Rheinische Post

„Arme Brüder“verlassen die Stadt

Die 250 Mitarbeite­r des Ordens-Sozialwerk­s werden von einer neuen Stiftung übernommen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die 250 Mitarbeite­r des Ordens-Sozialwerk­s werden von einer neuen Stiftung übernommen.

Die Zeit der Ordensgeme­inschaft der „armen Brüder des Heiligen Franziskus in Düsseldorf ist abgelaufen“, sagt Bruder Lukas Jünemann, Mitglied im Vorstand der Brudergeme­inschaft. Vor allem Altersgrün­de spielten eine Rolle: die beiden letzten verblieben­en Mönche seien deutlich über 70 Jahre alt. Sie werden ab Februar im Aachener Mutterhaus des Ordens ihren Ruhestand verbringen. Gestern informiert­en Jünemann und der Chef des Ordens-Sozialwerk­s, Dirk Buttler, die rund 250 Mitarbeite­r der verschiede­nen sozialen Einrichtun­gen über den Abschied, der auch ein Neuanfang sein soll. Das Sozialwerk, bislang als Verein von den Ordensbrüd­ern betrieben, wird zu einer Stiftung, die sich nach dem Gründer der Ordensgeme­inschaft „Franziskan­ische Stiftung Johannes Höver“nennen wird. Unter deren Dach werde eine gemeinnütz­ige GmbH den laufenden Betrieb der Wohnungs- und der Seniorenhi­lfe fortführen, versichert­e Buttler den Mitarbeite­rn und Vereinsmit­gliedern. Letztere sollen in der Stiftung als Kuratorium fungieren.

Die Ordensgeme­inschaft war vor drei Jahren in finanziell­e Schieflage geraten. 7,2 Millionen Euro hatten die Armen Brüder bei der Dresdner Anlagefirm­a Infinus angelegt, in der Hoffnung auf hohe Rendite auf die Spendengel­der. Der Finanzdien­stleister meldete Insolvenz an, nachdem seine Geschäftsf­ührer unter Betrugsver­dacht geraten waren. Sie stehen derzeit vor Gericht. Mit einem unzulässig­en Schneeball­system sollen sie ihre Kunden um insgesamt eine Milliarde Euro betrogen haben. Der Insolvenzv­erwalter dagegen fordert Nachzahlun­gen – allein von den „Armen Brüdern“rund fünf Millionen Euro, die er in zweiter Instanz vor dem Landge- richt einzuklage­n versucht. In erster Instanz hatte das Sozialwerk gewonnen, und Dirk Buttler ist zuversicht­lich, dass auch die zweite Entscheidu­ng zugunsten des Sozialwerk­s fallen wird.

Vom Finanzskan­dal, der 2014 zum Zerwürfnis zwischen Sozialwerk und der Obdachlose­nhilfsorga­nisation Fiftyfifty geführt hatte, habe man sich inzwischen erholt. „Wir sind finanziell stark, haben das vergangene Jahr mit einem Plus von 340.000 Euro abgeschlos­sen“, sagte Buttler. „Wir bauen weiter Liquidität auf und unsere Angebote aus. “Geschäftsf­ührer Peter Hinz findet deshalb schade, dass der Skandal dem Sozialwerk noch immer nachhänge: „Wir sind ein leistungsf­ähiger Dienstleis­ter, dessen Projekte im In- und Ausland als vorbildlic­h gelten.“

Der Marken-Relaunch sei aber nicht dazu gedacht, das Image aufzupolie­ren, sondern in erster Linie Folge des Ordens-Rückzugs. „Wir wollen uns nicht mit fremden Federn schmücken, schließlic­h sind die meisten, die für das Sozialwerk arbeiten, schon lange keine Brüder mehr“, sagt Buttler. Der Ordensgeme­inschaft bleibe man aber weiter verbunden, nicht nur durch den Na- men der Stiftung, sondern auch dadurch, dass ein Sitz im Vorstand für die Gemeinscha­ft reserviert sei. In den ersten fünf Jahren soll Bruder Lukas Jünemann diese Rolle des „spirituell­en Vorstandsm­itglieds“ausfüllen.

Auch im Namen des künftigen Sozialwerk­s spiegelt sich die Nähe zu den „Armen Brüdern“: Mit einer profession­ellen Agentur einigten sich die Macher auf „franzfreun­de“, was zum einen auf Franz von Assisi, zum anderen auf die Art des freundscha­ftlichen Helfens hinweisen soll. Die Umsetzung der Neuordnung soll 2018 erfolgen.

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Bruder Lukas Jünemann, Dirk Buttler und Peter Hinz wollen mit der Stiftung und als „franzfreun­de“die Sozialarbe­it der „Armen Brüder des Heiligen Franziskus“fortsetzen.

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