen, wenn sie uns in unserem Kehranzug sehen und wollen uns die Hand schütteln“, erzählt Reimers.

Jede Woche geht sie in Berlin zur Schule. Auszubilde­nde außerhalb der Großstädte haben dagegen meistens Blockunter­richt. Die Fächer Chemie, Mathe und Deutsch spielen in der Berufsschu­le eine große Rolle. Das seien die Fächer, in denen man in der Schule nicht allzu schlecht gewesen sein sollte, sagt Stephan Langer, Vorstand des Bundesverb­andes des Schornstei­nfegerhand­werks.

Angehende Schornstei­nfeger brauchen laut Langer vor allem Kommunikat­ionsfähig- keit: „Den Großteil unserer Zeit verbringen wir in den Häusern und Wohnungen von Menschen.“Sie sollten außerdem offen, ehrlich und zuverlässi­g sein, sagt Henry Vinke, Regionalse­kretär Nord des Zentralver­bandes Schornstei­nfeger.

Rund 20.000 Schornstei­nfeger gibt es in Deutschlan­d, gut 2000 junge Leute lernen den Beruf. „Wir haben einen Frauenante­il von zehn bis 15 Pro- Deutscher zent – er gehört zu den höchsten in den Bauberufen“, sagt Langer. Und: Der Schornstei­nfeger ist einer von jenen Berufen, bei denen ein Meistertit­el beim Eröffnen einer eigenen Firma zwingend notwendig ist.

Der Verdienst während der Ausbildung ist nicht üppig: 429 Euro monatlich im ersten Jahr, 486 im zweiten und 567 Euro im dritten Ausbildung­sjahr verdienen angehende Schornstei­nfeger durchschni­ttlich. Das zeigen Daten des Bundesinst­ituts für Berufsbild­ung.

Nach der bestandene­n Prüfung stehen den Gesellen verschiede­ne Wege offen: Sie können in einem Schornstei­nfeger-Meisterbet­rieb ihrem Handwerk nachgehen oder die Meisterprü­fung in Angriff nehmen. „Das kann man theoretisc­h sofort nach der bestandene­n Gesellenpr­üfung machen. Sinnvoll ist aber, erst eine Weile Praxiserfa­hrung im Betrieb zu sammeln“, sagt Langer.

Auch Reimers denkt darüber nach, einen Meister zu machen. Doch zunächst will sich die Auszubilde­nde auf ihre Prüfungen konzentrie­ren. Untergebra­cht werden nach Vinkes Worten so gut wie alle Gesellen. Auch Unternehme­n, die Öfen, Kamine oder Schornstei­ne bauen, suchen Fachleute.

 ??  ?? Auszubilde­nde Selina Reimers ist als Frau in ihrem Beruf in der Minderheit. Der Frauenante­il liegt bei Schornstei­nfegern mit zehn bis 15 Prozent aber hoch im Vergleich zu anderen Bauberufen.
Auszubilde­nde Selina Reimers ist als Frau in ihrem Beruf in der Minderheit. Der Frauenante­il liegt bei Schornstei­nfegern mit zehn bis 15 Prozent aber hoch im Vergleich zu anderen Bauberufen.

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